Pfiff des Tages: Polen gegen Griechenland

von Rainer Werthmann

Das Auftaktspiel eines großen Turniers leiten zu dürfen, ist für einen SR stets Auszeichnung und Verpflichtung zugleich – schließlich sollte beim ersten Spiel sofort deutlich werden, nach welchen UEFA-Maßgaben hier und bei allen folgenden Turnierspielen geurteilt wird.

Die Aufgabe des Eröffnungsspiels bei der EM-Endrunde in Polen und der Ukraine wurde dem Spanier Carlos Velasco Carballo zuteil. Er machte seine Sache insgesamt gut, blieb andererseits aber nicht ganz fehlerlos, denn die Gelb-Rote Karte gegen den bei Werder Bremen unter Vertrag stehenden Sokratis war m.E. eine übertrieben harte Entscheidung – sein Gegner war zuvor leicht weggerutscht und der folgende leichte Kontakt mit dem Arm reichte maximal für einen Foulpfiff aus, nicht aber für eine zusätzliche Verwarnung. Schon die erste Verwarnung gegen Sokratis war eine diskussionswürdige Entscheidung (35.), denn der Grieche hatte sich beim Kopfballduell hier nur bei Robert Lewandowski aufgestützt, nicht aber den Ellenbogen eingesetzt. Das hätte man durchaus auch ohne GELB regeln können.

Absolut regelkonform dafür aber die Auflösung einiger anderer kniffliger Szenen:

- ein weiteres Tor der Griechen wurde zurecht wegen einer knappen Abseitsposition aberkannt,

- kein absichtliches Handspiel im polnischen Strafraum (44.),

- außerdem zurecht Strafstoß und Rot gegen den polnischen Torwart Szczesny (69.) – da ist die Regelauslegung der UEFA schon seit Jahren eine strengere als die des DFB, der bei solchen Vergehen des Keepers im Kampf um den Ball GELB für ausreichend hält.

Nimmt man Howard Webbs runde Leistung aus dem Abend-Spiel "Russland-Tschechien" hinzu, so war es alles in Allem ein recht gelungener EM-Auftakt aus Schiedsrichter-Sicht.

Warten wir nun mal ab, wann der deutsche EM-SR Wolfgang Stark seinen ersten Einsatz haben wird und vor Allem was der erste Auftritt der deutschen Elf bringen wird.