"TEAM HaBe" ENTDECKT.....
LOST PLACE (NR. 1)
Lost Places - eine Faszination, die immer mehr Anhänger findet. Eine Faszination für Nervenkitzel und Fotoabenteuer.
Für alle, die nicht so ganz genau wissen, was sich dahinter verbirgt, hier eine kleine Erklärung:
Lost Places - das sind vergessene Orte, wie z.B. ehemalige Freizeitparks, stillgelegte Bahnhöfe, verwilderte und historische Gebäude.
Sie ziehen sogenannte Urban Explorer an. Das sind Menschen, die auf eigene Faust leerstehende Gebäude erkunden und dabei auch Fotos machen. Dabei gibt es bestimmte Regeln, einen gewissen Codex, an den sie sich halten:
Es wird nichts zerstört; d. h. Fenster werden nicht eingeschlagen, Türen werden nicht aufgebrochen und Graffitis werden nicht hinterlassen. Vandalismus ist tabu.
Es wird nichts von den Lost Places mitgenommen und auch nichts hinterlassen, wie z. B. Müll.
Man sollte aus Sicherheitsgründen nie alleine los ziehen und neben der Kamera auch immer eine Taschenlampe und ein Handy dabei haben. Zudem sind geeignete Kleidung und festes Schuhwerk von Vorteil.
Die genaue Lage dieser interessanten Plätze wird nicht verraten. Fotos und Erfahrungen werden geteilt, aber keine genauen Koordinaten. Man muss Recherchequalitäten und Geschick mitbringen.
Ich möchte euch von zwei Menschen berichten, die die Faszination der Lost Places vor kurzem für sich entdeckt haben: das "Team HaBe". Die Beiden sind nicht extrem abenteuerlustig und risikofreudig und auch nicht europaweit auf der Suche nach solchen vergessenen Orten unterwegs. Sie mögen es einfach, die Schönheit und Magie dieser Orte auf sich wirken zu lassen und diese gemeinsamen Erinnerungen fotografisch festzuhalten.
Das erste Ziel der beiden "Neu-Urban-Explorer" war eine stillgelegte Schiessanlage, die früher überwiegend durch umliegende Einheiten der Bundeswehr genutzt wurde.
Es gibt verschiedene Gebäude und Räume, die früher als Techniklager, Aufenthaltsraum oder auch als Waschraum gedient haben.
Es gibt Gebäudeteile, die noch relativ gut erhalten sind und andere, wo schon sehr viel kaputt ist.
Irgendwelche "schlauen Menschen" (Achtung: Ironisch gemeint!) waren mit Farbe und Pinsel unterwegs. Türen sind beschmiert mit Sprüchen wie "Do not enter. Dead" und sollen den "Besuchern" dieser Anlage den nötigen Nervenkitzel oder auch Angst bereiten. "Hinter dieser Tür wartet der Tod." Traut man sich diese zu öffnen oder nicht? Dies wird bestimmt auch bei einigen Teenies so sein, die die alte Schiessanlage erkunden, aber nicht beim "Team HaBe".
Hinter den Gebäuden befinden sich die Schiessstände. Hier kann man sehen, wie sich die Natur nach und nach ihr Territorium zurück erobert hat und auch noch weiter erobert.
Auch alte Einschusslöcher sind nicht zu übersehen. Das war schon ein komisches Gefühl für das "Team HaBe". Da, wo die Beiden bei ihrer Entdeckungstour standen und das Holz anfassen konnten, haben vor ein paar Jahren noch Menschen mit Pistolen und Maschinengewehren geschossen.
Die Anlage befindet sich in einem Waldgbiet; ist aber durch einen Zaun abgetrennt. Um bis ans Ende der Anlage, also bis zum letzten Schiessstand zu gelangen, muss man sich durch hohes Gras und Gebüsch schlagen, wobei man auf den ein oder anderen Frosch und viele Nacktschnecken trifft.
An den Wänden sieht man immer wieder (gute) Graffitis oder auch irgendwelche Schmierereien. Menschen, die sich verewigt haben, dass sie auch dort waren.
