Aktuelle Umfrage - Schulstart 2024/25
Wartelisten für individuelle Leseförderung: Der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband plant Ausbau
Die Fähigkeit, richtig lesen zu lernen, ist in Deutschland keine Selbst-verständlichkeit mehr. Laut renommierter Bildungsstudien wie IGLU 2021 und PISA 2022 scheitert jedes vierte Kind am Ende der Grundschule an simplen Texten, und rund ein Viertel der 15-Jährigen kann nicht ausreichend lesen.
Um das zu ändern, engagieren sich beim MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. 15.000 ehrenamtliche Lesementor*innen. Sie unterstützen 19.000 Kinder und Jugendliche in Absprache mit den Lehrkräften an den Schulen dabei, ihre Lesefreude zu entdecken sowie Lese- und Sprachkompetenz aufzubauen.
Eine aktuelle Umfrage unter 93 der regionalen Vereine, in denen die Mentor*innen organisiert sind, zeigt, dass es in 55 Prozent der befragten Vereine volle Wartelisten mit Schüler*innen gibt, die dringend Leseförderung benötigen.
Aufgrund dieser alarmierenden Situation will der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. seine Leseförderung ausbauen. Dafür sucht er zum Beginn des neuen Schuljahres 2024/25 weitere ehrenamtliche Mitstreiter und plant neue Maßnahmen.
Für die individuellen Einzel-Lesestunden, zu denen sich ein*e Mentor*in mit je einem Lesekind wöchentlich verabredet, benötigen sie eine ruhige Umgebung, wie einen leeren Klassenraum. Dort können sie in entspannter Atmosphäre gemeinsam lesen, lachen und auch Sprachspiele einsetzen. Doch das ist oft nicht einfach: Die aktuelle Umfrage, die der Bundesverband mit seinen Mitgliedsvereinen durchführte, zeigt, dass 78 Prozent der Vereine zu wenige freie Räume an den Schulen als großes Problem erleben.
55 Prozent nennen die Raumnot auch als das größte Hindernis für mehr Wachstum, um noch mehr Kinder zu unterstützen. Viele MENTOR-Vereine könnten zwar mehr Lesementor*innen in die Schulen senden, aber dort gibt es für zusätzliche Lesetandems keinen Platz.
Eine besorgniserregende Entwicklung, weil mehr als die Hälfte der Vereine volle Wartelisten haben. Darauf vermerkt sind Schüler*innen, die von den Lehrkräften ausgewählt wurden, weil sie Unterstützung einer Lesementor*in brauchen.
Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V., erläutert: „Deutschland steckt in einer massiven Lesekrise. Der Förderbedarf ist so groß wie in den letzten 20 Jahren nicht, die Schulen fragen unsere ehrenamtliche Förderung so stark an wie noch nie. Wenn wir die Kinder jetzt nicht gezielt unterstützen, hängen wir sie wissentlich ab. Um noch mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen, möchte MENTOR sein Lesestunden-Angebot ausbauen.“
Die aktuelle Umfrage zeigt auf, wo der Verband ansetzen kann. Folgende Maßnahmen sind geplant:
- Neue Lesementor*innen gewinnen und qualifizieren.
- Kooperationen mit Trägern der Ganztagsbetreuung stärken, für mehr Lesestunden in der Nachmittagsbetreuung der Schulen.
- Flächendeckender Ausbau von Online-Lesestunden als Zusatzangebot, per Videokonferenz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert dieses Programm.
- Mehr Bildungspartnerschaften mit den Bundesländern, um weitere Schulen über die Leseförderung von MENTOR nach dem 1:1-Prinzip zu informieren.
„Mit der im Juni geschlossenen Bildungspartnerschaft mit dem Schulministerium in Nordrhein-Westfalen wollen wir mehr Kooperationsschulen gewinnen. Ähnliche Partnerschaften streben wir in anderen Bundesländern an “, führt Huguette Morin-Hauser,
1. Vorsitzende des MENTOR–Bundesverbands, aus. „Außerdem entwickeln wir als zusätzliches Angebot gerade die ‚Online-Lesestunden‘. Dabei können mehrere Kinder mit Headsets in einem Schulraum sitzen und ihre persönliche Mentorin oder ihren Mentor einzeln in je einer Videokonferenz treffen. So fördern wir mehr Kinder, ohne dass mehr Mentoren in die Schulen kommen.“
Die Fähigkeit zu lesen bildet das Fundament für den Zugang zu Wissen, gesellschaftlicher Teilhabe und die Entfaltung individueller Potenziale. Unterstützen Sie MENTOR – Die Leselernhelfer durch Spenden oder ehrenamtliches Engagement, um Bildungsarmut und
-ungleichheit sowie soziale Ausgrenzung zu bekämpfen. Weitere Informationen finden Sie auf www.mentor-bundesverband.de.
Über die Umfrage
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage, an der 93 Mitgliedsvereine des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V. von Mai bis Juni 2024 teilgenommen haben. Sie beantworteten 90 Fragen im Multiplechoice-Format.
Über den MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.
Das erfolgreiche Förderprinzip von MENTOR – Die Leselernhelfer beruht auf drei Säulen: Dem 1:1-Prinzip, d.h., jedes Kind wird individuell betreut, einmal pro Woche, mindestens ein Jahr lang. Außerdem sind die Erfolgsfaktoren: Bildung durch Bindung und eine entspannte Lernatmosphäre. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Der Bundesverband mit Sitz in Köln sorgt vor allem für die Qualifizierung der Lesementor*innen und das Bereitbestellen von Materialien, damit sie ihr Ehrenamt gut vorbereitet aufnehmen und bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe begleitet werden. Die Schirmherrschaft haben Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier.
Autor:Agnes Gorny aus Oberhausen |
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