Unfall in Oberhausener Chemiewerk - letzte Säure wird noch abgepumpt
Oberhausen. In den Morgenstunden am Donnerstag, 16.2., kam es bei der Hamm-Chemie an der Buschhausener Straße zu einem Unfall, ein Gemisch aus Schwefelgas und Salzsäure ist ausgetreten. Um 6.43 Uhr ging die Info an die Feuerwehr, die um 6.54 Uhr vor Ort war. Um 8.15 Uhr wurde ein Krisenstab unter Leitung von Rechts- und Ordnungsdezernent Frank Motschull einberufen, der sich um 8.45 Uhr komplett eingefunden hatte.
Eine Rauchwolke zieht aktuell in Richtung Norden. Auf zahlreichen Straßen sowie auf der Autobahn 42 kommt es seit den Morgenstunden zu langen Staus. Auch im Bahnverkehr kommt es zu Beeinträchtigungen. Das Centro galt aus Sicht des Krisenstabes nicht als direkt gefährdet, man stellte dem Centro-Management etwaige Maßnahmen frei. Das Einkaufszentrum hat normal geöffnet. Irrtümlich wurde über soziale Medien von einer Evakuierung rund um die May-Eyth-Straße berichtet. Hier wurden lediglich Straßen gesperrt.
Die Polizei riet Anwohnern im umliegenden Bereich lange Zeit, sicherheitshalber Fenster und Türen geschlossen zu halten. Es könnten Giftstoffe in der Wolke sein, die Richtung Nordost (siehe Karte) in einer Höhe zwischen 30 und 100 Metern wandert. Die Schadstoffkonzentration wurden durchgehend gemessen.
Um ca. 14.50 Uhr konnten die Messungen eingestellt und Entwarnung gegeben werden, da an keinem Messpunkt mehr Schadstoffe gemessen werden konnten.
Alle Sperrungen konnten somit aufgehoben werden, lediglich die Buschhausener Straße, zwischen Lindnerstraße und Zum Eisenhammer, war auch noch am Freitagmorgen gesperrt.
Sperrung an der Buschhausener Straße
Vor Ort waren in Spitzenzeiten bis zu 150 Einsatzkräfte, darunter Spezialkräfte der Chemischen Industrie. Nachbarstädte stehen bereit. Was ist geschehen? Eine Schiffsladung Salzsäure ist irrtümlich in einen Tank mit Schwefelsäure geladen worden, dies führte zu einer chemischen Reaktion und zum Bruch am Tank, der das Austreten der Wolke ermöglichte. Flüssigkeiten selbst sind nicht ausgetreten. Der 3.000 Tonnen fassende Tank war zum Zeitpunkt des Unfalls mit knapp 400 Tonnen gefüllt. Der Bruch passierte an den für solche Fälle vorgesehen Sollbruchstelle.
Hamm-Chemie Betriebsleiter Axel Knauber entschuldigte sich und sprach von "menschlichem Versagen". Es soll sich um erfahrene Mitarbeiter handeln. Der materielle Schaden Tank wird mit rund 1,5 Millionen Euro beziffert. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Im Werk selbst wurde niemand verletzt, es klagt auch niemand über Beschwerden. Anders auf dem benachbarten Werksgelände der WBO, wo zehn Personen Beschwerden meldeten. Zwei befinden sich zur Untersuchung im Krankenhaus.
Mit 8.000 Liter Wasser pro Minute wird der Tank zur Zeit geflutet, um die Wolke niederzuschlagen, die sich ansonsten in der Luft selbst verdünnt. Gleichzeitig wird der Tank abgepumpt, um etwaige Restrisiken auszuschalten. Dies zog sich bis in den Freitagmorgen hin.
Die Emschergenossenschaft ist informiert, dass Wasser mit entsprechenden Partikeln abgeleitet wird. Diese Konzentration ist aber sehr niedrig. Es gibt keine Auswirkungen auf das Trinkwasser.
Der Krisenstab hatte sämtliche Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser informiert, ebenso die Bezirksregierung. Wird die Wolke als nicht mehr gefährlich eingestuft, können die Kinder nach Hause. Um 13.30 Uhr war es am Donnerstag soweit, das Schulamt gab die Warnung auf.
Stand: Freitag 13.30 Uhr.
Autor:Jörg Vorholt aus Oberhausen |
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