Neue Assistenzsoftware bei der Caritas
Mehr Barrierefreiheit
Für Nutzer*innen mit Behinderung ist die Homepage der Caritas www.caritas-oberhausen.de ab sofort über eine Assistenzsoftware leichter zugänglich: Mit eye-able® können sie die Webseiten für eine bessere Sichtbarkeit visuell anpassen und die Texte - gestützt durch eine künstliche Intelligenz - in Einfache Sprache übersetzen lassen.
"Wir gehen damit den nächsten notwendigen Schritt in Richtung einer barrierearmen Gestaltung unserer Kommunikation und machen sie für mehr Menschen nutzbar, egal ob mit oder ohne Behinderung", ist Caritasdirektor Michael Kreuzfelder überzeugt. Rund die Hälfte der Einrichtungen der Caritas Oberhausen gehört zur Eingliederungshilfe.
Dabei bietet eye-able® eine umfassende Lösung: Mit Klick auf das Zeichen beginnt die Übersetzung der Texte auf der Website in Einfache Sprache - mittels einer künstlichen Intelligenz. "Das sollten viel mehr Websites so machen!", sagt Jochen Riemer, der die Funktionen auf der Caritas-Webseite im Projekt-Büro von "Lass‘ mal gemeinsam machen. Inklusives Kulturleben in Oberhausen" getestet hat. Damit erneuert er eine der Forderungen, die beim Protestmarsch zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 6. Mai an Oberbürgermeister Daniel Schranz übergeben wurde. Doch nicht nur Menschen mit einer Lernbeeinträchtigung hilft die Einfache Sprache. "Ebenso profitieren Migrant*innen mit geringen Deutschkenntnissen, Menschen mit einer Lese-/ Rechtschreibschwäche oder Senior*innen und die nutzen die Website und unsere Angebote genauso", erläutert Kreuzfelder.
Dieser Teil der Assistenzsoftware des Unternehmens "Web Inclusion" aus Margetshöchheim wurde erst am 7. Mai zum Patent angemeldet. Das eigentliche eye-able®-Werkzeug, das seit 2021 auf dem Markt ist und an einem markanten Männchen auf der Website zu erkennen ist, hilft vor allem bei der visuellen Anpassung: Mit rund 25 Funktionen können Nutzer*innen die Website ihren individuellen Bedürfnissen anpassen, vom Kontrastmodus, über Vergrößerung bis hin zum Screenreader, der die Seite vorliest.
Die Software des Start-Ups wurde mehrere Jahre lang in Usability-Tests und Eye-Tracking-Analysen mit Menschen mit verschiedenen Behinderungen aus allen Altersgruppen und in Zusammenarbeit mit Blindeninstituten entwickelt. Heute ist Eye-Able bereits auf über 15.000 Websites integriert und für rund 80 Millionen Nutzer*innen monatlich bedienbar.
Hintergrund: Unterscheidung von "Leichter Sprache" und "Einfacher Sprache"
Leichte Sprache im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention hat das Ziel, Menschen mit Leseschwierigkeiten die Teilhabe an Gesellschaft und Politik zu ermöglichen. Sie folgt bestimmten Regeln und zeichnet sich u.a. durch kurze Hauptsätze aus, Verzicht auf Nebensätze, die Verwendung bekannter Begriffe und Erklärung schwieriger Wörter Nach jedem Satzzeichen sowie bei sinnvollen Satzabschnitten wird ein Absatz gemacht. Die Optik von Bild und Schrift muss übersichtlich sein.
Für die Einfache Sprache gibt es im Gegensatz dazu kein Regelwerk. Sie ist durch einen komplexeren Sprachstil gekennzeichnet. Die Sätze sind länger, Nebensätze sind zulässig und sämtliche im Alltag gebräuchlichen Begriffe werden als bekannt vorausgesetzt.
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