Leichte Sprache, damit alle verstehen

Klartext im Alltag

"Es geht immer darum, dass viele Menschen Informationen verstehen können", fasst Stephanie Franken, Leiterin von "Leben im Pott" und vom "Büro für leichte Sprache" den Kern ihrer Arbeit zusammen. Und um das zu gewährleisten, arbeitet das Team in Tandems zusammen: Übersetzer in leichte Sprache und Prüfer, Menschen, die leichte Sprache benötigen.

Von Andrea Rosenthal

Und wichtige Informationen, die alle benötigen, gibt es viele. Sei es der Mieterführerschein, ein Info-Heft rund um Mietverträge, Versicherungen und mehr, oder die Broschüre zur Patientenverfügung oder auch in Zusammenarbeit mit Wirtschafts- und Tourismusförderung Oberhausen Informationen zu den 35 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Stadt.

Nicht nur die Stadt Oberhausen oder das Justizministerium des Landes NRW haben die Bedeutung der leichten Sprache erkannt und sind Stammkunden im Büro an der Marienburgstraße 14. Die Aufträge kommen von vielen Städten und auch von Unternehmen. Sie reichen von kurzen Broschüren bis hin zur Bearbeitung des Internetauftritts. "Für die Übersetzung aller Internetseiten nordrhein-westfälischer Gerichte haben wir sogar den Inklusionspreis des Landes NRW erhalten", ist Stephanie Franken stolz auf die Arbeit ihres Teams. Doch es bleibt viel zu tun. Bis 2025 müssen alle Firmen laut Gesetz eine barrierearme Homepage in leichter Sprache haben.

Fast jeder Zehnte betroffen

Doch warum ist das so wichtig? Auf leichte Sprache sind nicht nur Menschen mit einer Lernbehinderung angewiesen, sondern auch Sprach- und Sprechgestörte, Analphabeten, Menschen mit anderen Muttersprachen oder Menschen nach Schlaganfällen oder mit Demenzerkrankungen. Das betrifft in Deutschland mehr als acht Millionen Menschen, also knapp jeden zehnten Einwohner.

Sie alle können mit leichter Sprache in den Alltag eingebunden werden. Das ist auch das Besondere am Büro für leichte Sprache in Oberhausen. Es ist entstanden aus der Arbeit von "Leben im Pott". Sozialarbeiterin Stephanie Franken erklärt: "Ich habe leichte Sprache in der täglichen Arbeit von den 'Muttersprachlern' gelernt." Erst später habe sie angefangen, sich mit den Regeln zu beschäftigen. Ihr ist wichtig: "Leichte Sprache ist eine Haltung. Man will verstanden werden." Es geht um ein Miteinander auf Augenhöhe.

Miteinander auf Augenhöhe

Übersetzerin und Sozialarbeiterin Sandra Komanek weiß: "Inklusion wollen viele, aber bei uns wird sie gelebt. Meine Arbeit ist nur so gut wie die der Prüfer." Diese Prüfer sind Menschen mit Lernschwierigkeiten, die im Büro für leichte Sprache fest angestellt sind. Alles, was Stephanie Franken und Sandra Komanek umformulieren, geht durch ihre Hände. Und erst wenn Susanne Höch, Leo Plytas-Greca und die anderen Prüfer die Verständlichkeit bescheinigen, ist die Arbeit getan.

In Zusammenarbeit mit der VHS bietet das Büro für leichte Sprache Kurse "Englisch in leichter Sprache" an. Auch in der Demokratiewoche im September wird es Diskussionsveranstaltungen in leichter Sprache geben. Und nicht zuletzt kann jeder leichte Sprache lernen. Informationen zu den Kursen gibt es über leichte-sprache@lebenshilfe-oberhausen.de oder Tel. 0208.99528111.

Leichte Sprache hat Regeln

• Es gibt kurze Sätze.
• Lange Haupt-Worte werden getrennt geschrieben.
• Es gibt keine Fremd-Worte, Fach-Worte, Sonder-Zeichen und Abkürzungen.
• Oder es gibt Erklärungen.
• In den Texten gibt es keinen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Schreib-Weise. Es sind immer alle gemeint.
• Es wird immer das kurze Wort gewählt. Also Zug statt Eisen-Bahn.
• Jeder Satz hat eine Zeile.
• Gedruckt wird in Arial 14 Punkt.