Ein Licht geht um die Welt!
Nichts ist mehr so, wie es einst für Monika und Michael Klaas war. Denn das Schlimmste, was Eltern passieren kann, ist ihnen widerfahren. Vor knapp 14 Jahren verstarb Tochter Jenny (damals 16 Jahre alt) nach einem schweren Verkehrsunfall. Am Gedenktag für verstorbene Kinder, dem „Worldwide Candle Lighting Day“ (2. Sonntag im Monat Dezember), gedenken sie daher, wie viele andere Eltern und Großeltern, ihrem verstorbenen Kind.
Mit einer weißen, brennenden Kerze, die um Punkt 19 Uhr ins Fenster gestellt wird, wird dieser Gedenktag weltweit von verwaisten Familien begangen. Das Licht soll so symbolisch einmal um die ganze Welt gehen. Ein Ritual, dass auch Familie Klaas schmerzlich kennenlernen musste. Denn vor 15 Jahren überfuhr ein alkoholisierter Autofahrer, der mit 120 km/h durch die Essener Innenstadt gerast war, das einzige Kind von Monika und Michael Klaas. Ein Jahr lang lag Tochter Jenny daraufhin im Koma, bevor sie an den Folgen des Unfalls verstarb. Und auch, wenn seit dem Tod der Tochter viele Jahre vergangenen sind, mit dem Verlust des eigenen Kindes fertig zu werden, ist und bleibt eine tägliche Herausforderung. „Vor allem die Weihnachtstage sind sehr schwer. Erst im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal nach Jennys Tod wieder einen Tannenbaum aufgestellt. Doch eigentlich möchte man die Tage gar nicht feiern, man reißt sich mehr für andere zusammen“, berichtet Monika Klaas. Neben dem täglichen Kampf mit dem Geschehenen fertig zu werden, kämpfen die verwaisten Eltern zusätzlich gegen das Vergessen. „Viele sprechen uns gar nicht mehr auf Jenny an. Das ist vor allem für meinen Mann schlimm. Denn die Männerwelt spricht häufig gar nicht über das Thema Tod und Trauer.“, so die 57-Jährige. Kraft und Trost finden die Klaas' unter anderem im Gedenkgottesdienst zum Worldwide Candle Lighting Day des Vereins „Verwaiste Eltern“ in Mülheim. Dann gestalten die Mitglieder den Gottesdienst mit Liedern und Gedichten selbst. „Am Ende werden alle Namen der verstorbenen Kinder vorgelesen. Das ist für uns immer sehr wichtig, noch einmal Jennys Namen zu hören“, erklärt Monika Klaas.
Doch obwohl der Verlust so groß und der Schmerz schier unerträglich ist, hat keine Gleichgültigkeit Einzug in das Leben der verwaisten Mutter gehalten. Und so engagiert sich die Oberhausenerin seit einiger Zeit für die landesweite Initiative „Crash-Kurs NRW Realität erfahren - echt hart“. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Polizei, Feuerwehr, Notärzten und Seelsorgern geht sie dabei in Oberhausener Schulen, um Schülern der zehnten Klasse vom Schicksal ihrer Tochter zu berichten. „Viele sind danach sehr ergriffen und nachdenklich“, erklärt Monika Klaas. Ziel der Initiative ist es, bei jungen Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was ein zu hohes Tempo und Alkohol am Steuer anrichten können.
Ihr große Engagement für dieses Ehrenamt erklärt Monika Klaas so: „Mein Wunsch ist es einfach, dass so ein Unfall, wie der meiner Tochter, niemals mehr passiert. Andere Eltern sollen nicht das erleiden, was wir erlitten haben.“
Autor:Verena Reimann aus Oberhausen |
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