Mehr Rhein geht kaum!
Als ich jetzt wieder auf der Suche nach einem Marathonlauf war, stieß ich auf den „Rheinufer Marathon“ in Bad Honnef. Der Veranstalter Wolfgang Gieler ist mir doch aus Süchteln bestens bekannt und bürgt für Qualität. Die Veranstaltung findet bereits zum 10mal statt. Die Strecke ist mit dem Messrad und GPS vermessen und beträgt sicherheitshalber 42,6 km. Nach einem Auftaktstück von 2,6 km führt sie auf 4 Runden a 10km vollkommen flach direkt am Rheinufer von Bad Honnef Richtung Bonn mit Blick auf den „Langen Eugen“, „Drachenfels“ und „Petersberg“. 40 km immer am Rhein entlang, das hört sich für mich sehr gut an und als ich weiter lese entdecke ich, dass die Startgebühr unschlagbare 0 Euro beträgt. Also habe ich mich gleich bei Wolfgang per E-Mail angemeldet. Prompt bekam ich von ihm eine freundliche Bestätigung und meinem Start stand nichts mehr im Wege.
Als ich mich am Samstag um 7:15 Uhr auf den Weg nach Bad Honnef mache regnet es bei 17 Grad in Strömen. Am Donnerstag und Freitag war es noch schwülwarm mit über 30 Grad, aber dann endet die kurze Hitzewelle schon wieder mit einem Unwetter. Das ist wohl der typische deutsche Sommer. Nun ja, mir soll es heute recht sein. Lieber etwas Regen als tropische Temperaturen. Nach 70 Minuten Fahrtzeit komme ich in Bad Honnef an, und treffe sofort Wolfgang. Er zeigt mir wo ich direkt an der Laufstrecke parken kann. Das ist heute für mich wichtig, da ich mich doch aus meinem Kofferraum verpflegen möchte. Für die Verpflegung muss man bei 0 Euro natürlich selbst sorgen. Das hat den Vorteil, dass man seinen persönlichen Bedarf selbst bestimmen kann. Ich bin auf jeden Fall bestens eingedeckt. Iso, Wasser, Cola, Bananen und ein alkoholfreies Bier als Zielverpflegung sind dabei.
Bald kommt Pedro Cavaleiro zu uns. Er sieht noch etwas müde aus. Kein Wunder, war er doch gestern noch beim 24h Lauf in Breitscheid am Start. Da wurde die Nacht für ihn sehr kurz, aber er möchte gerne das Triple nachholen, welches vor 3 Wochen mit der Absage in Mönchengladbach gescheitert war. Moment, da muss er ja morgen noch einen Lauf machen. Ja, kein Problem denn hier in Bad Honnef steht doch an diesem Wochenende wieder ein Doppeldecker an. Ich kann nur staunen.
Eigentlich sollte noch ein vierter Läufer zu uns kommen, doch der hat gestern Abend kurzfristig wegen der Wetteraussichten abgesagt. Wir müssen etwas schmunzeln, das Wetter ist doch mit 17 Grad und leichtem Dauerregen durchaus brauchbar.
So machen wir uns eben als Trio auf den Weg. Gleich zu Beginn geht es eine steile Fußgängerbrücke hinauf welche uns über die Landstraße und eine Bahnstrecke führt. Jetzt in der ersten Runde ist das kein Problem, aber über diese Brücke müssen wir in jeder Runde hin und zurücklaufen. Nun ja, dafür ist der Rest der Runde wirklich absolut flach und führt uns direkt am Rhein entlang. Der Rhein ist durch die Regenfälle ganz schön angeschwollen und von der Umgebung sieht man durch die Wolken leider nicht viel. Die Strecke ist zum größten Teil asphaltiert und für Fußgänger und Radfahrer unterteilt. Durch das Regenwetter ist es aber ziemlich ruhig auf der Strecke. Das kann bei schönem Ausflugswetter natürlich auch schnell eng werden.
