48-Stunden-Extemwandern
Hardy Lech stellt sich dieser Herausforderung

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Das „EXTREM EXTREM-Wanderevent“ fand am Wochenende 22. bis 24. Juni 2023 mit Start am Diemelsee statt und ist europaweit einmalig: Über 156 km – mehr 3.500 Höhenmeter – 48 Stunden auf den Füßen!

Hardy Lech aus Oberhausen, Coach, Organisationsberater und passionierter Extremläufer, war einer der 150 Teilnehmer am Start und stellte sich damit dieser extrem sportlichen Herausforderung.
Start und Ziel war der Diemelsee. Dann führte die Strecke überwiegend über zertifizierte Qualitätswanderwege im Grenzgebiet Sauerland und Rothaarsteig. Als besondere sportliche Anforderung  stand  nach mehr als 120 Kilometern zusätzlich der Aufstieg auf den „Langenberg“, den höchsten Berg NRWs (843 Meter).an: ein weiterer schweißtreibender Anstieg vor dem Zieleinlauf.
 
Neun Versorgungsstationen waren auf der 156-Kilometerstrecke verteilt. Die Sportlichsten haben die Distanz nonstop bewältigt, so auch Hardy Lech. Das hieß, beide (!) Nächte konsequent durchwandern. Andere Extremwanderer nutzen Ruhestationen unterwegs um sich einige Stunden Schlaf zu gönnen.
„2017 und 2018 habe ich bereits an dieser Extremwanderung teilgenommen – und es ist ohne Übertreibung "extrem"! Dieses Jahr wurde es allerdings aufgrund von Wetterextremen - kaum zu glauben – noch extremer für uns Wanderer!"
Kurz vor Start in Heringhausen war die Wettersituation sehr angespannt. Es kreisten Gewitter über die Region und es regnete stark. Das Veranstalterteam entschied sich vorsichtshalber, den Start um eine gute halbe Stunde zu verschieben. Dann ging es kurz nach 16.30 Uhr bei leichtem Regen endlich los. 150 Wanderer in vollem Langstreckenwanderoutfit scherzten, lachten, waren gut gelaunt, und die Aussicht auf einen halbwegs trockenen Wanderevent stiegen sogar – scheinbar!
Endzeitwetter von oben!
Denn nach etwa einer Stunde Lauf kam das Unwetter in Bestform: Es regnete stärker, wurde schnell zum Starkregen und binnen in Kürze zum Unwetter. Gefühlt brach die Hölle los! Es goss wie aus Eimern, Gewitter, Blitze, Donner - Endzeitwetter von Oben. Außerdem wurde es „extrem“ rutschig auf den Waldwegen, insbesondere auf den Steigungen, wo uns Sturzbäche entgegenschossen.
Halber Abbruch der Wanderung - die ersten Teilnehmer steigen aus
Es erfolgte vom Veranstalter ein „halber Abbruch“. Keiner durfte mehr den „Eisenberg“ weitergehen. Die ersten Teilnehmer stiegen aus der Wanderung bereits hier entnervt aus! Nur die, die schon diese Passage gegangen waren, mussten zum nächsten Punkt weiterlaufen. Dazu gehörte ich!
Es wurde früh deutlich: Das Event hierheißt nicht umsonst „Extrem Extrem“.
In den nächsten 10 – 12 Stunden wechselten sich kurze Passagen mit wenig Regen mit deutlich längeren Zeitpassagen mit extremen Regengüssen ab.
Mit Stirnlampe in die erste Nacht
Mit Stirnlampen ging es in die erste Nacht. Und es wurde beim besten Willen keine „tausend Sterne Nachwanderung“! In den frühsten Morgenstunden am Freitag kam ein erneutes Unwetter. Ein Orkan-artiger Wind, ein Sturm mit bis zu 90 – 95 KM/H meldete sich mit erneutem Starkregen. Man hört es um sich herum explosionsartig knacken, Bäume fallen teilweise quer über die Wanderwege, Äste brechen aus den Baumkronen. Beängstigendes Szenario: Der peitschende Regen, der extreme Sturm. Nicht nur ich war klatschnass bis auf die Unterhose, trotz recht guter Wanderregenkleidung.

Teilabbruch der Wanderung
Auf diesem Teilstück der Strecke kam es zu einem (Teil-) Abbruch der Wanderung. Der zuständige Förster hat dann ein Stück der Strecke gesperrt, aber einige waren schon drin bzw. bereits die Passage durchwandert. Dazu gehörte ich mal wieder! Also, mit schnellem Wanderschritt weiter!
Ab Freitagmittag wurde das Wetter merklich besser. Kaum noch Regen, es blieb trocken und die Stimmung wurde besser. Noch waren etwa 90-100 „Kämpfer“ unterwegs, was angesichts des Wetters den allergrößten Respekt verdiente. Gleichzeitig hieß das natürlich auch, das bereits mindestens 50 – 60 Wanderer aufgegeben hatten! An den folgenden Verpflegungsstellen wurden es sichtbar immer weniger, die weiterliefen.

Die zweite Nacht bringt den "Spirit" der Extremwanderer ans Morgenlicht
Der Samstag brachte ein schönes Wanderwetter. Die Nacht vorher, also die zweite Nacht, war natürlich extrem anstrengend, die körperliche Müdigkeit deutlichst spürbar. In diesen Momenten zeigt sich immer wieder „der Spirit“ solcher Wandertouren. Wir Wanderer sind Individualisten mit einem großen Gemeinschaftsgefühl. Gemeinsam mit zwei mir vorher nicht bekannten Wanderkollegen ging ich stundenlang, oft schweigend nebeneinander durch eine sternenklare Nacht in eine fantastische Morgendämmerung hinein. Ein spektakuläres Vogelgezwitscher in den frühen Morgenstunden, und das auch, in der Nacht nimmt man alles noch intensiver wahr.

Halluzinationen gehören dazu
Die Müdigkeit ist ein ständiger Begleiter Halluzinationen, die märchenhafte Gestalten erscheinen ließen, die verschwanden und von anderen Wesen abgelöst wurden. Der Verstand war müde – das Unbewusste kreativ wach! Und das half, Schritt für Schritt dem Ziel entgegenzukommen. Ich glaube, es ist eine unbewusste Strategie, den Kopf zu überlisten, damit die Beine einfach weitergehen. Wir schaffen uns unser eigenes „Kino to go“ und lenken uns von den extremen körperlichen Strapazen so ab.

Zufriedenheit und Stolz, dass Ziel heile erreicht zu haben
Am Ziel war ich dann einer von insgesamt 66 Wanderer, die die 156-Kilometer-Strecke mit den mehr als 3500 Höhenmetern geschafft haben. Ursprünglich waren ja 150 Wanderer gestartet, heißt nicht einmal die Hälfte kam durch!
„Platz 40“ (von 66) war der meinige, damit hochzufrieden. Denn, das Wichtigste ist, es geschafft zu habe!.“

Autor:

Hardy Lech aus Oberhausen

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