RWO: Einmal Wunder und zurück

Doppel-Abstieg: Das gilt für RWO und auch für den Trainer. Mario Basler verpasste letzte Saison mit Burghausen den Klassenerhalt. Foto: Firo
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Von MARC KEITERLING
Leidenschaftlicher Kampf um die letzte Chance war nicht zu erkennen. Mit 1:2 verlor eine zaudernde Mannschaft des SC Rot-Weiß Oberhausen am Samstag ihr Spiel gegen Jahn Regensburg und fügte sich in ihr Schicksal. Zum zweiten Mal innerhalb von nur sechs Jahren wurde RWO damit aus der 2. Liga in die 4. Liga durchgereicht.
Am Montag trafen sich die Gremien zur ersten Bestandsaufnahme nach dieser sportlichen Bankrotterklärung. Der Aufsichtsratsvorsitzende Harmut Gieske legte dabei vor allen Zukunftsplanungen - kein einziger Spieler besitzt einen Vertrag für die Regionalliga - besonderen Wert auf die Aufarbeitung der Spielzeit 2011/12. „Wir lassen die Saison noch einmal Revue passieren und werden die Ereignisse nüchtern analysieren. Daraus ergeben sich dann die entsprechenden Schlussfolgerungen“, kündigte Gieske an.

Auf und nieder - immer wieder

2005: Zweitliga-Abstieg. 2006: Abstieg in die vierte Liga. Gefolgt vom Durchmarsch aus der Viertklassigkeit in die 2. Liga. Nun der erneute Doppel-Absturz auf viertklassiges Niveau. RW Oberhausen: Einmal Wunder und zurück.
Das „Wunder von Bruns“ in den Jahren 2006 bis 2008 ist nur noch eine schöne Erinnerung, eine Neuauflage nicht planbar. Im Rückblick kaum zu fassen: Ebenso rasant wie es unter Trainer Hans-Günter Bruns nach oben ging, stürzte die Mannschaft beginnend mit Bruns, danach unter der Leitung von Theo Schneider und Mario Basler, auch wieder in die Tiefe.
Basler, der in der vergangenen Saison bereits mit Wacker Burghausen aus der Liga abstieg (Klassenerhalt durch die Lizenzentzüge für Ahlen und Koblenz), sagte es nach der entscheidenden 1:2-Niederlage am Samstag gegen Jahn Regensburg in die Fernsehkamera: „Wenn man abgestiegen ist, muss sich auch ein Trainer hinterfragen.“

Rückstand wuchs von einem auf fünf Punkte

Basler übernahm RWO am 14. Spieltag auf Abstiegsplatz 18 mit einem Punkt Rückstand auf den rettenden 17. Platz. Die Platzierung ist nach dem 37. Spieltag identisch, der Rückstand beträgt unaufholbare fünf Zähler. 27 Punkte aus 23 Spielen, das ist für den Klassenerhalt in dieser Spielzeit zu wenig. Seine Nachverpflichtungen (Benjamin Weigelt, Anel Dzaka, David Jansen) machten Sinn, retten aber auch nichts. Zu viele Spieler im vom Sportlichen Leiter Frank Kontny und Ex-Trainer Schneider zusammengestellten Kader blieben den Nachweis ihrer Drittliga-Tauglichkeit schuldig.

Verein steht besser da als vor sechs Jahren

Nach dem Wunder folgt jetzt der Kater, selbst wenn der Verein aktuell besser dasteht als vor sechs Jahren. Ein Jugendleistungszentrum ist im Bau, die Trainingsbedingungen haben sich deutlich verbessert, die A-Junioren spielen in der Bundesliga. In diesem Sommer zieht auch die Geschäftsstelle des Vereins zur Lindnerstraße.
Dabei ist die Lösung mit einem Gebäude angrenzend zum VIP-Zelt hinter der STOAG-Tribüne weitgehend vom Tisch. Dazu der Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Gieske: „Am Jugendleistungszentrum wird eine Lösung mit Containern favorisiert, wo Geschäftsstelle und Fanshop untergebracht werden.“ Zu provisorisch soll die Sache am Ende nicht aussehen. „Container sehen heutzutage nicht mehr zwangsweise wie Übergangslösungen aus“, so Gieske.

Etat soll 1,2 bis 1,5 Millionen Euro betragen

Eine neue Heimat, die einige bisherige Mitarbeiter nicht mehr sehen werden. Inklusive des hauptamtlichen Vorstands und Geschäftsführers Jörg Lange verfügt der Verein bisher über zehn Festangestellte auf der Geschäftsstelle. Dabei wird es nicht bleiben können. „Es ist ein besonders bitterer Gang, wenn man dort Menschen die Kündigung aussprechen muss, die berufliche Perspektive nehmen muss“, so Gieske. In der letzten Viertligaspielzeit kam der Verein hier mit zwei Vollzeitleuten aus, unterstützt von einem seinerzeit tatkräftig mitarbeitenden Vorstand.
Den Etat der ersten Mannschaft für die kommende Viertligasaison schätzt Gieske auf eine Größenordnung von 1,2 bis 1,5 Milionen Euro ein: „Für die 1,2 Millionen bin ich sehr optimistisch. Die 1,5 Millionen wären ein großer Wunsch. Mit einem Etat dazwischen sollte es möglich sein, oben mitzuspielen.“
Eine Rückkehr in die 3. Liga wird ungleich schwerer als im Sommer 2007. Durch die Ligenreform gehen fünf Regionalligen an den Start, mit bis zu 22 Mannschaften. Nur drei der fünf Meister steigen letztlich auf.

Platz 18, falls irgendwo die Lizenz wackelt

Abgestiegen zwar, doch die Saison ist für den noch unter Vertrag stehenden Kader nicht beendet. Bei Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock etwa wackelt die Lizensierung erheblich, die Hoffnungen der Spvgg. Unterhaching auf einen investitionsfreudigen Scheich haben sich offenbar inzwischen zerschlagen. Daraus ergibt sich das Ziel, wenigtens „bester Absteiger“ zu werden um damit erster Nachrücker zu sein.

Ist die Mannschaft für den Pokal noch motivierbar?

Und dann ist da noch der Niederrheinpokal. Am kommenden Dienstag, 8. Mai, empfängt Rot-Weiß den Niederrheinligisten SV Hönnepel-Niedermörmter zum Halbfinale im Stadion Niederrhein. Das Finale könnte am 16. Mai stattfinden. Wer hier gewinnt, nimmt an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals teil. „Das müssen wir unter allen Umständen anvisieren, die Zusatzeinnahme wollen wir uns sichern“, unterstreicht Gieske den wirtschaftlichen Aspekt.
Bleibt die Frage, wie dies einer Mannschaft einzutrichtern ist, die vermutlich in großen Teilen den Verein verlässt. Die Motivation, eine weitere Woche in Oberhausen zu verbringen, könnte bei einigen Akteuren recht gering sein.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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