Kult-Schiri Ahlenfelder wird 70
In der heutigen Zeit klammern sich die Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga ans Regelwerk. Pflegen im Regelfall eine gewollte Distanz zu den Spielern. Lachen meist verboten. Früher war das anders - und vor allem einer machte es ganz anders: Kult-Schiri Wolf-Dieter Ahlenfelder
Am Dienstag, 11. Februar, feiert der gebürtige und auch in Oberhausen lebende Wolf-Dieter Ahlenfelder seinen 70. Geburtstag.
Die Geschichte ist oft erzählt und geschrieben. Ahlenfelder, die „rheinische Frohnatur aus Oberhausen“ (Zitat des einstigen Fernsehreporters Rolf Töpperwien), hätte am 8. November 1975 um ein Haar für die kürzeste Halbzeit eines Bundesligaspiels aller Zeiten gesorgt.
Pause nach 30 Minuten
Die Partie zwischen Werder Bremen und Hannover 96 an diesem Tag war eine Nullnummer. Es lag aber wohl weniger an der schwachen Vorstellung beider Teams, dass Ahlenfelder bereits nach 30 Minuten („Ich bestehe darauf, es waren keine 32 Minuten, wie überall zu lesen ist“) zur Halbzeit pfiff. Eher schlugen Bier und Schnaps durch. Erst als sich die Spieler sichtlich wunderten und der Linienrichter wild auf seine Uhr deutete, ging die Partie weiter. Halbzeitpause-Buch-Leseprobe: Der Blaue an der Flöte und die passende Klolektüre!
Der Schiedsrichter hatte sich vor dem Spiel zum Mittagessen nach eigener Aussage zum Essen auch ein Bier und einen Malteser zur Brust genommen. Mindestens ein Getränk von jeder Sorte - der Bremer Spieler Höttges zerrte Ahlenfelder vor Spielbeginn nämlich unter die Dusche, weil bei der Begrüßung die Fahne des Spielleiters - nicht die des Linienrichters - auffiel.
Abreibung mit Wick - weg war das Malteser-Aroma
Anschließend wurde der Unparteiische noch mit der Erkältungssalbe Wick eingerieben - weg war das Malteser-Aroma. Einer von mehreren Kommentaren zu diesem Tag des bald 70-Jährigen lautete: „Wir sind Männer und trinken keine Fanta.“
Ein Schiedsrichter, der beliebt war. So beliebt, dass er sogar zur Werbefigur eines Herstellers von Filmen zur Europameisterschaft 1988 wurde. „Gab damals 2.300 Mark. Schöne Zusatzeinnahme, dachte ich. Prompt meldete sich das Finanzamt.“
Ein Schiedsrichter, der Mensch blieb. Der auf vermeintliche Beleidigungen während eines Spiels nicht zwingend mit einem Platzverweis reagierte. Bayern-Lautsprecher Paul Breitner fuhr ihn so an: „Ahli, Du pfeifst wie ein Arsch.“ Statt Breitner die Rote Karte zu präsentieren antwortete Ahlenfelder: „Paul, und Du spielst wie´n Arsch.“ Fall erledigt.
„Otto, gleich krisse Pattex anne Buxe“
Einen bewegungsintensiven Heißsporn an der Seitenlinie wie den aktuellen BVB-Trainer Jürgen Klopp gab es auch in den 70- er und frühen 80-er Jahren. Otto Rehhagel stand „Kloppo“ in jüngeren Jahren in nichts nach. „Ich brauchte damals aber keinen vierten Offiziellen, um die Kollegen da draußen zu beruhigen. Als Rehhagel mal allzu wild rumhampelte, bin ich zu ihm hin und habe gesagt: `Otto, wenne jetzt nicht Ruhe gibst, krisse Pattex an Buxe geschmiert´. Schon war Ruhe im Karton.“
Im Fotoalbum findet sich auch eine Aufnahme aus Bochum. Zu sehen ist, wie Ahlenfelder dem sich beim Linienrichter beschwerenden VfL-Haudegen Lothar Woelk auf die Schulter tippt. „Ich sagte: `Lothar, Dein Freund Ahli steht schon hinter Dir. Und wenn Dir hier irgendwas nicht passt, schmeiße ich Dich runter`. Ein klares Wort - so habe ich das immer gehalten.“ Nur vier Platzverweise sprach Ahlenfelder in 13 Erstligajahren aus. „Einer war der damalige Bremer Bruno Pezzey. Der trat erst zu wie ein Ochse und hat dann noch rumgemosert. Das war dann zuviel, irgendwann ist nun mal Feierabend.“
106 Spiele leitete Wolf-Dieter Ahlenfelder in der Bundesliga zwischen 1975 und 1988. Dabei gab es eine Vielzahl weiterer launiger Kommentare. Einem sich am Boden wälzenden Akteur riet er etwa aufzustehen, weil die Rasenheizung eh´ nicht eingeschaltet sei. Auf die Nachfrage eines Betreuers, was mit dem auf der Wiese liegenden Spieler passiert sei, entgegnete Ahlenfelder: „Zusammengebrochen - Kreislauf.“
Heute alles undenkbar - und gerade so was wird heute vermisst. Die Erinnerung an einen der markantesten Schiedsrichter ist wach. Bester Beleg: Noch heute erhält man in einigen Bremer Kneipen ein Herrengedeck, bestehend aus einem Bier und einem Malteser, wenn man dort „einen Ahlenfelder“ ordert...
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Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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