Alltagshelferin an der Concordiaschule
Sabine Nakelski: Angestellt als "gute Fee"
Dass Sabine Nakelski noch einmal zur Schule gehen würde, hätte die 43-Jährige vor einigen Monaten nicht vermutet. Dann wurden NRW-weit 400 Stellen als so genannte Alltagshelfer an Grundschulen ausgeschrieben, die Mülheimerin war eine der Bewerberinnen.
Seit knapp drei Wochen arbeitet Nakelski nun in dieser Funktion an der Concordiaschule in Oberhausen. Ihre Aufgabe: den Lehrkräften den Rücken freihalten. Konkret bedeutet das, überall dort zu unterstützen, wo es nicht ums Unterrichten geht. Arbeitsblätter kopieren, Gebasteltes laminieren, sich um die Technik im Klassenraum kümmern, die gebastelte Deko an die Fenster bringen oder einem Schüler beim Vorlesen-Üben zuhören sind einige dieser Aufgaben. Dabei unterstützt die Alltagshelferin nicht zu festen Terminen in den unterschiedlichen Klassen, sondern bei Bedarf.
Dienst beginnt um 7.30 bei der Brotzeit
"Ich komme morgens zur Brotzeit. Das ist ein Frühstücksangebot für unsere Schüler ab 7.30 Uhr", erzählt Nakelski. Da setzt sie sich zu den Kindern, hört ihnen zu. Mit Unterrichtsbeginn geht sie dann mit einer Lehrkraft in die Klasse, macht dort, was gerade anfällt. "Anfangs waren die Lehrkräfte sehr zurückhaltend", erinnert sie sich. "Wir können ihr doch nicht einfach Aufgaben geben", haben die Kollegen anfangs zu Schulleiterin Claudia Amann gesagt. Aber das war schnell vorbei, als sich herauskristallisierte, dass die Zusammenarbeit auf Augenhöhe funktioniert. Darauf legt die Schulleiterin großen Wert und verdeutlicht dies an einem Beispiel. "Wir haben Frau Nakelski in die Lehrerkonferenz gewählt. Sie ist jetzt stimmberechtigt."
Von der Floristin zur Alltagshelferin
In ihrem vorherigen Berufsleben hat die 43-jährige als Floristin gearbeitet - "wegen der Arbeitszeiten nur im Mini-Job", sagt sie. Denn während ihr Mann im Schichtdienst arbeitet, kümmert sie sich um die vier Kinder zwischen sieben und 16 Jahren. "Diese familiäre Konstellation lässt sich nicht mit einer Stelle als Floristin vereinbaren."
"Etliche Bewerber, darunter viele Männer"
Schulleiterin Amann war überrascht, wie groß das Interesse an der ausgeschriebenen Stelle war. "Wir hatten etliche Bewerber, auch viele Männer", erinnert sie sich. Das Gros zwischen 35 und 40 Jahre alt, viele mit dem Wunsch, sich beruflich noch mal zu verändern. "Ich hatte das Gefühl, viele wollten die Gelegenheit nutzen, sich mit der projektbedingt befristeten Stelle einen Einblick ins Schulleben zu verschaffen", sagt Amann. Bei Nakelsi waren es neben der Arbeit mit Kindern zu Beginn vor allem die Arbeitszeiten, die sie ansprachen. "Arbeiten bis zum frühen Nachmittag, das passt", sagt sie mit Blick auf ihre eigenen vier Kinder.
"Man merkt die Entlastung deutlich"
Sie fühlt sich schon angekommen und weiß, dass sie als "gute Fee" für Entlastung der Lehrkräfte sorgt. "Das ist ein schönes Gefühl, dafür zu sorgen, dass die Lehrer wieder mehr Zeit für ihre originäre Aufgaben haben." Schulleiterin Amann spürt bereits den Effekt. "Man merkt die Entlastung deutlich. Wir wollen Frau Nakelski hier nicht mehr missen!"
Zum Hintergrund
- Die Landesregierung hatte im Dezember 2022 ein Handlungskonzept zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung vorgelegt mit kurz-, mittel- und langfristig wirkenden Maßnahmen.
- Eine Maßnahme zur Entlastung der Lehrkräfte sind die so genannten Alltagshelfer. Mit dem Schuljahr 2023/24 wurden die ersten rund 400 Kräfte an NRW-Grundschulen eingestellt. Schulen, die eine nicht besetzte Lehrerstelle aufweisen, können einen Alltagshelfer einstellen, erklärt Jörg Harm, Pressesprecher des Ministeriums für Schule und Bildung NRW, auf Anfrage. "Das bedeutet aber nicht, dass die offene Lehrerstelle dadurch nicht zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls besetzt werden kann und soll."
- "Entlastung und Unterstützung zielen darauf ab, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können: guten Unterricht“, sagt Schulministerin Dorothee Feller (CDU).
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