2. Oberhausener Ruhrufer-Marathon
Marathon in Oberhausen
Als ich davon hörte, dass es die Gelegenheit zu einem Marathonlauf in meiner Heimatstadt Oberhausen gibt war für mich klar, dass ich dabei sein musste. Für Laufveranstaltungen ist Oberhausen eine ziemliche Provinz. Außer dem Nikolaus- und Firmenlauf gibt es kaum eine Möglichkeit zu einem größeren Laufevent. Da ist in den Nachbarstädten Essen und Duisburg deutlich mehr los.
Jetzt also gibt es aber dank Karl Roch sogar die Möglichkeit hier einen Marathonlauf zu absolvieren. Karl hat in Oberhausen Styrum eine interessante Strecke gefunden. Auf einer 6,1 km Runde geht es auf dem Ruhrtalradweg, über den Hochwasserschutzdeich, um das Biotop und durch den Alstadener Ruhrpark. Die Runde muss also 7mal durchlaufen werden, damit die Marathondistanz erreicht wird. Da hier für die Verpflegung jeder selbst sorgen muss ist der Rundenlauf praktisch, da man in jeder Runde an seinem Auto vorbeikommt und sich dann direkt aus dem Kofferraum versorgen kann.
Die Startgebühr beträgt 0 Euro und als Sollzeit sind 6 Stunden vorgegeben. Also gute Voraussetzungen für einen entspannten Lauf.
Bei der ersten Auflage am 01.02. konnte ich urlaubsbedingt nicht dabei sein, aber jetzt möchte ich trotz Trainingsrückstand die Gelegenheit nutzen.
Auf meine Anmeldung per E-Mail bekam ich sofort eine freundliche Antwort und am Freitag gab es nochmals eine Infomail.
Start um 8 Uhr
Der Start ist um 8 Uhr. Zum Ruhrpark benötige ich mit dem Auto nur 20 Minuten. So eine kurze Anfahrt hatte ich noch nie zu einem Marathonstart. Halt, das stimmt nicht ganz. Im Rahmen des Twin Marathons gab es 2007 einen Start in Oberhausen. Aber da waren wir bereits nach einem Kilometer schon wieder aus der Stadt heraus.
Als ich in der Solbadstraße ankomme werde ich von Karl, Sven Z. und Marina begrüßt. Hier ist das Vereinsheim des Betriebssport Kreisverbandes Oberhausen und wir können auf dem kleinen Parkplatz parken. Damit sind wir direkt an der Laufstrecke, sodass die Eigenversorgung recht einfach ist. Nach und nach treffen die Mitläufer ein.
Im Zeichen der Coronaviren verzichten wir auf Händeschütteln und Umarmungen. In Italien musste heute der Marathonlauf in Bologna abgesagt werden. Nun eine Massenveranstaltung sind wir heute mit 10 Läufern nicht. Die Frauenquote beträgt aber 20%. Sven D. und Michael sind als Frühstarter bereits unterwegs.
7 Runden
Für heute sind bis zu 10 Grad angesagt und die Regenwahrscheinlichkeit beträgt 20 %. Im Moment haben wir noch 6 Grad da sind wir froh, dass wir loslaufen können. Die erste Runde laufen wir zusammen und Karl weist uns auf die Besonderheiten und Orientierungspunkte hin. Es gibt auch einen GPX Track, aber der wird nicht wirklich benötigt. Für Karl ist es heute der 125. Marathon und somit ein kleines Jubiläum. Letzte Woche hätten wir einen Teil der Strecke nicht laufen können, denn da führte die Ruhr Hochwasser und überflutete den Radweg.
Wir laufen auf der Solbadstraße und haben nach 500 Metern unsere Nachbarstadt Mülheim erreicht . Als erstes sehen wir das schmucke Stadion des FC Mülheim Styrum. Die glorreichen Zeiten sind auch hier vorbei und man spielt zurzeit in der Bezirksliga.
Als nächstes passieren wir das Naturbad Mülheim Styrum. Es bietet in den Sommermonaten Badespaß ohne Chlor in einem schönen und natürlichen Ambiente.