Wir drei laufen zusammen. Das hat den Vorteil, dass ich mich um die Streckenführung nicht kümmern muss. Pedro ist hier bereits zum vierten Mal dabei und kennt die Strecke. Diese ist zwar nicht markiert, aber nach dem Auftaktstück eigentlich narrensicher. 5 km geht es Richtung Bonn. An einem Kinderspielplatz ist nach 5 km die Wende erreicht und es geht den gleichen Weg wieder zurück. Aber jetzt hat man ja einen anderen Blickwinkel und es wird am Rhein eh nicht langweilig. An der Haltestelle „Am Spitzenbach“ geht es im scharfen Winkel über die Fußgängerbrücke zurück zum Auto. Hier kann ich mich aus meinem reichhaltigen Vorrat verpflegen und ich ziehe meine Windjacke aus und lege die Schirmmütze ins Auto. Auf dem Parkplatz hat man uns inzwischen völlig zugeparkt. Hier feiert die Adventgemeinde wohl heute ihren Gottesdienst, aber bis unser Lauf beendet ist sind die Gläubigen schon längst wieder weg.
Pedro muss seiner Müdigkeit Tribut zollen und bleibt ein wenig zurück. Wolfgang hat bei der Verpflegung Zeit gut gemacht und läuft nun etwa 100 m vor mir. Auf der schnurrgeraden Promenade kann ich ihn aber immer noch gut sehen. Inzwischen ist die Strecke ja für mich auch klar. Die Rheinschiffe warten auf Kundschaft. Das wird bei dem heutigen Wetter kein gutes Geschäft für sie.
Nach der zweiten Runde signalisiert mir Wolfgang, dass er sich für morgen noch etwas schonen möchte. Außerdem hat er heute Abend noch eine Vorlesung, da muss er auch noch ansprechbar sein. Natürlich nutze ich das sofort aus und setzte mich an die Spitze. Dieses Gefühl habe ich ja nicht so oft. Am Wendepunkt beträgt mein Vorsprung auf ihn etwa 200m und auf Pedro 600m. Jetzt versuche ich diesen Vorsprung zu verteidigen. Wieder komme ich über die Fußgängerbrücke zu meinem Auto. Jetzt steht für mich Cola auf der Karte und ein Stück Banane tut auch gut. So gestärkt mache ich mich auf die letzte Runde. Ich freue mich, dass ich damit zum letzten Mal die Fußgängerbrücke laufend bezwingen muss. Inzwischen tut diese nämlich richtig weh. Das Ziel liegt aber direkt am Rhein in Höhe der Haltestelle „Am Spitzenbach“, sodass man die Steigung dann in Ruhe hochgehen kann. Aber noch stehen 10 km auf dem Programm und diese sind meistens die schwersten. Ich kann aber relativ locker weitertraben und an der Wende sehe ich, dass ich den Vorsprung auf Wolfgang und Pedro sogar etwas ausbauen konnte. Also jetzt noch ruhig die letzten 5 km zurücktraben. Die letzten Kilometer laufen dann doch wieder einfacher. Nach 5:36:28 h bin ich im Ziel. Zufrieden gehe ich zurück zum Auto und genehmige mir ein alkoholfreies Erdinger. Bald sind meine Mitläufer auch am Auto und ich spendiere ihnen natürlich ebenfalls ein Bier. Der Parkplatz ist wieder frei und schon bald nimmt Wolfgang die Siegerehrung vor. Wir bekommen eine schöne Urkunde und da es heute mit der 10. Veranstaltung ein kleines Jubiläum ist, schenkt uns Wolfgang noch sein Buch „Staatenlexikon Afrika“ mit einer persönlichen Widmung. Auf über 750 Seiten bleibt keine Frage zu den Staaten auf dem schwarzen Kontinent unbeantwortet. Da kann man immer mal wieder hineinschauen.
Wolfgang und Pedro verabreden sich für den morgigen Marathon. Sie wollen mich auch zum Start überreden, aber das ist für mich nicht machbar. Ich wünsche ihnen viel Erfolg und wir machen uns zufrieden auf den Heimweg. Ja, es regnet immer noch, aber das hat uns nicht gestört.
Den Rheinufer Marathon kann ich nur wärmstens empfehlen. Die Strecke mit dem ständigen Blick auf den Rhein ist ein Erlebnis. Hier war ich nicht zum letzten Mal dabei. Die nächsten Termine findet ihr auf der Homepage des 100 Marathon Clubs.
Autor:Werner Kerkenbusch aus Oberhausen |
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