"Ich bin da!"
Konkrete Nächstenliebe

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Mit der Nächstenliebe ist das so eine Sache: Nur darüber reden reicht nicht aus, man muss auch ins Handeln kommen. Das dach­ten sich auch eine Reihe katholischer und evangelischer Christen, und gründeten be­reits 2015 eine Initiative, um Geflüchteten zu helfen. Daraus entstand dann 2021 der Ver­ein «Ich bin da e.V.,», der allen Menschen mit ge­rin­gem Einkommen Unterstützung bietet.

„2015 waren einige Gemeindemitglieder der Gemeinde St. Marien Rothebusch zu einer Veranstaltung auf der Wolfsburg zum Thema Flüchtlingswelle“, erzählt Annette Bringen­berg, Vorsitzende des Vereins. Der damalige, mittlerweile verstorbene Diakon Ewald Hill­mann hatte dann pfarreiweit und auch die evangelische Kirche zu einem Treffen ein­ge­la­den. „Am Anfang war das alles etwas un­struk­tu­riert“, gesteht Annette Bringenberg, „aber wir dachten uns: Einfach mal machen“.

„Einfach mal machen“

Es wurde zu Sachspenden aufgerufen, ins­be­son­dere Dinge für die Haushalts­füh­rung. Sei­tens der evan­ge­lischen Kirche wur­de ein ehe­maliges Pfarrhaus als Lager und Abgabe­stelle zur Verfügung gestellt. „Als ich das er­ste mal da drin war, dachte ich mir: Was sol­len wir hier, das ist doch viel zu groß“, er­in­nert sich Annette Bringenberg. „Aber das war innerhalb von zwei bis drei Wochen voll“, so groß sei die Spendenbereitschaft gewesen.

Diakon Hillmann und die ebenfalls maß­geb­lich beteiligte Sabine Köther, damals bei der Caritas, zogen sich nach einiger Zeit mehr und mehr aus dem Projekt zurück, da beide natürlich noch anderer Aufgaben­gebiete hat­ten. Die Aufgaben wurden dann an An­net­te Brin­genberg als Ehrenamtliche über­tra­gen.

Großer Zulauf

Das Projekt wurde immer größer, es wuch­sen Strukturen: Öffnungszeiten wurden fest­gelegt, Leute eingeteilt für die Ausgabe oder das Sortieren der Spenden. „Wir waren im­mer genug Helfer“, so Annette Bringenberg. Die waren auch nötig, denn in den ersten zwei Jahre standen an jedem Tag rund 150 Leute vor der Tür, auch im Winter. „Ich bin dann da hingefahren mit 20 Kannen Tee im Gepäck“, erinnert sie sich schmunzelnd.

Zwei weitere Umzüge wurden im Laufe der Jahre nötig, weil es durch die Besitzer für die bis dahin genutzten Immobilien andere Plä­ne gab.
Vom ehe­mali­gen Pfarrhaus ging es in die Vikarie­straße, von dort dann im März 2022 an den jetzigen Stand­ort in der Kirch­straße.

Mehrmals umgezogen

Alle Umzüge, jeweils mit jeder Men­ge an zu transpor­tie­renden Sachspenden, wur­den in Eigen­regie durchgeführt. Beim letzten Mal haben die Pfadfinder aus Osterfeld tat­kräftig ge­hol­fen.

Rund 20 Ehrenamtliche kümmern sich mitt­ler­weile um die Annahme, das Sortieren und die Ausgabe der Sachspenden. „Wir haben ein tolles Team“, freut sich Annette Bringen­berg. Dazu gehören auch Geflüchtete, die teil­weise von Anfang an dabei sind.

Oder die von Annette Bringenberg «auf­ge­ga­belt» wur­den: „Kennengelernt habe ich Jodi bei der Spendenaktion im Centro. Wir waren zusam­men eine rauchen und sind ins Ge­spräch ge­kom­men. Er hat mir erzählt, dass er Lan­ge­weile habe. Er sitze in seinem Wohnheim, ha­be kein Anrecht auf eine Woh­nung oder Aus­bildung“. Da habe sie ihn ein­geladen, einfach bei «Ich bin da» mit­zu­ma­chen. Andere Ge­flüch­tete, die anfangs noch dabei waren, haben mitt­ler­weile einen Aus­bil­dungsplatz oder eine Festanstellung ge­funden, oft mit tatkräftiger Unterstützung durch die Caritas.

Da alle Sachspenden gegen eine kleine Spen­de abgegeben werden – kostenlos wür­de das wohl nicht funktionieren – bleiben nach Abzug der laufenden Kosten für Miete und Heizung noch Gelder übrig. „Damit haben wir bislang z.B. die Tafel unterstützt, die Pfad­fin­der oder Solwodi, eine internationale Men­schen­rechts- und Frauenhilfs­organi­sa­tion“, so Annette Bringenberg.

„Monatlich kommen rund 200 bis 300 Men­schen zu uns, ca. 75% davon sind Ge­flüch­te­te. Aber es kommen jetzt zunehmend Deut­sche rein, das merken wir sehr deutlich, und das wird auch mehr werden“. Umso wich­ti­ger, dass «Ich bin da» für konkrete Nächsten­liebe steht und den Vereinsnamen wörtlich nimmt.

Weitere Informationen:
Ich bin da e.V.
Annette Bringenberg
0162 3954914
Kirchstraße 16
46117 Oberhausen
info@ichbindaoberhausen.ruhr

Autor:

Gers Hülsmann aus Oberhausen

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