Historische Schalke Pleite
Wie ich das Debakel von Manchester im Stadion miterlebte
Über 3000 Fans des FC Schalke 04 begleiteten am Dienstag ihre Mannschaft zum so wichtigen Champions-League Auswärtsspiel bei Manchester City. Nachdem das Hinspiel in letzter Minute unglücklich mit 2:3 verloren ging, mussten die Knappen also mit mindestens zwei Toren Differenz gewinnen. Dass es anders kam, ist längst bekannt. In meinem Bericht erzähle ich, wie ich das 0:7 Debakel vor Ort miterlebt habe.
Es ist 6.50 Uhr am frühen Dienstagmorgen. Vom Flughafen Köln/Bonn aus geht es mit dem Flieger ins etwa eine Stunde entfernte Manchester. Die Maschine ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Ein ganzer Flieger in Blau-Weiß - wahnsinn! Kein Schalke Fan will sich das Champions-League Rückspiel bei Manchester City entgehen lassen.
Schalke Fans singen schon im Flieger
Kaum ist die Boeing des Typs 737 in der Luft, singen die Fans sich warm. "Wir sind Schalker, asoziale Schalker, wir schlafen unter Brücken oder in der Bahnhofsmission." In wie weit das Lied zutrifft lässt sich nicht belegen. Die Hotelkapazitäten im Zentrum Manchesters dürften allerdings bis zum Maximum ausgelastet sein.
In Manchester angekommen, geht es mit der Bahn ins Zentrum. Nach rund 20 Minuten erreiche ich die Station Piccadilly Garden. Das ist praktisch der zentrale Platz der Stadt. Um ihn herum befinden sich zahlreiche Pubs, aus denen, man höre und staune, ebenfalls nur Schalke-Fans gucken. Muss Manchester City also Angst vor einer Art "Auswärtsspiel" haben?
Deutlich weniger Schalker im Stadion
In der Stadt vermutlich schon, im Etihad-Stadium wohl eher nicht. Dort kommen nämlich deutlich weniger als die gut 3000 mitgereisten Schalke Fans rein. Schalke hat seine Fans vorab auf der Homepage davor gewarnt ohne Tickets nach Manchester zu reisen. City hat angekündigt keine Karten an deutsche Fans zu verkaufen - und das obwohl das Spiel mit 51.518 Zuschauern bis zum Anstoß nicht ausverkauft ist.
Typisch Englischer Pub
Zum Glück habe ich bereits ein Ticket und brauche mir darüber keine Gedanken zu machen. Stattdessen geht es auch für mich in den Pub. Um genauer zu sein in die Sinclair Oysters Bar. Schon von außen ist das Fachwerkhaus pure Nostalgie, geht man jedoch ins Innere wird diese noch getoppt. Rote Plüschsessel, Frottee-Tapete und kleine verwinkelte Räume, in denen ich aufpassen muss, dass ich mir mit meiner Körpergröße nicht den Kopf stoße. Der Pub wurde mir schon bei vorherigen Besuchen in Manchester von den Einheimischen empfohlen und es ist immer wieder toll hierher zurückzukehren. Landestypisch bestelle ich mir ein Apple Cider, ein Bier auf Apfelbasis.
National Football Museum ein Paradies für Fans
Jetzt stimme auch ich mich langsam auf das Spiel ein. Mit den anderen Schalkern geht es nach etwa einer Stunde zum National Football Museum. Dort sind neben der Premier League Trophäe auch originale Sitze aus dem alten Wembley-Stadion sowie orginale Fußballschuhe von Eric Cantona, David Beckham und Cristiano Ronaldo zu bestaunen. Hier geht wohl jedem Fußballfan das Herz auf.
Fanmarsch mit über 2000 Schalkern
Mittlerweile ist es schon kurz vor 18 Uhr. Die Zeit in Manchester rennt aber auch. Soviel gibt es in dieser Stadt zu sehen. Ich begebe mich zurück zum Piccadilly Garden. Von hier aus startet der Fanmarsch zum Stadion. Über 2000 Fans ziehen dabei lautstark singend durch die Gassen Manchesters, bis hin zum Etihad Stadium im Norden der Stadt. Der Glaube an das Wunder ist bei den Fans riesig. Ajax Amsterdam hat gegen Real Madrid schließlich auch gezeigt, was mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung so alles möglich ist. Die Einheimische stehen an ihren Fenstern, winken und machen Videos von den vorbei laufenden Schalke Fans- die Stimmung ist so harmonisch, wie ich es selten bei einem so wichtigen Fußballspiel gesehen habe.
Entspannte Stimmung
Im Stadion dann das gleiche Bild. Die Ordner scherzen mit mir - alle sind super entspannt. Dann geht das Spiel los. Schalke kommt gut in die Partie rein und lässt ManCity im Prinzip keine Räume. Im Stadion hört man nur die Schalker singen, die nun glauben, dass hier etwas für ihre Mannschaft gehen könnte. Doch dann kommt die 33. Spielminute in der S04-Innenverteidiger Jeffrey Bruma Bernardo Silva im Strafraum etwas ungeschickt zu Fall bringt. Schiedsrichter Clement Turpin zeigt sofort auf den Punkt - Elfmeter! Eine Fehlentscheidung, wie in der Zeitlupe zu sehen ist. Sergio Aguero ist das egal. Dieser versenkt den Elfer trocken. In der Folge klappt bei den Schalkern nichts mehr, obwohl die Fans sie weiter lautstark unterstützen. Nur drei Minuten nach der Führung ist es erneut Aguero, der auf 2:0 für die Cityzens erhöht. Das 3:0 kurz vor der Halbzeit ist dann der K.O für Schalke. Das Tor erzielt ausgerechnet der ehemalige Schalker Leroy Sane.
Desaströse Zweite Halbzeit
Was in der zweiten Halbzeit passiert gleicht dann einem Debakel. Eine total verunsicherte Mannschaft fällt völlig auseinander und geht am Ende nicht unverdient mit 0:7 unter. Es kommt zum Bruch zwischen Spielern und Fans. Letztere pfeiffen ihre Mannschaft gnadenlos aus. Den mittlerweile entlassenen Ex-Trainer Domenico Tedesco beziehen die meisten Fans bei ihrer Kritik allerdings nicht mit ein. "Der Trainer kann da nichts zu. Die Mannschaft muss sich selbst hinterfragen", sagt mir ein Fan. Am Ende ein gebrauchter Tag für alles Schalker. Für 100 Fans kommt es nach dem Spiel noch bitterer. Sie müssen die Heimreise im Mannschaftsflieger vom Erzrivalen Borussia Dortmund antreten. Eine deutsche Fluggesellschaft nutzt diesen auch für Linienflüge...
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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