Mein erster Marathonstart in der M70
In diesem Jahr starte ich bereits in der M70. Mein Gott, wie doch die Zeit vergeht. Beim meinem ersten Marathonstart 1991 wurde ich noch in der M40 gewertet. Die M40 war eine der stärksten Klassen, sowohl von der Anzahl als auch von den Laufzeiten her.
Jetzt in der M70 ist das Feld überschaubar geworden. Nur noch wenige Altersgenossen trauen sich die Marathonstrecke zu und auch ich mache mir so meine Gedanken. Nachdem ich nun drei Monate vergeblich gewartet habe, dass ich mich fit für einen Lauf fühle, will ich es einfach mal wieder versuchen. Sonst bin ich irgendwann schon in der M75 und fühle mich erst recht nicht mehr fit.
Beim Blick in den Veranstaltungskalender springt mir der Süchtelner Höhen Marathon ins Auge. Claudia Cavaleiro hat für das erste Frühlingswochenende wieder einen Doppeldecker ausgeschrieben. Hier bin ich bereits 19mal gestartet und es ist nun schon die 124. Auflage. Diese Veranstaltung gehört zu meinen Favoriten. Hier ist man auch als älterer Teilnehmer goldrichtig. Die Versorgung ist super und man kann entspannt seine Runden drehen. Niemand schaut einen schräg an, wenn man mal länger unterwegs ist. Also melde ich mich per E-Mail an und erhalte sofort von Claudia eine freundliche Bestätigung.
Es gibt allerdings eine Neuerung. Der Start ist nicht mehr um 8 Uhr sondern bereits um 7 Uhr. Da muss ich aber früh raus aus den Federn. Aber als Rentner kann ich mich ja dann in den nächsten Tagen wieder in Ruhe ausschlafen.
Als der Wecker dann um 4:30 Uhr schellt ist es noch dunkel. Trotzdem bin ich sofort munter. Für heute sind vom Wetterdienst frühlingshafte Temperaturen angesagt und die Sonne soll sich 11 Stunden sehen lassen. Als ich ins Auto steige zeigt das Thermometer allerdings nur 3 Grad an. Die Autobahn nach Süchteln ist um diese frühe Zeit leer und ich erreiche problemlos das Nachtigallenwäldchen an der Volksbankarena. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zum Heim der Familie Cavaleiro. In der Garage sind bereits Sandy, Jürgen, Oliver und Peer versammelt und Claudia begrüßt mich wie immer froh gelaunt. Zwar hat sie seit gestern Abend einen mächtigen Schnupfen, aber so etwas hält sie nicht vom Lauf ab. Bald kommen noch Gina, Mini, Sven und Detlef hinzu und wir können uns über die letzten Läufe austauschen. Inzwischen haben wir ja alle die neueste Ausgabe der 100er Clubzeitung erhalten und können über die tolle 2016 Bilanz mancher Mitglieder nur staunen. Pedro Cavaleiro war 2016 mit über 100 Läufen der Spitzenreiter. Von 0 auf 1, da kann man nur den Hut ziehen.
Um 7 Uhr versammeln sich dann 10 Teilnehmer und ein Hund pünktlich an der Startlinie. Die Frauenquote beträgt heute 40%. Inzwischen ist es hell geworden und es hat geschätzte 4 Grad. Noch ein Startfoto dann geht es los. Ich lasse es gleich vorsichtig angehen weiß ich doch, dass das Streckenprofil anspruchsvoll ist. Nach 600 Meter gibt es an der Irmgadiskapelle einen kurzen heftigen Anstieg. Auch danach geht es mit einem ständigen Auf und Ab weiter. Ja, damit muss man bei einem Höhenmarathon schon rechnen. Dafür werden wir mit Natur pur belohnt. Gerade jetzt im Frühling ist es hier besonders schön. Überall begrüßt uns frisches Grün und die Luft ist einfach toll. So schmeckt der Frühling. Morgen wird die Uhr auf die Sommerzeit umgestellt. Da heißt es dann noch eine Stunde früher raus. Für mich auch ein Grund lieber heute zu starten. Ich laufe auf die mir bestens bekannte Runde vorbei an Wasserwerk und Klettergarten in den Wald hinein. An der Solbachhütte ist die Hälfte der Runde erreicht und nach einem heftigen Anstieg erreiche ich die Pendelstrecke, welche mich wieder zur Hindenburgstraße zurückführt. Bald kommen mir die schnellen Hirsche bereits auf ihrer zweiten Runde entgegen. In Führung liegt ein Quartett mit Sandy, Gina, Oliver und Sven. Dann folgen Mini und Detlef. Für Mini ist es erst der zweite Marathon überhaupt. Nach 6,4 km bin ich wieder in der Garage und habe meine erste Runde geschafft. Schnell meinen Kontrollstrich in der Teilnehmerliste gemacht und mich aus der rechhaltigen Verpflegung versorgt. Im Moment genügt mir ein Schluck von dem gesüßten Tee, dann geht es auch für mich in die zweite Runde.
Die Sonne steigt schon höher und wärmt jetzt auch. Das wird ein herrlicher Frühlingstag heute und die versprochenen 17 Grad werden auch erreicht. Auf der Pendelstrecke kommen mir dann wieder die Führenden entgegen und grüßen immer freundlich. Trotz des flotten Tempos haben sie sich wohl viel zu erzählen. Claudia läuft angesichts ihrer Erkältung vorsichtig und Peer begleitet sie ritterlich. Die Beiden wollen ja auch morgen schon wieder starten, da muss man mit den Kräften haushalten. In der Garage lege ich meine Windweste ab und trinke wieder den süßen Tee.
In der dritten Runde wird es jetzt an der Strecke schon lebhafter. Der Klettergarten hat bei dem schönen Wetter auch regen Besuch und auch an der Volksbank Arena treffen immer mehr Fußballspieler ein. So vergehen die Runden ziemlich schnell und dann wird auch für mich die letzte Runde eingeläutet. Sie besteht nur noch aus der Ausgleichsrunde von 4 km. An der Hundeschule ist der Wendepunkt und es geht jetzt schnell zurück. In der Hindenburgstraße werde ich von den Mitläufern mit Jubel empfangen. Nach 5:51:48 bin ich im Ziel und belege damit Platz 4 bei den Männern. Damit bin ich doch sehr zufrieden, da ich auch ohne Probleme über die Strecke kam. Anscheinend habe ich doch besser trainiert als ich dachte. Sandy, Gina, Oliver und Sven sind zusammen geblieben und belegen jeweils zusammen Platz 1 mit 4:41:35. Alle Teilnehmer erhalten eine schöne Urkunde und noch ein großes Duschgel als Geschenk. Nachdem ich ausgiebig mit Jürgen geplaudert habe, fahre ich zufrieden nach Hause. Wie sagt Christian Hottas so richtig „ Jeder Marathonlauf ist ein Geschenk“ Ein Satz den ich nur unterschreiben kann, und für Geschenke muss man dankbar sein.
Autor:Werner Kerkenbusch aus Oberhausen |
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