Freiwilligendienst feiert 60. Geburtstag
FSJ im dwo: viel gelernt fürs (Berufs-)Leben

Dass Ben Horstkamp (25) sein Freiwilliges Soziales Jahr im Psychosozialen Gesundheitszentrum des Diakoniewerks Oberhausen absolvierte, mag zwar schon fünf Jahre her sein. Die Erfahrungen, die er während der Zeit dort sammeln durfte, kommen ihm dagegen bis heute zugute. | Foto: dwo/Lisa Peltzer
  • Dass Ben Horstkamp (25) sein Freiwilliges Soziales Jahr im Psychosozialen Gesundheitszentrum des Diakoniewerks Oberhausen absolvierte, mag zwar schon fünf Jahre her sein. Die Erfahrungen, die er während der Zeit dort sammeln durfte, kommen ihm dagegen bis heute zugute.
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Dass Ben Horstkamp (25) sein Freiwilliges Soziales Jahr im Psychosozialen Gesundheitszentrum des Diakoniewerks Oberhausen absolvierte, mag zwar schon fünf Jahre her sein. Die Erfahrungen, die er während der Zeit dort sammeln durfte, kommen ihm dagegen bis heute zugute. Ein Interview anlässlich des 60. Geburtstags des Freiwilligendienstes in diesem Jahr.

dwo: Warum haben Sie sich überhaupt für ein FSJ entschieden?
Ben Horstkamp: „Ich wusste schon immer, dass ich gern etwas im Bereich Soziale Arbeit machen möchte. Mein Ziel war also, Praxiserfahrung zu sammeln und auszuprobieren, ob die intensive Arbeit mit Klientinnen und Klienten auch wirklich etwas für mich ist.“

Wo haben Sie sich schlau gemacht bzw. wie sind Sie auf uns gekommen?
„Eine Freundin meiner Mutter arbeitet im Psychosozialen Gesundheitszentrum (PGZ). Weil sie wusste, dass ich mich ebenfalls für den Bereich interessiere, hat sie mir den Tipp gegeben, im PGZ anzufragen.“

Haben Sie sich im Vorfeld vorbereitet?
„Die Freundin meiner Mutter hatte mir erklärt, was auf mich zukommen würde. Zusätzlich hatte ich mit dem zuständigen Fachbereichsleiter Michael Böringschulte die Inhalte besprochen. Darüber hinaus habe ich mich jedoch nicht groß vorbereitet.“

Wie sind Sie aufgenommen/ins Team integriert worden?
„Ich war ein vollwertiges Mitglied im Team und dementsprechend sehr gut eingebunden. Generell behandeln sich dort alle mit viel Respekt und schätzen den anderen und dessen Arbeit wert.“

Was waren Ihre Aufgaben?
„Neben meiner Arbeit im Betreuten Wohnen (BeWo) habe ich vor allem verschiedene Gruppen im Rahmen der offenen Angebote geleitet – zum Beispiel die Frühstücks- und die Dartgruppe – und hausmeisterliche Tätigkeiten übernommen.“

Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
„Nachdem ich eingearbeitet war, durfte ich unter fachlicher Anleitung größtenteils sehr eigenständig arbeiten. Gut gefallen haben mir auch der Kontakt mit den Menschen und die Dankbarkeit, die ich oft erfahren habe. Mit einigen Klientinnen und Klienten hatte ich eine engere Bindung und war emotional noch mehr involviert, sodass ich ihre Erfolge richtig mitgefeiert habe.“

Was hat Ihnen weniger gefallen?
„Mir persönlich war der Anteil hausmeisterlicher Tätigkeiten zu hoch. Das hatte ich im Rahmen eines Feedback-Gesprächs am Ende des FJS auch kommuniziert. Das Team hat unmittelbar auf meine Rückmeldung reagiert, sodass der Anteil mittlerweile geringer ist.“

Gibt es einen besonderen Moment, an den Sie sich gern zurückerinnern?
„Ich kann mich noch gut an das Sommerfest erinnern. An diesem Tag lag der Fokus weniger auf den seelischen Erkrankungen der Klientinnen und Klienten und auf dem Finden von Lösungen für deren Probleme. Wir haben einfach mal nur gefeiert. Weniger schön war, dass einer unserer Klienten in der Zeit, in der ich mein FSJ im PGZ absolviert habe, gestorben ist.“

