RWO: Zu hohe Beanspruchung, zu wenig Wasser

Von MARC KEITERLING
Er wird getreten und gequetscht, muss Sprints und Vollbremsungen mit Stollenschuhen aushalten. Dort wo das Torschusstraining stattfindet und dort wo die Torhüter üben, wächst schnell kein Halm mehr. Naturrasen und die Beanspruchung durch den Fußball - das ist gerade in der Zeit von Herbst und Winter eine stressige Beziehung. Noch stärker wird er wahrscheinlich nur auf einer Pferderennbahn strapaziert.
Die zwei Naturrasenplätze des Fußballleistungszentrums an der Lindnerstraße - erst im September in Betrieb genommen - sehen punktuell bereits übel aus. Dies wurde jetzt zwischen dem Bereich Sport der Stadt Oberhausen, der von ihr zur Pflege beauftragten OGM und Hauptnutzer RW Oberhausen thematisiert.
Bei der Abnahme der Anlage wies das ausführende Bauunternehmen explizit darauf hin, dass neu entstandene Spielflächen einen erhöhten Regenerationsbedarf haben. Sprich: Der Rasen darf nicht von morgens bis abends pausenlos bespielt werden. Nach Auskunft von Hans-Bernd Reuschenbach (Bereich Sport der Stadt), sind auf diesen Flächen neben den Drittligafußballern auch die U23 des SC Rot-Weiß, die A-Jugend sowie die B-Jugend im Trainingsbetrieb aktiv. Die A-Jugend bestritt hier auch ein Meisterschaftsspiel. Mit großer Wahrscheinlichkeit die nicht zu verkraftende Überbeanspruchung. Reuschenbach: „Im Winterhalbjahr sollte zumindest die U23 verstärkt auf dem Kunstrasenplatz trainieren. Das besonders den Rasen beanspruchende Torschusstraining sowie das Torwarttraining sollten an verschiedenen Stellen durchgeführt werden. Dies haben wir dem Verein so empfohlen.“
Ein klares Defizit ist die ausgebliebene Bewässerung der Rasenflächen. Mit dem ersten Bodenfrost wurde die Bewässerungsanlage abgestellt. In der Folge sorgte der beinahe staubtrockene November für einen immer härter werdenden Grund. Es wurden Löcher gebohrt und Sand aufgebracht. „Das sogenannte `Verti-Drain-Verfahren` soll der Auflockerung des Bodens dienen. Das dann kein Wasser zur Verfügung stand, ließ die Maßnahme nicht zur Wirkung kommen“, so Reuschenbach, der hier ein Versäumnis einräumt: „Tagsüber, wenn es frostfrei ist, kann durchaus bewässert werden, so lange es nicht zu Niederschlägen kommt. Das wird jetzt getan. Die stark beschädigten Stellen sind inzwischen durch Dickrasensoden ersetzt.“
Eines scheint jetzt bereits klar: Wird die Beanspruchung der neuen Plätze nicht dosiert, sieht es an der Lindnerstraße bald nicht anders aus, als am ehemaligen Standort Rechenacker. Hans-Bernd Reuschenbach ganz allgemein: „Ein Naturrasenplatz wird sich am Ende eines Winterhalbjahres immer erholungsbedürftig präsentieren. Das liegt in der Natur der Sache.“ Nur Vorsorge kann dies ein wenig abmildern.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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