RWO: Abstiegskampf geht nur mit Kampf

Von MARC KEITERLING
Es erinnerte ein wenig an den legendären Wutausbruch des damaligen DFB-Teamchefs Rudi Völler, der vom „noch tieferen Tiefpunkt“ sprach. Lieferte RWO bereits beim 0:2 gegen Jena eine schlechte Heimvorstellung ab, war die Darbietung in den zweiten 45 Minuten am letzten Samstag beim mageren 1:1 gegen Werder Bremen II noch dürftiger.
Der stocksauere Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Gieske nahm wie so oft kein Blatt vor den Mut. Herzlos sei das gewesen, Engagement habe gefehlt, er sei maßlos enttäuscht und habe vollstes Verständnis für den Unmut der Zuschauer. Sprich: Abstiegskampf geht nur mit Kampf.
Trainer Theo Schneider mit einigen Tagen Abstand zu den Anhängern, die zunächst skandierten und sich später demonstrativ vom Spielfeld abwandten: „Ich kann das verstehen. Ich möchte aber auch die Fans bitten, etwas Fingerspitzengefühl mitzubringen. Die frühzeitigen Unmutsäußerungen haben sicher zu einer Verkrampfung einiger Spieler geführt. Viele dieser Jungs haben in der letzten Saison noch vor 200 Zuschauern gekickt. Jetzt kommen Zurufe, die sie vom Spiel ablenken und verunsichern.“
Schnell müsse es seine Mannschaft lernen, diese Dinge auszublenden, sich nicht irritieren zu lassen. Ein zusätzlicher Motivationstrainer steht den verunsicherten Spielern nun zur Verfügung, dessen Dienste jeder nach seinem Bedarf in Anspruch nehmen kann.
Schneider will Optimismus vorleben: „Ich mache weiter und ich glaube auch fest daran, dass wir unser Ziele am Saisonende erreichen werden.“ Der Coach kreidet sich dabei selbst an, seine Einschätzung vor Beginn der Spielrunde mit dem Attribut „Etablieren“ versehen zu haben. „Ich hätte es deutlicher sagen sollen: Wir kämpfen mit dem niedrigsten Etat der Liga gegen den Abstieg! Die allgemeine Erwartungshaltung ist vielleicht zu hoch. Zu viele Leute denken: Wir kommen aus der 2. Liga und spielen da schon irgendwie mit. Die Realität ist jedoch, dass es diese Mannschaft gegen jeden Gegner schwer hat.“
Dieser Einschätzung folgend fährt der Trainer fort: „Uns hat in dieser Saison kein Team auseinandergenommen. Wir haben uns über weite Phasen ordentlich geschlagen. Ich bin durchaus froh, dass die Mannschaft auf Augenhöhe agiert. Und in der Tabelle sind wir nicht abgeschlagen.“
Daraus folgt allerdings nicht, dass heute beim deutlich besser positionierten VfB Stuttgart II (Platz fünf, 17 Punkte) im Stadion der Stuttgarter Kickers im Stadtteil Degerloch auf einen Punkt agiert werden soll. „Warum sollten wir nicht in Stuttgart gewinnen“, stellt Schneider eine Frage in den Raum, die sich nicht abschließend beantworten lässt. Auf alle Fälle kommt der Kader aktuell dezimiert daher. Mindestens bis zum Jahresende fällt Yohannes Bahcecioglu aus. Der Mittelfeldspieler hatte sich bereits im Testspiel gegen Schalke 04 am 6. September eine Knorpelabsplitterung im Knie zugezogen. Er wird sich zu Beginn der nächsten Woche einer Operation unterziehen und monatelang ausfallen. Außerdem rollt derzeit die Grippewelle. Nach Christopher Kullmann und Dimitrios Pappas meldeten sich am Mittwoch auch noch Esad Razic und Jannis Schliesing krank ab. Verletzt ist weiterhin Nedim Hasanbegovic (Wadenverletzung).
Mit einem festen Spieltermin wurde die Zweitrundenpartie des Niederrheinpokals zwischen dem 1.FC Kleve und RWO versehen. Die Begegnung findet am Samstag, 8. Oktober, um 16 Uhr in Kleve statt.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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