Das "Team HaBe" berichtet mir von einer größtenteils gespenstischen Stille: kein Vogelzwitschern, keine Spaziergänger im Wald, kein Knacken im Gehölz. Einfach nur Ruhe, Faszination ohne Ton. Es gibt einen Spruch: "Die Stille ist nicht leer. Sie ist voller Antworten."
Und irgendwie ist es auch für die beiden vom "Team HaBe" so. Sie stellen sich insgeheim Fragen zu dieser Anlage, haben Überlegungen im Kopf und in Gedanken auch schon mögliche Antworten dazu.
So etwas wie eine Sitzecke wurde hier am Ende der Anlage eingerichtet. Alte Gartenstühle und ein gebauter Tisch aus Einkaufswagen und Holzbrettern laden zum Verweilen ein. Auch hier ergeben sich wieder viele Fragen: Wie kommen diese Sachen hier hin? Gehörten sie vielleicht zu der Schiessanlage? Haben da die Schützen der Bundeswehr drauf gesessen und Pause gemacht? Oder wurden sie von Menschen hier her geschafft, die hier regelmäßig zum Verweilen einkehren? Und dann die Einkaufswagen. Gehörten sie vielleicht auch zum Equipment der Schiessanlage? Wurden damit eventuell Sachen für die Schützen transportiert? Denn wer macht sich die Mühe und versucht ungesehen Einkaufswagen durch die Botanik zu schieben?
Dieser Platz hier hinten ist relativ geschützt. Ein Dach bietet Schutz vor Regen, die Wände und die dicht gewachsene Natur schützen davor von Spaziergängern im Wald gesehen zu werden.
Das "Team HaBe" findet auch einen alten benutzten und verkokelten Grill. Es liegt relativ wenig Müll dort in der Natur. Eine Mülltonne und mehrere Mülleimer stehen verteilt herum und sind mit Abfall gefüllt. Ist ja schön, dass er nicht einfach achtlos in die Landschaft geschmissen wurde, aber "Liebe Leute, hier hin kommt keine Müllabfuhr zum Tonnenleeren". Irgendwann sind die Eimer voll. Und dann?
Wer weiß, was hier schon alles stattgefunden hat, was hier schon alles passiert ist?
Grillabende, Übernachtungen unter freiem Himmel, Partys, schöne Stunden zu zweit oder einfach nur gemütliches Beisammensein?
Ob es hier auch geheime Rave Partys gab?
Hier könnte der Türsteher gesessen haben.
So schön Lost Places auch sind, so sollte man auch immer die Gefahr abschätzen können und vorsichtig sein. Hier auf dem Gelände der ehemaligen Schiessanlage gibt es Luken im Boden, unter denen sich noch weiterer Raum befindet, so etwas wie ein Kellerraum. Vielleicht wurde da früher die Munition gelagert. Einige dieser Luken sind mit Brettern geschlossen und geschützt, aber andere nicht. Ein falscher Schritt und man liegt unten.
Diesen sogenannten Kellerraum kann man auch anders erreichen, in dem man die Treppen runter durch eine Stahltür geht.
Auf dem Gelände befindet sich auch das Haus des Schiessbahnwärters. Es liegt sehr versteckt hinter Bäumen und Sträuchern. Natürlich ist es auch nicht mehr bewohnt. Im Inneren ist es sehr dunkel und vieles ist zerstört und in einem abbruchreifen Zustand.
Es gibt eine Treppe nach oben, wo sich vermutlich Schlaf- und Kinderzimmer befunden haben.
Eine weitere Treppe führt in den Keller. Leuchtet man hinunter, so sieht man, dass dort alles tief unter Wasser steht.
Es ist im Erdgeschoss wirklich sehr dunkel, eine Taschenlampe ist Pflicht. Anders ist es viel zu gefährlich. Es liegt und steht vieles rum, an dem man sich verletzen kann.
Die Ausführungen des "Team HaBe" haben mich gefesselt und anhand der Fotos in eine Welt voller Gedanken und Phantasien mitgenommen. Ich danke euch dafür und bin auf weitere Lost Places und Geschichten mit euch gespannt.
* Alle Fotos stammen vom "Team HaBe"
Autor:Nina Benninghoff aus Oberhausen |
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