„..ab hier fahren Sie weiter mit der S-Bahn...“

Oder: wenn der eine nicht weiß, was der andere tut: der ganz normale Bahn-Alltag..

(Anmerkung: Es ist zwar schon etwas länger her, aber immer wieder passend ;) Alltag beim Bahn fahren....)

Als wir am Freitag (14.05.2010) Abend Richtung Bochum fuhren, wussten wir noch nicht, was uns alles erwarten würde. Ab Essen Hbf mit der S1 in Richtung Dortmund. S-Bahn ziemlich pünktlich, hey, das ist doch mal was. Aber vielleicht hätte grade das uns zu denken geben müssen...
In Bochum dann die Durchsage „Diese S-Bahn endet hier, wer weiter in Richtung Bochum-Langendreer/Dortmund fahren möchte, kann den Schienenersatzverkehr nutzen. Die Busse fahren ab dem Bahnhofsvorplatz“. Ach? In Essen stand davon noch nichts und auch die VRR-Fahrplanauskunft hat davon nicht verlauten lassen. Naja, also gut, dann eben mit dem Bus weiter.
Die Haltestelle war recht eindeutig zu erkennen, auch der Bus war gekennzeichnet und kam auch kurz vor der auf dem Plan ausgeschriebenen Abfahrtszeit. Also alle rein. Natürlich nicht alle, denn es war zwar ein großer Bus, aber trotzdem noch zu klein. Einige hatten Pech und mussten noch mal eine halbe Stunde warten. Nach einigem hin und her, ob nicht doch noch ein paar Leute mehr reinpassen, fuhr der Bus dann endlich los. Zum Glück war noch kein Hochsommer, da ists dann noch ne Ecke unangenehmer. Aber auch so war die Mischung der –nennen wir es mal- Düfte nicht so ganz angenehm.
Mit immerhin nur 6 Minuten Verspätung war der Bus dann in Bochum-Langendreer. OK, insgesamt hat uns das dann 25min. gekostet, so schnell wie die S-Bahn ging es ja eh nicht. Aber nun gut, was solls, das kann man ja noch so eben in Kauf nehmen... Also auf zum Konzert...

