Lebensmittelbörse eröffnet - Teilen statt wegwerfen

Vorstellung der Lebensmittelbörse in der St. Michael-Kirche / Kleiderladen Janne & Pit, v.l. Ulrike Burkhardt, Jürgen Schnug, Regine Arnold und Pfarrer Thomas Eisenmenger. 
Fotos: Jörg Vorholt
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  • Vorstellung der Lebensmittelbörse in der St. Michael-Kirche / Kleiderladen Janne & Pit, v.l. Ulrike Burkhardt, Jürgen Schnug, Regine Arnold und Pfarrer Thomas Eisenmenger.
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Oberhausen. Der Kleiderladen Janne & Pit erlangte auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise mit der mit Spenden überlaufenden St. Michael-Kirche landesweite Bekanntheit. Vieles hat sich seitdem verändert und nun präsentiert der Kleiderladen in Kooperationen mit anderen Akteuren eine Lebensmittelbörse als Ergänzung seines Angebots.

18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Vieles davon wäre noch verwendbar gewesen, hätte jemand vielleicht noch gut gebrauchen können. Die neue Lebensmittelbörse soll da ein wenig Abhilfe vor Ort schaffen. "Wir wollen etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun", so Regine Arnold, erste Ansprechpartnerin beim Kleiderladen Janne & Pit. Das Projekt wird an zwei Standorten durchgeführt, in der St. Michael-Kirche / Janne & Pit an der Falkensteinstraße sowie im Büchercafé der Lutherkirchengemeinde an der Goethestraße 65, rechts über den Hof.

Idee aus dem Forum Oberhausen-Ost

Die Idee entstand im Rahmen der Arbeitsgruppe "Generationen und Soziales" des Forums Oberhausen-Ost. Sie orientiert sich an der Initiative "foodsharing". "Wir haben uns gefragt, wie geht es den Menschen im Viertel? Wie steht es um Kinderarmut, um Altersarmut. Oder um die Einsamkeit der Menschen? Uns war auch klar, dass es viele Bedürftige gibt, die sich aus Scham nicht zeigen, die deswegen etwa Angebote wie das der Tafel nicht wahrnehmen", schildert Pfarrerin Ulrike Burkhardt von der Lutherkirchengemeinde, wie die Idee reifte. Und Regine Arnold ergänzt: "Wir wollten ein niederschwelliges Angebot schaffen. Niemand muss hier einen Schein vorweisen, dass er bedürftig ist."
Pro "Schicht" sind rund ein halbes Dutzend Ehrenamtliche mit viel Herzblut im Einsatz, auch evangelische und katholische Kirche packen gemeinsam an.
Das ganze Projekt "Lebensmittelbörse" basiert auf dem Gedanken der Nachbarschaftshilfe und ist nicht mit der Oberhausener "Tafel" zu vergleichen. Hier können auch Lebensmittel getauscht werden. Wer etwas nicht benötigt, kann es hierhin bringen. Beispiel: Lebensmittel im Kühlschrank und der Urlaub steht bevor. Hier ist dann der richtige Ort, die Lebensmittel abzugeben.

Hilfe unter Nachbarn

Die Börse, sie sammelt nicht wie die Tafel die überschüssigen Mengen der Discounter ein. Vor allem dient sie auch als ein Ort, an dem Menschen ins Gespräch kommen. "Wir merken, auch im Kleiderladen selbst, wie einsam viele Menschen sind, nicht nur alte Mitbürger. Sie haben hier die Gelegenheit zum Gespräch, sie brauchen einen Platz und Zeit zum Reden. Manche probieren dann auch noch den siebten Pullover an und wir begleiten sie dabei sehr gerne. Hier finden sie diese Gespräche in einer vertrauensvollen Umgebung", schildert Regine Arnold ausdrücklich die soziale Bedeutung des Angebotes, welches nun durch die Lebensmittelbörse bereichert wird. Der Gedanke geht soweit, dass es Überlegungen gibt, einmal im Monat ein öffentliches Kaffeetrinken anzubieten.

Knappeninitiative ist begeistert

"Wir sind begeistert von solchen Ideen und unterstützen sie gerne", freut sich Jürgen Schnug, Vorsitzender der Knappeninitiative K'In'O, über das Projekt. "Derartige Aktionen zeichnen ein positives Bild eines Stadtteils." Die Werbegemeinschaft hatte das Projekt bereits mit dem Sozialpreis "Bramme" gewürdigt. "Wir haben dann noch etwas Geld ober drauf gelegt, womit der erste Kühlschrank finanziert war", ergänzt Schnug. Für die Finanzierung des zweiten Kühlschrankes setzte sich Bezirksbürgermeisterin Dorothee Radtke ein und konnte das Gerät über öffentliche Fördergelder finanzieren.

Ehrenamtliche prüfen Verschluss und Verfall

Fleischwaren und offene Packungen sowie Eier und selbstgemachte Speisen werden nicht angenommen. Die Helfer vor Ort lagern die Speisen passend ein, dies geschieht nicht durch die Spender. Daher sind auch ein oder zwei der Ehrenamtlichen vor Ort speziell für den Bereich des Kühlschranks und Regals abgestellt. Die Ehrenamtlichen prüfen den Verschluss und das Verfallsdatum. Die Bäckerei Benter wird das Projekt unterstützen, dort können die Helfer das Brot abholen, welches ansonsten "Retour" gehen würde.
Lokalpolitiker Michael Kirschner (BOB) bestätigt, dass die Lebensmittelbörse ein Vorbild für andere künftige Projekte werden könnte, es bestehe auch in anderen Stadtteilen ein reges Interesse an derartigen Initiativen.

Geöffnet ist die Lebensmittelbörse im Büchercafé Goethestraße freitags von 15.30 bis 17.30 Uhr. Bei Janne&Pit in der St. Michael-Kirche montags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 13 Uhr und freitags von 14 bis 17 Uhr. 

Vorstellung der Lebensmittelbörse in der St. Michael-Kirche / Kleiderladen Janne & Pit, v.l. Ulrike Burkhardt, Jürgen Schnug, Regine Arnold und Pfarrer Thomas Eisenmenger. 
Fotos: Jörg Vorholt
Der Kleiderladen Janne & Pit ist bestens sortiert. Auch Spender erkennen so, dass sehr gut mit ihren Spenden umgegangen wird.
Autor:

Jörg Vorholt aus Oberhausen

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