Kommunikativ
Kommunikation laut Watzlawick

- hochgeladen von Ingrid Dressel
( Watzlawick war ein Analytiker des Konstruktivismus, der seine Vorträge sehr humorvoll gestaltete. Eines seiner Bücher war: - Die Kunst des Unglücklichseins)
.Mein Ex war ein Beamter, der das deutsche Rechtswesen hochhielt und seit geschätzten 30 Jahren auf dem gleichen Stuhl am gleichen Tisch im gleichen Büro saß. Seine beruflichen und gewollten Beamtenmühen streifte er durch intensiven Sport von sich ab und erst dann spürte er sich richtig. Beim Joggen, vor allem aber beim Endouro Fahren, übte er sich in harter Männlichkeit und je härter die Touren in Kälte, Matsch und Regen mit nachfolgendem Muskelkater und vermiedenen oder tatsächlichen Stürzen waren, desto größer breitete sich der Stolz eines wahren Indianers inmitten der unüberwindbaren Steppe in ihm aus.
Auf Wanderungen stritt er aber regelmäßig mit seiner Karte und den widersimigen Zeichen an den Bäumen, die einfach nicht dazu zu passen schienen. So blieb uns oft nicht erspart, recht große Umwege zu tätigen.
In der Schweiz befanden wir uns einmal außerhalb jedes Kartenbereichs und hasteten bei einem aufziehenden Unwetter in Turbogang zurück.
Nebenbei hatte ich auf einer dieser Alpenwiesen das Interesse einer modebewussten Kuh erweckt, die ganz begeistert mimmer sehr gut und aufmerksam zuhören, und an jenem Abend hatte er mir am Telefon wieder ausgiebig zugehört.
Kommunikation nach Watzlawick
Immer Ärger mit der Familie! Ständig gibt es Probleme!
Ich muss mir heute meine Wut von der Seele reden, mache es mir im Sessel bequem und rufe meinen Freund an. Er ist sonderbar still am Telefon. Umso besser, dann kann ich ja reden und meinem Ärger Luft machen.
„Stell dir einmal vor, was meine Schwester jetzt schon wieder gemacht hat… Eine CD mit dem Staubsauger meiner Mutter eingesaugt. Wie kann man nur so gleichgültig sein. Die tut auch gar nichts, krümmt kaum mal einen Finger.“
„Faul.“ Konstatiert er.
„Ja, schrecklich faul. Sie hilft unserer Mutter überhaupt nicht, kommt nur sonntags zum Kaffeetrinken und zum Schwatzen, obwohl Mutter mit dem Haushalt doch nicht mehr zurechtkommt. Sie schafft esja noch nicht einmal, ihren Vogel zu versorgen.“
„Eine Schwalbe“ sagt er.
„Wie kommst du auf Schwalbe? Meine Mutter hat doch einen Wellensittich.“
Ich schweige einen Moment und runzle die Stirn.
„Und immer wird meine Schwester besser behandelt. Ich reiße mir den Arsch auf und kriege nie ein Dankeschön.“
Sehr knapp erwidert er: „Ins Abseits.“
„Ja, richtig ins Abseits werde ich gestellt. Das ist unglaublich. Schlimm. Und ich fühle mich wie in…“
„Ecke“.
„Ja, richtig in die Ecke gedrängt, da hast du vollkommen recht. Ich kann machen, was ich will…“
„Schleich doch nicht so rum!“
„ Wie bitte? Wie soll ich das denn verstehen? Ich tue doch genug.“
Er wird lauter:
„Na, komm schon, lauf.“
Was denkt sich mein Freund bei einer solchen Bemerkung?
Ich schnappe nach Luft.
„Spinnst du, ich arbeite so viel bei Mutter! Wenn Mutter mich nicht hätte…“
„Idiot!“ - sagt plötzlich noch lauter.
„Wie bitte?“
Jetzt werde ich aber wirklich ärgerlich. Er erdreistet sich, mich zu beschimpfen?
Bei meiner ganzen Arbeit? Was ist mit ihm los?
„Willst du sagen, ich bin ein Idiot, wenn ich mich für die Familie aufopfere? Guck dir doch bloß mal meinen Schwager an, diesen Nichtsnutz…“ beginne ich erneut.
„Taube Nuss!“ sagt er knapp.
Endlich hat er wieder Verständnis fü mich.
„Ja, aber irgendwie tut er mir ja auch leid mit seiner Augenoperation.“
„ Der braucht ´ne Brille! Der braucht ne Brille! Der sieht aber auch gar nichts!“
Sagte er empathisch bewegt.
Ich froh, wie sehr er mich versteht.
„Na, wenigstens meine Tochter besucht ihre Oma ab und zu. Obwohl, sie ist oft so hochnäsig, da könnte ich sie…
Weiter komme ich nicht, denn er wird laut udn schreit:
„Schieß! Drauf-halten!“
Ich zögere. Irgendwas stimmt hier nicht. Irgendwie ist er sehr merkwürdig.
„ Wieso? Wie meinst du denn das schon wieder? Ich greife sie lieber nicht an. Bei ihr kommen sofort böse Worte.“
Plötzlich jubelt er laut und vernehmlich und hält dann den Atem an.
Triumphierend ruft er: „Elfmeter!“
Meine Schultern sinken, ich bin verwirrt, zweifle an meinem Verstand.
„Das verstehe ich nun überhaupt nicht mehr… Was machst du da eigentlich?“
Ein Moment ist eine Pause, Ruhe.
Dann brüllt er aus voller Kehle:
„Tor! Tor! – Schalke hat gewonnen! “
Autor:Ingrid Dressel aus Bochum |
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