RWO: Die Stimme legt das Mikro aus der Hand
Von MARC KEITERLING
Seit trüben Verbandsliga-Zeiten war er die Rot-Weiße Stimme im Stadion Niederrhein. 1993 übernahm Peter Knobloch das Mikrofon bei den RWO-Heimspielen. Nun legt er es aus der Hand. Die Rot-Weiße Stimme verstummt nach 18 Jahren. Allerdings gilt auch: Niemals geht man so ganz.
Am Sonntag kurz vor 15 Uhr wird es noch einmal wie immer sein. Vor dem Anpfiff des Testspiels gegen Paderborn begrüßt er die Zuschauer und präsentiert die Mannschaftsaufstellungen. Zum letzten Mal als offizieller Stadionsprecher.
Samstags um 14 Uhr wird in erster Linie in der 3. Liga gespielt - für den Wäscherei-Inhaber eine unmögliche Zeit. „Samstags ist bei mir richtig viel los, der Betrieb ist bis 13 Uhr geöffnet. Da kann ich nicht alle zwei Wochen um 11 Uhr ins Stadion abhauen.“ Und so suchte Knobloch, der seinen Job im Stadion ehrenamtlich machte, das Gespräch mit Vorstandsboss Hajo Sommers. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich ab und an mal als Gastmoderator am Ball bin. Etwa als Urlaubsvertretung, ich will auch nicht ganz aufhören“, so Knobloch.
Hajo Sommers: „Es ist schade, dass Peter aufhört. Er passt zu unserem Ding, er ist unsere Stimme. Mit allen Macken und mit allem Charme. Wenn ich mir vorstelle, dass hier so ein Yuppie-Sprecher zum kollektiven Arme-Schwenken auffordern würde - da wäre die Antwort wohl eher: `Der hattse nich´ alle auffem Zaun`.“
An der Moderation Peter Knoblochs, der am 22. Juli seinen 57. Geburtstag feiert, entzündeten sich auch mal die Diskussionen. Zu deutlich ruhrgebietsgeprägt, etwas altbacken - sowas wurde schon mal transportiert. „Ins Gesicht wurde es mir nie gesagt. Ich bin ich und habe nie versucht, irgendjemanden zu kopieren. Wichtig ist, dass der Verein immer hinter mir stand“, macht Knobloch einen Haken dran.
Seine Stimme ist mit den Kleeblättern verbunden. Ähnlich wie die Stimme des legendären Günter Stork mit dem MSV Duisburg. Dessen schnarrende Ansagen haben Besucher des alten Wedaustadions bis heute im Ohr. „Wollen Sie einen Leihwagen haben, ganz einfach Feykes fragen. Ob Transporter oder Pkw, Feykes-Wagen sind okay.“ Absolute Stork-Klassiker. Auch Walter Ruege bei Rot-Weiss Essen oder Bernd Scheffler beim FC Schalke 04 gehören zum „guten Ton“ ihrer Vereine seit Jahrzehnten. Und kommen wie Knobloch anders daher, als die massenkompatiblen „Marktschreier“ heutiger Prägung.
RWO eine Woche vor der Tagesschau kurz vor Acht im ARD-Fernsehen? Nicht bezahlbar ein solcher Werbespot für den kleinen Club. Knobloch machte es möglich: Als einer von vielen „Wetterstars“ kündigte er 2007 die Aussichten an und sprach anschließend die Abschiedsworte. Im Stadion Niederrhein wurde das aufgezeichnet, dabei trug er ein Shirt mit dem Kleeblatt und den Buchstaben RWO auf der Brust. „Man muss doch jede Gelegenheit ausnutzen, um für Rot-Weiß die Trommel zu rühren“, meinte er damals.
Mit seinem Nachfolger soll er sich künftig je nach Notwendigkeit abwechseln. Niemals geht man so ganz...
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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