Pfiff des Tages: Ukraine gegen England

von Rainer Werthmann

„Die Torrichter dürfen unterstützend eingreifen, aber keine Entscheidungen des Schiedsrichters korrigieren. Die Torrichter können den Schiedsrichter auf eine Fehlentscheidung hinweisen, diese darf dann zurückgenommen werden. Die Torrichter sollen "zwei zusätzliche Augenpaare" zur Verfügung stellen. Sie sollen "den Schiedsrichter über alle Regelverstöße informieren, die dieser möglicherweise verpasst hat,“ so lautet - in Auszügen - die Arbeitsplatzbeschreibung eines Torrichters der UEFA.

Die Torrichter wurden von der Uefa in der Saison 2009/2010 zunächst probeweise in der Europa-League eingeführt. In dieser Spielzeit werden sie erstmals auch in der Champions-League und nun auch bei der EM-Endrunde eingesetzt.

Aber auch 4 Augen mehr können nun mal keine völlig fehlerfreie SR-Leistung garantieren und es gibt m.E. gar keine Frage: in der 62. Minute gab das ungarische Schiedsrichter-Team um Viktor Kassai einen Treffer der Ukraine zu Unrecht nicht. Englands Innenverteidiger Terry konnte den Ball erst knapp hinter der Linie (62.) wegschlagen, kurz zuvor wurde in der Entstehung des Tores allerdings auch eine relativ klare Abseitsstellung des ukrainischen Stürmers Milevskiy übersehen. Zwei äußerst ärgerliche und schwer wiegende Fehlurteile.

Der ungarische Torrichter stand optimal zu dieser Szene, hatte freien Blick, konnte die Szene eigentlich auch schon vorausahnen, sich insofern auch ein wenig darauf einstellen ... und dennoch ist das menschliche Auge offenbar nicht in der Lage, solche schnellen Abläufe präzise und absolut zuverlässig wahrzunehmen.

Nach dieser Fehlentscheidung hat die Diskussion über die Torlinien-Technologie natürlich wieder neue Nahrung erhalten. Selbst FIFA-Chef Blatter soll sich klar positioniert und die Torlinien-Technologie als eine Notwendigkeit bezeichnet haben. Anfang Juli will das International Board der FIFA erneut über die Einführung technischer Hilfsmittel diskutieren und entscheiden. Die meisten Bundesliga-SR wären im Übrigen auch für eine solche technische Unterstützung – vorausgesetzt sie wäre technisch ausgereift und weniger störanfällig als bei einigen Pilotprojekten in der Vergangenheit.