Betroffen von FTI-Pleite
"Bad Meingarten" statt Kreta
Die erhoffte Erholung ist schon mal pfutsch für Nadine und Sven Abel aus Oberhausen. Nicht nur, dass der zweite Sommerurlaub in Folge ausfällt. Stattdessen erwartet das Paar Papierkram, nervige Hotlines und Warten auf die Rückerstattung.
Das Paar hat seinen Urlaub über FTI gebucht. Das Unternehmen, das als drittgrößter Reiseanbieter Europas in der vergangenen Woche Insolvenzantrag beim Münchener Amtsgericht gestellt und damit unzählige Urlaubsträume platzen ließ.
Gleich zweimal wurde der Urlaub abgesagt
So auch den der Abels. Das Ehepaar traf es allerdings gleich doppelt. "Wir hatten schon 2022 eine Reise in ein zauberhaftes, kleines Hotel auf Kreta gebucht", sagt Nadine Abel. In der Woche vor Abreise dann hatte ihr Mann Sven so starke Koliken und Bauchschmerzen, dass er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Ohne Befund wurde er entlassen, die Schmerzen verschwanden. Bis zum Nachmittag vor Abflug. "Wir sind dann wieder ins Krankenhaus. Dort wurden Nierensteine festgestellt. Anstatt im Flieger zu sitzen, lag Sven auf dem OP-Tisch", erinnert sich die 42-jährige Nadine. Im Nachhinein besonders ärgerlich für das Paar: Sven wurde am Abend nach der Operation wieder entlassen. "Hätten die Ärzte Anfang der Woche die Nierensteine entdeckt, hätte die Operation noch vor dem Urlaub stattfinden können", sagt Nadine.
Erst OP, jetzt FTI-Pleite
Als die Zahlung der Reiserücktrittversicherung auf dem Konto war, gönnte sich das Ehepaar dann kurz vor Weihnachten noch neun Tage Fuerteventura. "Unser Lieblingsziel", sagt die Oberhausenerin. Kurz zuvor hatten die Abels einen neuen Versuch gestartet und das Hotel auf Kreta, das ihnen im Katalog so gut gefällt, erneut für September 2024 gebucht. Nicht etwa online, sondern vor Ort im Reisebüro. Zweifel an der Solvenz von FTI waren damals kein Thema. "Irgendwann später habe ich in den Medien eine Meldung gelesen, dass FTI in finanzieller Schieflage ist. Aber dort stand, dass Kunden sich keine Sorgen machen müssten, weil ein Investor in das Unternehmen einsteige", erinnert sie sich. Mit ihrem Mann überlegte sie, ob sie umbuchen sollten, entschieden sich aber dafür, die Füße still zu halten. Ein Fehler, wie sich Anfang Juni zeigen sollte.
Preise sind gestiegen
Da die Abels eine Pauschalreise bei FTI gebucht haben, ist diese durch den "Deutschen Reisesicherungsfonds“ (DRSF) abgesichert. Er bietet eine verlässliche Insolvenzabsicherung, die Verbraucher im Insolvenzfall umfänglich schützt. Allein, wann die geleistete Anzahlung zurück auf dem Konto der Abels eingehen wird, wissen die Oberhausener noch nicht. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bis zum geplanten Reiseantritt im September erfolgen wird", sagt Nadine Abel. Hinzu kommt, dass die Reisepreise im Vergleich zu den Frühbucherangeboten vor einigen Monaten so stark gestiegen sind, dass den Oberhausenern die Lust vergeht, aktuell neu zu buchen. Und so steht für das Ehepaar Urlaub in "Bad Meingarten" an, wie die 42-Jährige schmunzelt erzählt. Was soviel bedeutet wie: Zuhause ist es auch schön!
Viel Papierkram, Zeit und Nerven
Neben der Korrespondenz mit dem DRSF muss die Oberhausenerin auch noch mit Eurowings und Condor in Verhandlungen treten. "Wir hatten zahlungspflichtige Extras wie XL-Sitze gebucht." Diese Sonderleistungen liefen nicht über die Pauschalreisenbuchung, sondern wurden direkt mit den Fluggesellschaften geschlossen. "Das ist wirklich ärgerlich. Statt zwei Wochen Erholung und sich-verwöhnen-lassen erwarten uns nun Mails, Hotlines und Warten auf die Rückerstattungen."
Nach Kreta, haben sich die Beiden vorgenommen, werden sie dann eben 2025 reisen. "Aller guten Dinge sind drei", sagt Nadine und lacht.
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