Kitchen Truck bringt kulinarische Vielfalt
Interkultur auf Rädern
Was haben die beleuchtete Bahnhofsuhr, die Galerie im Unterhaus, Deutschkurse und reich gedeckte Tische gemeinsam? All das gibt es nur Dank kitev (Kultur im Turm), einem Zusammenschluss aus Künstlern und Stadtplanern, mit dem Ziel das Leben in Oberhausen für alle schöner zu machen.
Von Andrea Rosenthal
Tausende laufen täglich am Willy-Brandt-Platz1 vorbei ohne zu ahnen, dass der alte Wasserturm des Hauptbahnhofs einen gesellschaftlichen Schatz beherbergt. Dort ist der Sitz des Vereins Kultur im Turm (kitev). kitev wurde 2006 von Ateliers Stark und Tank-FX gegründet, nachdem diese die Ausschreibungen zur Umgestaltung des Museumsbahnsteigs gewonnen hatten und von dort den architektonisch einzigartigen Leerstand, den Turm des denkmalgeschützten Hauptbahnhofs, entdecken.
Ein Turm voller Engagement
Über die Etagen sechs bis acht erstrecken sich zwei riesige Wassertanks aus Beton, die heute für Theater- und Klangkunst genutzt werden. Darunter war die Eisenbahnverwaltung. Diese Etagen wurden in Eigeninitiative umgebaut und dienen nun als Wohnstätte für Künstler in Residence, als Kursräume und zur Projektplanung.
Dort arbeiten aktuell Robert Barbarino von kitev und die freie Architektin Petra Jablonická an der Realisierung des Refugees Kitchen Truck 2.0. Mit ihm will kitev Sichtbarkeit für seine Arbeit schaffen, indem das Community Dinner, das schon heute jeden Freitag von 17 bis 21 Uhr im Erdgeschoss des Bahnhofsturmes für Jedermann gegen einen kleinen Beitrag geöffnet ist, als Kochworkshop oder Catering auf Festivals und in Städte in der Umgebung gebracht wird.
Einen Truck, mit dem das geht, gibt es bereits seit 2016. "Doch das ist ein alter Diesel, für den man einen Lkw-Führerschein benötigt und er ist nicht umweltfreundlich", fasst Robert Barbarino zusammen. Deshalb hat man sich nach Alternativen umgesehen und fand mit dem Architekturstudiengang der Hochschule Düsseldorf einen geeigneten Partner. Petra Jablonická wusste, dass man in der Landeshauptstadt schon an mobilen Küchen für Lastenräder arbeitete und knüpfte den Kontakt.
Nachhaltig muss es sein
Im Rahmen der Fördermaßnahme Creative City ist der Refugees Kitchen Truck eines von fünf Real-Laboren. 60.000 Euro standen zunächst für die Arbeit zur Verfügung. Davon kaufte kitev einen EVUM Truck. "Der eTruck hat eine Reichweite von 200 Kilometern und kann mit einem Pkw-Führerschein gefahren werden. Er ist ein rein deutsches Produkt, leicht zu reparieren und hat keine Teile verbaut, die man eventuell aufwändig und wenig nachhaltig aus China besorgen muss", schildert Petra Jablonická die Vorteile. Seit wenigen Wochen steht nun das knallig orange Gefährt in der Garage der Hochschule Düsseldorf.
Kitchen Truck soll 2025 auf Tour gehen
Nun geht es an die Realisierung. Seit 2023 planen die Studierenden den Aufbau für den Truck. Er soll Solartechnik enthalten, um die Elektrogeräte mit Sonnenenergie zu betreiben. Außerdem als eine Art Kücheninsel Arbeitsplätze für sechs bis acht Leute und ausklappbare Flächen für Sitzgelegenheiten.
Bis zum Sommer 2025 soll alles fertig sein. "Um Induktionskochfelder, Solarmodule und Kühlschränke zu finanzieren, suchen wir noch nach Sponsoren", berichtet Robert Barbarino. Gut 18.000 Euro für den wandelbaren Aufbau und Mittel für den Innenausbau werden noch benötigt. Einige Stiftungen sind bereits angeschrieben, private Helfer können kitev unter mail@refugeeskitchen.com kontaktieren.
Essen bringt Gemeinschaft
Wenn alles fertig ist, übernimmt die Tunesierin Samia Abet den Refugees Kitchen Truck. Sie ist schon heute mit einem Team von Freiwilligen aus acht Nationen für das interkulturelle Frauenfrühstück (immer mittwochs von 10 bis 12 Uhr im Erdgeschoss des Wasserturms) und für das freitägliche Community Dinner zuständig. Sie erzählt: "Kochen ist für uns Heimat und Gemeinschaft. Gleichzeitig lernen die Frauen dabei die deutsche Sprache."
Auf den Tisch kommen unter anderem syrische, tunesische und ukrainische Speisen. "Vieles bei uns ist auch vegan", verrät Samia Abet. Wer freitags dazustoßen möchte, kann dies auch spontan tun. Es treffen sich immer um die 30 Menschen aus der Nachbarschaft. Man spricht Deutsch, Ukrainisch, Französisch, Arabisch und Englisch. Für das Essen wird um eine Spende von 5 Euro gebeten.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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