Oberhausen ist der „Zweirad-Nabel der Welt"
Moped-Museum in Holten feiert kleines Jubiläum

Die Besucher beim Schnuppertag im Moped-Museum an der Waldteichstraße in Holten hatten die Qual der Wahl, welches der "historischen Schätzchen" sie als erstes streicheln sollten.
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  • Die Besucher beim Schnuppertag im Moped-Museum an der Waldteichstraße in Holten hatten die Qual der Wahl, welches der "historischen Schätzchen" sie als erstes streicheln sollten.
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„Die Leute waren entwöhnt und hatten sich riesig gefreut, mal wieder eine Maschine zu streicheln“, strahlt Peter Wedig mit der gelegentlich auftauchenden Sonne. Der „Museums-Direktor“ im Zweirad-El Dorado an der Waldteichstraße 93 in Holten reibt sich erstaunt die Augen. Mit so vielen Besuchern hatten er und seine Mitstreiter nicht gerechnet.

Nach längerer Corona-bedingter Zwangspause öffnete das weit über die Grenzen der Region hinaus bekannte Moped-Museum am letzten Sonntag wieder seine Pforten. Betreiber ist der Moped-Club Neumühl aus dem Duisburger Norden. Dort platzten Wedigs Garagen in seiner Schreinerei in Neumühl und die der Clubmitglieder längst aus allen Nähten, so dass man dankbar war und ist, in Holten eine dauerhafte Heimat für die historischen Schätzchen aus der Zeit aus der Zeit der deutschen Wirtschaftswunders und weit davor gefunden zu haben.

Das ist jetzt schon fünf Jahre her, so dass das Museum im Grunde genommen ein kleines Jubiläum feiern kann. Aber so richtig nach Feiern ist den Beteiligten aufgrund der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie, den auch in Oberhausen weiterhin hohen Inzidenzwerten und vor allem aufgrund des Krieges in der Ukraine eigentlich nicht zu Mute.

"Ganz schön
gefachsimpelt"

Um den Besuchern aber ein wenig Abwechslung im „anspruchsvollen Alltag“, wie Wedig es formuliert, zu bieten, hat man sich entschlossen, das Museum, wie vorher üblich, jeweils am dritten Sonntag eines Monats zu finden. Jetzt war es wieder soweit. „Da wurde wieder ganz schön gefachsimpelt“, sagt Wedigs „Vize“ Frank Müller.

Zugleich hat der Club wieder sein soziales Engagement unter Beweis gestellt. Nachdem man schon im letzten Jahr für die Betroffenen der Flutkatastrophe an der Ahr gesammelt hatte, bat man diesmal um Spenden für die Leidtragenden des Ukraine-Krieges. Immerhin kamen exakt 684 Euro zusammen, die jetzt an eine entsprechende Hilfsorganisation überwiesen werden.

„Endlich können wir mal wieder einen Blick auf die Mopeds werfen“. Dieser Satz war oft zu hören. In der mehrmonatigen Pause haben die Moped-Freaks nach Kräften geschraubt, restauriert und poliert. Und Zuwachs hat man sich auch an Land gezogen. Inzwischen „beherbergt“ die große Halle an der Waldteichstraße fast 300 Mopeds. „Wahnsinn, was hier abgeht“, bemerkt ein staunender Besucher und tippt dem Berichterstatter ungläubig auf die Schulter.

"Die Verrückten
sterben nicht aus"

Das habe etwas mit Leidenschaft zu tun, meint Wedig. Lachend ergänzt er: „Die Verrückten sterben halt nicht aus.“ Besagte Leidenschaft hat ihn selbst schon früh gepackt, und daraus ist im Laufe der Jahre und Jahrzehnte etwas entstanden, das sich sehen lassen kann, und zwar im wahren Sinn des Wortes. In mehreren Garagen, Keller- und Nebenräumen seiner Schreinerei in Neumühl haben immer noch gut 100 historische Mopeds eine Heimat. Eine kleine Schrauber-Werkstatt gehört ebenfalls dazu.

„Nur“ gut 100 Zweitakter deshalb, weil halt die meisten Maschinen inzwischen an der Waldteichstraße 93 in Holten zuhause sind. Dort hatte die Schreinerei seinerzeit ein weiteres großes Gewerbeobjekt bezogen. „Und da gab es dann noch eine entsprechende Halle für unser Hobby“, so Peter Wedig, „und Holten grenzt ja direkt an Neumühl und ist ganz schnell zu erreichen.“

Eigenleistung mit
"Muskelhypothek"

In Holten ist ein richtiges Moped-Museum „unter Duisburger Geburtshilfe“ auf den Weg gebracht worden: „Sie hätten sich die Halle mal im Ursprungszustand ansehen sollen“. Durch private Eigenleistung und mit „Muskelhypothek“ ist da längst etwas entstanden, das in der gesamten Region Vorzeigecharakter hat. Da ist etwa die alte Urania von 1934, die beim Betrachten suggeriert: „Wie wär's mit einem Ausritt?“. Oder die Kult-Mopeds von Kreidler, Zündapp, Puch oder Hercules.

„Mein erstes Moped bekam ich mit 16 Jahren, eine Hercules K 50 SE“, erzählt Peter Wedig im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Als er 18 wurde, hat er sie verkauft, um was Neues zu haben. Keine zwei Jahre später hat der inzwischen über 60-Jährige, mit weiterhin jugendlichem Elan und ungebremster Euphorie ausgestattet, seinen „Erstling“ zurückgekauft, und dann ging es so richtig los.

"Auch ein Moped
muss mal Gassi gehen"

Schnell hat er langjährige Weggefährten gewonnen, die dann auch bei der Idee des Moped-Museums mitzogen. Zu Anfang war Holten noch ein Insider-Tipp. „Jetzt überrollen uns die Leute“, meint Wedig. Dem will man unter Einhaltung der jeweils geltenden Corona-Regeln auch weiterhin Rechnung tragen. Im April wird statt des dann anstehenden Sonntags bereits einen Tag vorher das große Rolltor hochgezogen und das bleibt länger oben als sonst. Am Samstag, 16. April, ist das Oberhausen-Duisburger Moped-Museum dann von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet.

Auch freuen sich die Club-Mitglieder auf die wärmere Jahreszeit, um dann mit einigen der allesamt verkehrstauglichen Zweirad-Oldies Ausflugstouren zu unternehmen. „Auch ein Moped muss mal Gassi gehen“, lacht Wedig.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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