Mädchen ans Brett
Jugendschach boomt – wo bleiben die Mädchen?
Die diesjährige Oberhausener Jugendstadtmeisterschaft im Schach hat gezeigt, dass das Interesse junger Menschen an Schach als Wettkampfsport sehr groß ist. Das ist zweifellos eine positive Entwicklung. Man sollte allerdings auch die Kehrseite der Medaille beachten. Unter den insgesamt 73 Teilnehmern des Turniers befand sich sage und schreibe ein einziges Mädchen. Das ist durchaus ein trauriger Rekord, denn die damit erzielte Mädchenquote von etwa 1,37% liegt sogar noch deutlich unter der Frauenquote von 6,9% im Schachbezirk Emscher-Lippe, zu welchem die Oberhausener Schachvereine gehören.
Jugendschach boomt – aber Mädchenschach schwächelt? Inzwischen gibt es Bestrebungen, Begriffe wie Mädchen- oder Frauenschach im Zuge der political correctness zu vermeiden, niemand soll ausgegrenzt und diskriminiert werden. Unabhängig davon sprechen die Fakten eine klare Sprache: Mädchen und Frauen sind im Schach nach wie vor unterrepräsentiert, und Oberhausen ist da leider keine Ausnahme.
Das wiegt umso schwerer, als die Oberhausener Schachszene noch vor kurzem auf eine goldene Generation von spielstarken und erfolgreichen Schachspielerinnen blicken konnte. Namen wie Julia Walker, Larissa Barutta, Swantje Minneken, Isabel Otterpohl, Annika Labuda kommen da in den Sinn, allesamt Spielerinnen, die auf Verbands- und sogar Landesebene erfolgreich waren und Titel gewinnen konnten – ein Glücksfall für das Oberhausener Jugendschach.
Doch nun scheint es so zu sein, dass diese goldene Generation keine Nachfolgerinnen hervorbringen wird. Stell dir vor, es wird ein Schachturnier veranstaltet, aber kein einziges Mädchen geht hin. An dieser Stelle beginnt die strukturelle Misere.
Mädchenschach ist in den Oberhausener Schachvereinen schlichtweg kein Thema. Es gibt keine auf Mädchen zugeschnittenen Schachangebote. Es gibt keine Schachturniere für Mädchen. Es gibt zu wenig greifbare Vorbilder und definitiv zu wenig Schachtrainerinnen. So lange sich daran nichts ändert, müssen wir uns wohl damit abfinden, dass es von zufälligen Umständen abhängt, ob der Schachsport für einzelne Mädchen in Zukunft noch attraktiv sein wird.
Autor:Marco Schwinning aus Oberhausen | |
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