Selbstständige Tontechnikerin statt polnischer Erntehelfer
Spargelernte in Oberhausen trotzt Corona

Spargel, König der Gemüse, mangels Erntehelfer droht bei der Ernte ein großer Schaden. Auf dem Köstershof in Oberhausen-Schmachtendorf läuft die Ernte dennoch regulär weiter. Der Wochen-Anzeiger schaute vor Ort bei Landwirt Christoph Köster vorbei. | Foto: Christian Schaffeld
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  • Spargel, König der Gemüse, mangels Erntehelfer droht bei der Ernte ein großer Schaden. Auf dem Köstershof in Oberhausen-Schmachtendorf läuft die Ernte dennoch regulär weiter. Der Wochen-Anzeiger schaute vor Ort bei Landwirt Christoph Köster vorbei.
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Seit einer guten Woche läuft der Spargelverkauf auf dem Köstershof in Oberhausen-Schmachtendorf. Die Ernte im Stadtnorden läuft trotz der Coronakrise und den damit verbundenen Einreiseverboten für viele Erntehelfer aus Osteuropa regulär weiter. Das funktioniert auch dank tatkräftiger Unterstützung von Menschen, die ihren regulären Beruf wegen Corona derzeit nicht ausüben können.

Das Edelgemüse, das ursprünglich aus Griechenland stammt und Königen und Adeligen vorbehalten war, findet heute eine rege Abnahme bei Landwirt Christoph Köster. Obwohl es rund um Ostern erstaunlich ruhig im Hofladen zuging, ist Köster zufrieden. Das könnte auch daran liegen, dass er trotz der Coronakrise keine Probleme hatte, fleißige Erntehelfer zu finden.

Erntehelfer kommen aus der Nachbarschaft

Statt aus Osteuropa kommen die Helfer in diesem Jahr aus der direkten Nachbarschaft. Menschen, die aufgrund der Krise ihren Beruf nicht ausüben können, sind ebenso dabei, wie Studenten, die sich Geld dazu verdienen wollen. Diese kommen zwar nicht an das Pensum der Helfer mit jahrelanger Erfahrung heran, sind für den studierten Agrar-Ingenieur Christoph Köster aber Gold wert. "Klar ist es eine Umstellung, aber ich bin sehr froh über die Hilfe."

Tontechnikerin sticht Spargel

Eine der fleißigen Helfer auf dem Feld ist Alice Grümmer. Die selbstständige Tontechnikerin kann aufgrund der Coronakrise ihren eigentlichen Job nicht ausüben. "Als ich erfahren habe, dass Erntehelfer gesucht werden, habe ich gedacht, ich schreibe einfach mal eine Mail und bewerbe mich."

200 Meter langer Spargeldamm

Gesagt, getan – seit mittlerweile elf Tagen sticht sie den Spargel auf der 3,5 Hektar großen Fläche am Stein-acker. Nach kurzer Einarbeitung hat sie Gefallen an der Arbeit gefunden. Das bleibt auch Christoph Köster nicht verborgen: "Dafür, dass sie das vorher noch nie gemacht hat, macht sie ihre Arbeit wirklich gut!" Alice Grümmer wimmelt jedoch lachend ab: "Die Arbeit ist ja keine Raketenwissenschaft!" Bei dem Besuch wird in einer doch so schwierigen Zeit postive Energie vermittelt.
Das liegt aber wohl auch daran, dass ihr das Spargelstechen nicht so schwer fällt. "Weil ich nicht so groß bin, muss ich mich nicht so tief bücken. Einzig meine linke Hand schmerzt mit der Zeit." Kein Wunder, denn jedes Loch das die herausgestochene Spargelstange am 200 Meter langen Damm hinterlässt, muss wieder zugeschüttet werden.

Spargelspinnen heben die Folien an

Ein wenig Entlastung bekommen die Entehelfer aber durch die batteriebetriebenen Spargelspinnen, welche durch die Dämme rollen und die Folien anheben.
Besondere Vorkehrungen musste Köster trotz Corona nicht treffen. Die Abstände auf dem Feld sind ohnehin groß genug. Bei vier Ernte-helfern ist das also nur eine Randnotiz.
Da es bei unserem Besuch doch deutlich abgekühlt hat, waren die schwarzen Folien über den Damm gespannt. "Diese sammeln die Sonne und sollen den Damm warm kriegen", so Köster. Wie viel Spargel an einem Tag geerntet werden kann, hängt von der Temperatur ab und ist daher von Tag zu Tag unterschiedlich. Dementsprechend entwickelt sich auch die Preispolitik beim Spargel. Ist es wieder wärmer, wird die weiße Folie gespannt. Sie reflektiert dann die Sonne. "Auch das kann von Tag zu Tag wechseln."

20 Kilo pro Stunde

Durchschnittlich 20 Kilo pro Stunde sticht ein erfahrener Erntehelfer. Bei einem Zehn-Stunden-Tag sind das stolze 200 Kilo. Doch auch Alice Grümmer hat nach knapp fünf Stunden schon vier Kisten Spargel gestochen und kurbelt so den Verkauf nach oben. Trotz der Corona-Krise glaubt Köster nicht an gravierende Einbußen. "Wir haben den Spargel auch vorher nur an ein paar Restaurants verkauft. Überwiegend haben wir private Kunden." Und die können diesen weiter kaufen. Der Hofladen hat weiterhin geöffnet. Seit mittlerweile 25 Jahren baut der Köstershof Spargel an und hat sich so einen Namen gemacht. Aktuell ist er der einzige Hof in Oberhausen mit Spargelfeldern.

Anbau ist extrem teuer

Doch warum ist das so? Spargel ist schon im Anbau extrem teuer. "Einen Hektar zu pflanzen kostet uns sieben- bis achttausend Euro", so Köster. Hinzu kommt, dass frisch gepflanzter Spargel erst im dritten Jahr geerntet werden kann. Nach acht bis zehn Jahren muss zudem das Feld gewechselt werden, da der Spargel dann "abgeerntet" ist. Auch die Anschaffung von Spargelspinnen ist mit hohen Kosten verbunden, weshalb viele Landwirte davon Abstand nehmen.

Ernte endet am 24. Juni

Christoph Köster erfüllt Spargel-Fans jedoch ihren Wunsch vom Edelgemüse. Die Ernte läuft noch traditionell bis zum 24. Juni, dem Johannistag. Danach, so habe es die Erfahrung gezeigt, nehme die Qualität ab. "Die Wurzel ist dann ausgepowert", so Köster. Doch bis dahin kann der Spargel in vollen Zügen genossen werden – trotz Corona.

Spargel, König der Gemüse, mangels Erntehelfer droht bei der Ernte ein großer Schaden. Auf dem Köstershof in Oberhausen-Schmachtendorf läuft die Ernte dennoch regulär weiter. Der Wochen-Anzeiger schaute vor Ort bei Landwirt Christoph Köster vorbei. | Foto: Christian Schaffeld
Der Oberhausener Landwirt Christoph Köster präsentiert eine Kiste mit etwa 20 Kilo frisch gestochenem Spargel. | Foto: Christian Schaffeld
Autor:

Christian Schaffeld aus Oberhausen

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