DAS war auch alles super, aber irgendwann möchte man ja auch gerne mal wieder nach Hause und das dann zu etwas späterer Uhrzeit, wenn die Bahnen und Busse sowieso nur noch alle Stunde fahren. Aber der Hinweg hatte ja gut geklappt, also war ich noch optimistisch. Das war aber leider nicht berechtigt, wie sich dann bald herausstellen sollte.
Der Bus um 0.52 kam tatsächlich –obwohl er ja eine schöne Strecke schon hinter sich hatte- pünktlich. Hurra, einfach nur noch nach Hause. Dachten wir. Nach einer Haltestelle, in Bochum Langendreer-West, kam dann die Durchsage „Dieser Bus endet hier, Richtung Bochum Hauptbahnhof fahren Sie bitte weiter mit der S-Bahn“. Hä?? Naja gut, der Busfahrer wird’s schon wissen, schließlich wurde er von der Bahn eingesetzt.
Also alle raus und hoch zur Haltestelle, wo um 1.10 die S-Bahn Richtung Bochum fahren sollte. Doch leider tat sich nichts. Das Signal blieb auf rot, weit und breit keine S-Bahn. Weder in der einen, noch in der anderen Richtung. Wir fühlten uns gelinde gesagt verarscht, ich war ja nicht die einzige, die Mitten in der Nacht gerne wieder nach Hause wollte.
Inzwischen war es 1.25 Uhr, also wieder runter zur Bushaltestelle, der Bus sollte schließlich alle 30 Minuten fahren, vielleicht war das ja ein versehen vom Busfahrer, der nächste würde uns dann sicher bis Bochum bringen. Aber er kam nicht. Stattdessen ein paar Minuten später der Bus aus der anderen Richtung. Exakt der, der uns hier „ausgesetzt“ hatte. Der Busfahrer hatte hinter dem Bahnhof Pause gemacht. Toll, das wussten wir ja nicht, sonst wären wir da schon früher hin. Allerdings war der Busfahrer ziemlich entsetzt, dass die S-Bahn nicht gekommen war, denn laut seinem Plan sollte er ab 0 Uhr nur noch bis Langendreer-West fahren. Vorher sind sie noch bis Bochum Hauptbahnhof durchgefahren. Wer hat sich das denn ausgedacht???? Und der Busfahrer hatte kein Funk und noch nicht mal ein Handy, um sich irgendwo bzgl. der Bahnen zu erkundigen. Sehr schlecht geplant, was ist, wenn er tatsächlich mal mit einem Defekt auf der Strecke liegen bleibt?? In unserem digitalen Kommunikationszeitalter war das jedenfalls sehr schwach. Also waren wir immer noch genauso schlau wie vorher.
Oben tat sich immer noch nichts, nur ein paar Güterzüge fuhren durch. Was blieb uns also? Nur noch ein Taxi, inzwischen war es schon 1.40 Uhr. Irgendwann will man dann ja doch heim, vor allem: würde die S-Bahn um 2.10 Uhr kommen?? Das wusste schließlich auch keiner. Und die einzige Durchsage, die gegen 1.20 über den Bahnsteig schallte, brachte uns auch nicht weiter, denn dort wurde zwar gesagt, dass zwischen Bochum Langendreer und Dortmund Schienenersatzverkehr eingesetzt wird, jedoch wurde nicht durchgesagt, was mit dem letzten Stück zwischen Bochum Hbf und Bochum Langendreer nun ist. Keine Ansage für eine S-Bahn, nichts.
Mit dem Taxi –natürlich schnell eine Quittung geben lassen- am Bochumer Hbf angekommen, gab es dort nicht mal einen Informationsstand, wo man sich hätte erkundigen oder den Ausfall der Bahn bestätigen lassen können. Ganz toll. OK, dann also auf zum nächsten Zug, ein Blick auf die Anzeigetafel (wenigstens war die vorhanden) sagte, dass der Zug um 1.55 Uhr noch nicht abgefahren ist. Also avanti!! Zum Glück –Glück im Unglück- haben wir den Zug in wortwörtlich letzter Sekunde noch bekommen. Endlich auf dem Weg nach Essen. Wurd ja auch mal Zeit. Dort angekommen erstmal zum Infoschalter, man darf sich anscheinend freuen, dass dieser in Essen zumindest existiert.
Dort gab es erstmal ungläubiges Staunen und eine hektische Suche nach dem passenden Formular, welches dann eben schnell mal ausgedruckt wurde. Wobei der Blick der Schalterbeamtin uns eh schon mitteilte, was wir denn überhaupt hier wollen würden. Auch, als ich ihr die Sache dann erklärte und sie bat, mir schriftlich zu bestätigen, dass die S-Bahn ausgefallen sei (das braucht man ja, wenn man das vorgestreckte Geld für das Taxi zurück fordern möchte), sagte sie nur trocken „warum? Was soll ich denn bestätigen, die S-Bahn ist doch gefahren!“. Da war ich dann nahe am explodieren. Nein, sie ist NICHT gefahren. Wer stand denn blöd an der Haltestelle mitten im nichts? Sie oder wir??? Also ganz ruhig, in Gedanken bis 10 zählen... Zum Glück sagte dann ihre Kollegin, die inzwischen im Computer nachgeschaut hatte, ganz erstaunt: „Du, die ist wirklich erst um 1.16 Uhr in Bochum Hauptbahnhof eingesetzt worden“.
Ach?? Sorry, aber wer hat sich DAS denn ausgedacht? Wäre der Bus einfach nur die eine Haltestelle weiter gefahren, wäre alles in Butter gewesen. Die 20min längeren Fahrtweg kann man ja einkalkulieren, das war ja alles kein Thema. Aber wer hat den Busfahrern gesagt, dass sie nur bis Bochum Langendreer-West fahren sollen? Klar, das Geld für das Taxi werde ich von der Bahn zurück fordern, wofür gibt es eine Mobilitätsgarantie (die zwar auch nur selten greift, aber besser als nichts). Doch wer ersetzt uns die verlorene Zeit und den Ärger? Das war mal wieder ein ganz klares Beispiel von absoluter Fehlplanung. Ist ja nicht das erste Mal, aber in diesem Fall ganz besonders ärgerlich. Da kommt man sich als Fahrgast ziemlich verarscht vor. Inzwischen ist man als Pendler ja froh, wenn ein Zug nur 5 min. zu spät kommt, Hauptsache, er kommt überhaupt. Wenn man selber aber so arbeiten würde, dann würde man schon längst gefeuert. Und das ist dann ein Dienstleistungsunternehmen.
Eigentlich sollte man sein Monatsticket nicht im Voraus bezahlen, sondern erst nach Ablauf des Monats und für jede Verspätung und jede Fehlleistung der Bahn Geld abziehen. Vielleicht würde dann der Service ja wieder ein bisschen besser. Dass immer alles klappt, verlangt man ja als Fahrgast gar nicht. Aber dass man fair behandelt, nicht am laufenden Band zum Narren gehalten wird und nicht durch solche Fehlplanungen und Kommunikationsfehler da steht wie Hein Blöd, sollte ja wohl drin sein.

Wie heisst es doch so schön: wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erleben. Ja, das ist wahr, viel (unschönes) kann man mit der Bahn wirklich erleben. Auf zum nächsten Bahn-Abenteuer... es kommt bestimmt schneller, als mir lieb ist.

Autor:

Cathrin Kruse aus Oberhausen

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