Macht Süchteln süchtig?
Auf diese Idee kann man kommen. Der Süchtelner Höhen Professor Marathon findet fast jede Woche statt. Heute ist es bereits die Nummer 24 und ich bin zum fünften Mal hier. Erst vor drei Wochen war ich doch dabei, aber es zieht mich auch magisch hierher. Kein Wunder denn Claudia Cavaleiro organisiert hier eine tolle Laufveranstaltung mit viel Enthusiasmus und Liebe. Für 15 Euro ist man dabei und erhält dafür alles was ein Läufer braucht. Die Strecke ist exakt vermessen und bestens markiert. Der Lauf ist ordnungsgemäß ausgeschrieben und DLV genehmigt. Die Verpflegung ist klasse und lässt keinen Wunsch offen. Natürlich erhält man auch eine Urkunde und eine Ergebnisliste. Darüber hinaus hält Claudia immer noch ein nettes Präsent für alle Finisher bereit. Da hat sie ständig neue Ideen.
Den Weg nach Süchteln kennt mein Auto schon fast allein. 45 Minuten benötige ich über die Autobahn. Heute bin ich der Erste der das Haus in der Hindenburgstraße erreicht. Leider kann ich dies beim Laufen dann aber nicht schaffen. Claudia begrüßt mich wie immer strahlend und bald treffen auch die anderen Läufer ein. Volkmar ist wohl auch schon süchtig, denn er war vor drei Wochen ebenfalls dabei. Marco ist hier auch Dauergast und Erika und Bernd aus Mönchengladbach vervollständigen noch das Feld. Nach der Begrüßung gibt es sofort das obligatorische Gejammer. Der eine Teilnehmer hat Probleme mit dem Knie, ein anderer Läufer hat es im Rücken. Volkmar hatte Anfang der Woche eine heftige Erkältung und Claudia musste gestern zweimal bei den Jugendlichen die 4 X 100 m Staffeln mitlaufen. Das gibt natürlich mächtig Muskelkater. Meinen Hinweis auf meinen gereizten Ischiasnerv ignoriert man einfach. Bevor also noch ein Krankenwagen kommen muss, stellen wir uns zum Startfoto zusammen. Claudias Sohn Manuel macht seine Sache als Fotograf ganz ausgezeichnet. Ein Läufer erscheint noch und erkundigt sich ob hier der Höhen Marathon startet. Als wir ihn einladen noch mitzulaufen muss er passen, da er schon anderthalb Stunden unterwegs wäre. Aber er ist neugierig geworden und notiert sich die nächsten Termine.
Jetzt gibt Manuel das Startsignal und das kleine Feld mit 6 Läufern setzt sich in Bewegung. Von wegen Wehwehchen, die gehen ab wie die Feuerwehr. Mit Volkmar und Claudia bilde ich bald das Schlusslicht. Der Höhenmarathon hat einige Höhenmeter zu bieten. Sechs Runden a 6,4 km sind zu bewältigen, dazu kommt dann am Schluss noch eine Wendepunktstrecke, um die 42,195 km voll zu machen. Zur Irmgadiskapelle geht es schon mal gleich zu Beginn heftig hinauf. Die Kapelle wurde bereits 1664 zu Ehren der heiligen Irmgardis gestiftet. An diesem Wochenende ist das Irmgadisfest und die Kapelle ist bereits festlich geschmückt. Heute und morgen wird hier ein umfangreiches Programm ablaufen.
Jetzt laufen wir am alten Wasserhebewerk vorbei und kommen schon bald zum Klettergarten. Um diese Zeit ist hier noch alles ruhig. Dann führt uns die Strecke in den Wald hinein. Wie gut dass Pedro heute Morgen nochmals die Markierungen frisch nachgezogen hat. Ich laufe mit Volkmar zusammen und er erzählt von seinen Urlaubsplänen. Auch ihn zieht es im Winter zu den Kanaren und da haben wir ja einiges gemeinsam. Als wir den Wald verlassen laufen wir parallel zur Autobahn. Der Untergrund ist oft etwas uneben, und man muss schon Acht geben. Nach der Kurve gilt es eine kurze aber heftige Steigung zu bewältigen. Ich habe diesen Abschnitt heimlich „Heartbreak Hill“ getauft. Er wird von Runde zu Runde steiler.
Das Wetter ist heute nochmals sommerlich. Bei der Anfahrt zeigte das Thermometer 17 Grad und es wird noch auf 25 Grad steigen. Allerdings ist der Himmel immer etwas bewölkt. Die angekündigten Gewitter bleiben aber zum Glück aus. Bald kommen uns schon Marco und kurz danach auch Erika und Bernd entgegen. Für einen kurzen Gruß reicht es immer.
An der Verpflegungsstelle wird die Runde notiert und Volkmar nutzt meine längere Auswahl um sich abzusetzen. Also bin ich nun alleine unterwegs und kann meinen Fotoapparat einsetzten. Bald kommen mir ja meine Mitläufer entgegen und die Motive ergeben sich von selbst. Im Wald prasseln ständig die Bucheckern und Kastanien. Da wird es wohl doch bald Herbst. Die Maisfelder sind aber noch nicht abgeerntet. Ständig kommen mir nun auch Hundehalter mit ihren Lieblingen entgegen. Hauptsächlich sind es Frauen und manche haben sogar zwei oder drei Hunde dabei. Aber alle sind brav und wollen auch nicht spielen.
So vergehen die Runden und dann werde ich auch noch von Marco überrundet. Der ist heute schnell unterwegs. Claudia ermutigt mich es heute ruhig angehen zu lassen. Das kommt auch meinem Ischiasnerv sehr entgegen. Also laufe ich ruhig weiter und den „Heartbreak Hill“ gehe ich jetzt lieber hoch. Im Wald huscht noch ein Eichhörnchen über den Weg, und auch ein Reh kann ich im Unterholz erkennen. Dann habe ich auch die 6. Runde geschafft. Vier meiner Mitläufer sind bereits im Ziel und stärken sich jetzt mit alkoholfreiem Bier. Nach einer ausgiebigen Verpflegungspause mache ich mich wieder auf den restlichen Weg und brauche nun nur noch bis zum Wendepunkt zu laufen. Danach geht es dann direkt ins Ziel und die Schritte werden nun automatisch länger. Nach 5:39:42 habe ich es geschafft und sorge so dafür, dass auch heute die Finisherqoute bei 100 % liegt.
Bald ist Claudia ebenfalls im Ziel und jeder erhält bei der Siegerehrung neben der Urkunde noch eine Naschtasche. Darin befinden sich allerdings keine Süßigkeiten, sondern neben Handtuch und Duschgel ein großes Schild zur Erinnerung an diesen Höhen Marathon. Das wird bei mir einen Ehrenplatz in meiner Trophäensammlung bekommen. Natürlich wird dadurch das Suchtpotential nochmals gesteigert. Wie gut, dass hier eine Menge Termine bis zum Jahresende bereits feststehen.
Autor:Werner Kerkenbusch aus Oberhausen |
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