Leben im Land von Jesus
Hospizleiter geht für ein Jahr nach Israel
von Verena Reimann
Viele Jahre lang hat er Gäste kommen und nach kurzer Zeit sterben sehen.
Nach zwölf Jahren als Leiter des Hospizes St. Vinzenz Pallotti in Osterfeld verlässt er nun das Haus, um neue Wege zu gehen. Im April fliegt er nach Israel, um für ein Jahr in einem Benediktiner-Kloster in Jerusalem zu leben.
„Ich werde im März 60 Jahre alt und ich glaube, dass zwölf Jahre Hospiz eine gute Zeit waren. Jetzt möchte ich einen Schlusspunkt setzen“, erklärt Bernd Böcker. 1700 Gäste hat er in dieser Zeit bis zum Tod begleitet. Nun wolle er Abstand bekommen von den vielen Trauergeschichten. Doch nur zu Hause sitzen möchte er künftig nicht. Schnell sei ihm der Gedanke gekommen, sich noch einmalig freiwillig engagieren zu wollen. „Zuerst dachte ich an einen Bundesfreiwilligendienst. Ich hatte mir überlegt, Vogelschutzwart auf einer einsamen Insel im Wattenmeer zu werden, um einfach mal durchzuatmen“, berichtet Böcker. Doch dann habe er von der Möglichkeit gehört, für ein Jahr in ein Kloster nach Jerusalem gehen zu können.
Über den deutschen Verein vom Heiligen Lande habe er sich um den Platz als Volunteer (Freiwilliger) in der Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion in Jerusalem beworben. „Dort werde ich mit anderen Freiwilligen aus der ganzen Welt für drei Bereiche zuständig sein. Wir werden den Klosterladen betreuen, Pilger in der Cafeteria bewirten und das Außengelände in Schuss halten. Auf die Gartenarbeit freue ich mich schon besonders. Ich gärtnere für mein Leben gerne“, berichtet der dreifache Familienvater. Neben der Zeit im Kloster möchte Böcker, der studierter Theologe ist, die Zeit in Israel nutzen, um möglichst viel zu sehen. „Die Orte, die in der Bibel beschrieben sind, möchte ich kennen lernen und mit eigenen Augen sehen“, so der gebürtige Bochumer. Weihnachten werde er unter anderem mit den Benediktiner-Mönchen in der Geburtskirche in Bethlehem verbringen.
Und noch einen Wunsch hat Bernd Böcker für seine Zeit in Israel. „Gerne würde ich dann im Chor der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem mitsingen.“ Unterstützt wird er bei seinen Plänen für das Jahr im Heiligen Land übrigens von seiner Frau. Sie plane bereits mehrere Aufenthalte in Israel, um ihren Mann im Kloster besuchen zu können.
Doch hat der 59-Jährige gar keine Bedenken vor möglichen Gefahren oder Anschlägen in Israel? Bernd Böcker: „Ich habe keine Angst. Dort leben schon seit sehr langer Zeit Menschen, warum soll ich da also nicht auch leben." Bevor es jedoch soweit ist und der Theologe sich auf die Reise begibt, hat er dem künftigen Leiter des Hospizes noch etwas zu sagen. Bernd Böcker: „Das Hospiz ist ein Lebenshaus, auch wenn hier gestorben wird. Für mich waren die zwölf Jahre, die Zeit meines Lebens, die mich am stärksten bereichert hat." aaa
Autor:Jörg Vorholt aus Oberhausen |
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