Bombastische Leistung! Ritzmann rückt den Profis auf die Pelle
Als am Sonntag um 7:05 Uhr die Sonne über dem Fühlinger See aufgeht, durchschneidet ein Countdown die gespannte Stille, die sich über das Wasser gebreitet hat. … 2… 1… ein Startschuss schickt die Athleten auf die Strecke, Feuerwerk begleitet sie auf den ersten Metern. Es ist der Anbruch ihres "längsten Tags des Jahres", es ist der Beginn der Ironman-Distanz.
Das Wasser schäumt, als jeder einzelne versucht, mit kräftigen Zügen seinen Platz im Feld zu finden. Mitten unter ihnen zwei von hier: die Nordtriathleten Sebastian Ritzmann und Sven Lawrenz auf ihrer Langdistanzpremiere. Die mitgereisten Anhänger verlieren die beiden schnell aus den Augen, als sich 265 rote Badekappen auf ihren 3,8 km langen Weg entlang der Kölner Regattastrecke machen.
Nach einer Stunde und knapp 9 Minuten gespannten Wartens, dann endlich ein bekanntes Gesicht: Sven kommt als erster der beiden aus dem Wasser (Platz 79); nur 13 Sekunden später auch Basti (86). Den Wechsel auf’s Rad bringen beide ohne Komplikationen und in aller Ruhe hinter sich – der Tag wird noch lang: Basti hat die 10 Stunden-Marke im Visier, Sven die 11 Stunden.
Auf dem Rad macht Sebastian kräftig Druck. Während Sven im gut besetzten Teilnehmerfeld ein paar Plätze abgeben muss, arbeitet sich der gebürtige Schwabe mit beeindruckend konstanten 36 km/h auf Platz 23 vor, bis er nach 6 Stunden die zweite Wechselzone erreicht.
Schwimmen also wie erwartet, keine Zwischenfälle auf dem Rad – und Laufen kann der ! Eine Sensation liegt in der Luft.
Erstaunlich locker bringt Sebastian über die Hälfte des Marathons hinter sich, bevor er bei Kilometer 28 kundtut: „Jetzt fängt‘s an, weh zu tun.“ Eine Stunde nach Sebastian erreicht auch Sven den zweiten Wechsel. Von ihm kommt nach 10 km: „Ich bin jetzt schon total im Eimer…“.
„Wenn’s nicht weh tun würde, würd’s jeder machen“ bekommen beide mit auf den Weg – ein schmaler Trost. Beide beißen die Zähne zusammen.
Mit einer Marathonzeit von 3:23:24 Std. und einer Wahnsinns-Gesamtzeit von 9 Stunden, 26 Minuten und 23 Sekunden sichert sich Sebastian Ritzmann noch vor so manchem Profitriathleten Platz 16 in der Gesamtwertung und ist damit – nach Heiko Stokloßa Mitte der 90er Jahre – Oberhausens zweitschnellster Vereinstriathlet aller Zeiten auf der Langdistanz ! „Ich hab mich selbst ein wenig erschreckt, als ich kurz vor Schluss nochmal auf die Uhr geguckt hab.“, freut sich Sebastian im Ziel.
Sven ist derweil auf den letzten 15 Kilometern. Erschöpfung und Schmerz stehen ihm ins Gesicht geschrieben – aber auch Entschlossenheit. Der Kampf mit sich selbst endet für ihn 100 Meter vor dem Ziel. Als die ersten Rufe aus dem Zieleinlauf-Kanal ihn erreichen, weicht langsam die Anspannung der Gewissheit, es geschafft zu haben. 11 Stunden, 20 Minuten und 50 Sekunden nach dem morgendlichen Startschuss am Fühlinger See gebiert dieser Sonntag in Köln mit Sven Lawrenz einen weiteren Langdistanztriathleten für Oberhausen.
Die Zeiten:
Ritzmann 9:26:23 (1:09:10/4:53:47/3:23:24),
Lawrenz 11:20:50 (1:08:57/5:50:31/4:21:20)
Autor:Oliver Schillinger aus Oberhausen |
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