Sankt Martinszug früher und heute....

Am vergangenen Donnerstag, dem 04.11.2010, hat es mir aus zweierlei Gründen gleich doppelt die Sprache verschlagen:

obwohl ich seit Jahren dort wohne, wo ich wohne, konnte ich zum ersten Mal den Martinszug des Kindergartens auf der Almastraße live vor unserer Haustüre miterleben. Ich liebe solche Momente, in denen die Kleinen, stolz wie Oskar, mit ihren selbst gebastelten Laternen die Straßen entlang laufen und voller Ehrfurcht Sankt Martin folgen. Gewöhnlich bekomme ich vor Rührung Tränen in den Augen, weil es mich a) an meine eigene Kinderzeit erinnert, und b), weil ich selbst gerne mitlaufen würde, wenn ich denn endlich ein Kind hätte.

Meine Ewartungen waren noch groß, als ich "Sankt Martin" von Weitem erblickte. Um so enttäuschter war ich allerdings, als er dann an unserer Haustüre vorbei trabte. Sankt Martin entpuppte sich als ein junger Mann von quasi "nebenan", für den es grade mal für einen roten Umhang gereicht hatte. Ziemlich gelangweilt blickte er hinter sich auf eine kleine Schlange von Kindergartenkindern nebst Müttern und Vätern. Naja, dachte ich mir, wahrscheinlich ist der "richtige" Sankt Martin verhindert und er musste für ihn einspringen. Ich wartete darauf, dass die Kapelle einsetzte und ich leise mitsingen konnte. Die Kapelle legte endlich wieder los, doch niemand begann zu singen!!!! Keine Mutti, kein Vati und nicht mal die Kindergärtnerin.

Sprachlos folgte ich dennoch dem Zug und lauschte dem einen oder anderen Begleiter: man unterhielt sich lieber über die Kälte, über Fernsehsendungen oder sonst was, anstatt den Kleinsten unter ihnen zu vermitteln, dass heute der große Tag gekommen war, für den sie tagelang gebastelt hatten.

Nun habe ich ja nur einen Umzug von vielen in den nächsten Tagen gesehen. Für alle Kinder (und auch für mich) kann ich nur hoffen, dass es noch ganz viele Eltern gibt, die so sind, wie meine Mutter es für mich war. Wir haben schon Tage vorher die Texte geübt und gesungen, bis wir heiser waren.

Hoffentlich scheint Halloween nicht bereits wichtiger zu sein, denn bei dem bekannten Satz "gib Süßes oder Saures" waren einige Mütter an unserer Haustüre tatsächlich lauter als ihr Nachwuchs.

Autor:

Heike Strugalski aus Oberhausen

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