247 Höhenmeter
Schon bald biegen wir auf den Ruhrtalradweg ab. Der Streckenabschnitt zwischen Oberhausen und Mülheim wurde erst 2019 eingeweiht. Insgesamt ist der Ruhrtalradweg 240 km lang und führt von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein. Wir belaufen heute nur ein kurzes Stück, dann geht es auf den Hochwasserschutzdeich. Der Anstieg ist nur kurz und nicht sehr heftig. Insgesamt zeigt meine Uhr aber zum Schluss doch 247 Höhenmeter an. Auf dem Deich fegt uns ein scharfer Wind entgegen. Der wird uns bis zum Schluss begleiten. Dieser Teil ist eine Begegnungsstrecke und schon bald kommen uns die Frühstarter entgegen. Die sind schnell unterwegs und ich bekomme eine Gänsehaut als ich die kurzen Trikots und Hosen sehe.
In einem weiten Bogen führt uns der Weg schon bald an einem Biotop vorbei. Hier brannte 1977 noch eine Halde. Kohleanteile hatten sich selbst entzündet und die Halde musste abgetragen werden. Die Bagger gruben etwas tiefer und durch das aufsteigende Grundwasser bildete sich ein 1,5 ha großes Biotop. Dieses ist jetzt ein Teil des Ruhrparkes. Beim Ruhrpark handelt es sich um eine 15 ha. große Parkfläche im Stil eines Englischen Gartens. Großzügige Grünflächen lösen sich mit Baumbeständen ab und bieten einen hohen Erholungswert. Ein großer Spielplatz bietet den Kinder Platz zum Toben. Auf den befestigten Parkwegen können wir gut laufen und müssen nach den heftigen Regenfällen in der letzten Woche schon einmal größere Pfützen umlaufen. Insgesamt bietet die Strecke aber genügend Abwechslung um nicht langweilig zu werden. Bald haben wir die erste Runde beendet und können uns am Auto versorgen.
Nun trennen sich die Wege, denn die schnelleren Läufer sind bald nicht mehr zu sehen. Ich laufe mit Carsten und seiner Frau Manuela zusammen. Sie wollen am 29. März den Marathon in Rom laufen. Sie hoffen, dass bis dahin das Coronavirus besiegt ist. Carsten ist erst vor wenigen Jahren zum Laufen gekommen. Ein stolzes Übergewicht zwang ihn zum Umdenken. Inzwischen hat er sein Gewicht halbiert und Spaß am Langlauf gefunden. Wieder eine Erfolgsgeschichte von denen ich einige kenne.
In der dritten Runde verlieren wir uns bei der Verpflegung und ich laufe jetzt allein weiter. Inzwischen kenne ich die Runde und komme auch alleine zurecht. Auf der Pendelstrecke begegnet man sich immer wieder. Inzwischen ist es im Park voller geworden, Eltern mit Kindern nutzen das trockene Wetter zu einem Besuch des großen Spielplatzes. Auch die Hundebesitzer sind von ihren Vierbeinern nach draußen gelockt worden.
Mit Dudelsackmusik
Ich bin schon bald in Runde 5 und langsam werden meine Beine schwer. Da macht sich doch die 4wöchige Trainingspause bemerkbar. Ich war auf den Kanaren und konnte bei 25 Grad im T-Shirt und kurzer Hose die Sonne genießen. Hoffentlich ist das jetzt auch bei uns bald möglich. In Runde 7 glaube ich kurz an Sinnestäuschungen, denn auf den Ruhrwiesen sehe ich einen Mann mit einem Dudelsack, welcher uns den Marsch pfeift. Er spielt ganz gut und lenkt mich wieder von meinen Beschwerden ab. Später höre ich, dass der Spieler wohl hier sonntags öfters übt, denn hier stört er niemanden.
in der letzten Runde holt mich wieder Carsten ein und wir beschließen nun gemeinsam ins Ziel zu laufen. Manuela genügten heute 6 Runden als Vorbereitung für Rom. Nach 5:39:19 und 42,75 km erreichen wir glücklich unser Auto. Sieger wurde heute Michael in 3:34:11 und bei den Frauen war Marina mit 4:07:43 die Schnellste.
Ein Beweisfoto unserer Uhr übersenden wir per Mail an Karl und erhalten dafür unsere Urkunde. Zufrieden fahre ich nach Hause und freue mich auch unter schwierigeren Bedingungen wieder einen Marathonlauf erfolgreich absolviert zu haben. Wenn es weitere Läufe gibt, werde ich sicher gerne öfters hier an den Start gehen. Für den 14.03. hat Karl aber erst einmal einen Ultralauf geplant. Mit 55 km geht es dann in der Gruppe einmal „Rund um Oberhausen“. Das ist für mich eindeutig zu weit, aber Karl will für die „Tortour de Ruhr“ Kilometer machen.
Autor:Werner Kerkenbusch aus Oberhausen |
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