Was hat Ihnen das Jahr gebracht? Menschlich? Beruflich?
„Bis zum Beginn meines freiwilligen sozialen Jahres war ich eher schüchtern; bei der Arbeit im Team, mit Klientinnen und Klienten oder im Umgang mit Behörden habe ich aber schnell gelernt, meine Schüchternheit ablegen zu müssen, mich zu organisieren und selbstständig zu sein. Außerdem lernt man, was es bedeutet, ein Berufsleben zu haben und Vollzeit arbeiten zu gehen.
Zudem war die Kombination aus FSJ und Studium nahezu perfekt. Während meines FSJ hatte ich nicht nur die Möglichkeit, direkt mit Menschen mit seelischen Erkrankungen in Kontakt zu kommen und so die verschiedenen Krankheitsbilder besser kennenzulernen und zu verstehen. Ich habe außerdem gelernt, das Schicksal der Betroffenen nicht (nur) zu bedauern, sondern Lösungen für meist multiple Problemlagen zu finden. In der Praxis ist es außerdem viel einfacher, ein für sich selbst gesundes Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zu finden. Dafür hat mir mein Studium geholfen, vor allem in meiner beratenden Tätigkeit noch professioneller und fachlich fundiert aufzutreten. Zu Beginn habe ich eher intuitiv gehandelt.“

Würden Sie anderen ein FSJ empfehlen? Warum?
„Auf jeden Fall. Ich habe so viele (Praxis-)Erfahrungen sammeln dürfen, auf die ich sowohl im Privaten als auch im Berufsleben immer wieder werde zurückgreifen können. Einzig: Man muss sich im Klaren darüber sein, dass man von dem Geld, das man in der Zeit verdient, nicht wirklich auf eigenen Beinen stehen kann.“

Was machen Sie aktuell?
„Derzeit arbeite ich in Teilzeit (19,5 Stunden) als Werksstudent im Betreuten Wohnen (BeWo) im PGZ. Geplant ist, dass ich im Sommer dieses Jahres mein Studium an der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf abschließe. Ob ich danach im dwo bleibe, ist derzeit noch offen.“

Haben auch Sie Lust auf ein Freiwilliges Soziales Jahr beim dwo? Alle Informationen zum FSJ finden Sie online. Bei Fragen steht Ihnen außerdem Lisa Peltzer unter Tel. 0208 810 949 132, lisa.peltzer@diakoniewerk-oberhausen, zur Verfügung.

Freiwilliges soziales Jahr wird 60 Jahre alt*

Am 29. April 2024 wurde das Freiwillige Soziale Jahr 60 Jahre alt. In diesen sechs Jahrzehnten haben sich hunderttausende junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und im Bundesfreiwilligendienst (BFD) für andere Menschen engagiert. Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL, mit rund 2.000 Freiwilligendienstleistenden pro Jahr einer der größten Träger von Freiwilligendiensten bundesweit, dankt Freiwilligen und Einsatzstellen für ihr Engagement – und weist auf die ungewisse Zukunft der Freiwilligendienste hin.

Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL, würdigt den Freiwilligendienst als Erfolgsmodell für gelebte Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Wir danken allen Freiwilligen, die sich in unseren Altenheimen, Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder in der Behindertenhilfe für andere eingesetzt haben und einsetzen. Und wir danken unseren Mitgliedseinrichtungen, die den Freiwilligen einen guten Rahmen bieten und dafür sorgen, dass sie sich ganz individuell einbringen und ihre Stärken entfalten können.“

Mathias Schmitten, Leiter des Zentrums Freiwilligendienste der Diakonie RWL, bestätigt den Beitrag der Freiwilligendienste für das demokratische Gemeinwesen: „Wir reden häufig darüber, was uns spaltet. Freiwilligendienste bringen Menschen zusammen. Die wertvolle Arbeit unserer Freiwilligen kommt direkt bei den alten und kranken Menschen, bei Kindern und Menschen mit Behinderung an.“

Überschattet wird das Jubiläum von der ungewissen Zukunft der sozialen Freiwilligendienste. „Dem Bundesfreiwilligendienst drohen für das Jahr 2025 nach wie vor drastische Kürzungen, die zum Wegfall von einem Drittel der Stellen im BFD führen könnten“, so Schmitten. „Die fehlende Planungssicherheit verunsichert junge Menschen, die sich für einen Freiwilligendienst entscheiden wollen“, beklagt Schmitten.

Das Interview mit Mathias Schmitten in voller Länge sowie die drei wichtigsten politischen Forderungen lesen Sie hier.

* Quelle: Freiwilligendienste bringen Menschen zusammen – Jubiläum überschattet von unsicherer Zukunft

Autor:

Diakoniewerk Oberhausen gGmbH aus Oberhausen

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