EINBLICK, ÜBERBLICK, AUSBLICK
DIDACTA - DIE BILDUNGSMESSE

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Vom 7. bis zum 11. Juni fand in Köln die Bildungsmesse didacta statt.

Lehrer/innen, Ausbilder/innen, Erzieher/innen, Trainer/innen, Coaches und alle Interessierten und Wissbegierigen, die sich über Trends und Themen aus dem Bildungswesen informieren wollten, konnten sich in 4 Hallen einen Einblick, Überblick und Ausblick zu Früher Bildung, Schule und Beruflicher Bildung/myQ-Qualifizierung verschaffen.

Zu diesen drei Themenbereichen gab es noch an verschiedenen Tagen spezielle Veranstaltungen (Seminare, Sonderschauen, Sonderveranstaltungen), die noch mal einen intensiveren Einblick passend zum Thema boten.

Mein letzter Besuch der didacta ist coronaverschuldet natürlich schon eine Zeit lang her, aber ich muss sagen, dass ich die Bildungsmesse sonst voller in Erinnerung hatte. Und damit meine ich nicht nur die Besucher. Auch einige (große) Aussteller habe ich dieses Jahr vermisst.

Daher finde ich es auch schade, dass einige Aussteller am letzten Tag schon um kurz nach 15Uhr angefangen haben ihre Stände einzupacken, obwohl die Messe bis 18Uhr geöffnet war.

Natürlich gab es auch in diesem Jahr wieder Neues zu entdecken und auszuprobieren, Austausch, viele Eindrücke, aber auch bekannte Sachen.

Diese sogenannten "Orthopaedic Puzzles" haben mich persönlich nicht überzeugt. Ich empfand es stellenweise sehr unangenehm für die Füße.

Was mir richtig gut gefallen hat, war der Ausstellungsstand mit dem Akkordeon. Eine Musiklehrerin hat mir viele Fragen dazu beantwortet, Input gegeben, und ich durfte es sogar selbst praktisch ausprobieren. Ein tolles Instrument, welches meiner Meinung nach eine tolle musikalische Alternative zur Gitarre in der Kita ist.

Gesellschaftsspiele durften natürlich auch hier auf der Bildungsmesse nicht fehlen. Es gibt einige wirklich tolle Spiele, die Standard in jeder Kita sein sollten. Aber leider auch Spiele, die ich aufgrund ihrer Umsetzung bzw. ihres Anspruches, ihrer Qualität und ihres Ziels nicht als kita-geeignet sehe.

Dazu fällt mir gerade etwas ein, was ich schon seit Jahren nicht verstehe. Es geht um das Spiel "Obstgarten" von HABA. Ein tolles Spiel mit einfachen Spielregeln, welches u.a. das Wir-Gefühl der Kinder stärkt und das Erkennen und Zuordnen von Farben fördert. Aber warum werden die Obstkörbe des Spiels nicht endlich aus einem anderen robusten Material hergestellt? Warum sind die seit Jahren immer noch aus diesem "Geflecht-Gedöns-Material"? Das ist das erste, was an dem Spiel kaputt geht.

Natürlich gab es auch wieder viele Bücher zu entdecken: Bilderbücher, Fachliteratur, Neuerscheinungen, Ratgeber, Klassiker,... .

Ein Buch löste bei mir und meiner Begleitung Diskussionsbedarf aus, nicht nur unter uns Beiden.

In diesem Buch werden verschiedene Fachwörter definiert, u. a. Selbsttätigkeit, Feedback,
Ich-Botschaften
und Du-Botschaften. Wir kamen darüber ins Gespräch. Dieses Buch richtet sich an pädagogische Fachkräfte.
Nehmen wir mal den Bereich Kita. Alleine diese oben genannten vier Begriffe sollten doch jeder Erzieherin und jedem Erzieher in Fleisch und Blut übergegangen sein. Die Bedeutung muss man in sich tragen und nicht nachschlagen.
Neben uns am Bücherregal stand eine kleine Gruppe Erzieherinnen (ich schätze mal vom Alter her so Mitte/Ende 40), die unser Gespräch mitbekamen und auch etwas dazu zu sagen hatten, was ich euch nicht vorenthalten möchte:
"Da fangen junge Kolleginnen bei uns an, die Begriffe wie Selbsttätigkeit tatsächlich noch nie gehört haben. Da frage ich mich, was die in der Ausbildung machen und lernen? Früher hatte man ja schon das Gefühl, dass die Lehrer bei manchem Schüler ein Auge zudrücken, damit er die Ausbildung schaftt. Und heute werden zwei Augen zugedrückt. Und warum? Weil Fachkräftemangel herrscht. Aber was dann zum Teil nach der Ausbildung aus der Schule kommt, kann man wirklich nicht als Fachkraft bezeichnen."

Dieses Statement klingt jetzt für einige bestimmt sehr hart und provokant. Ich möchte dazu noch kurz etwas sagen bzw. schreiben; also ich hoffe, dass es kurz bleibt. Und ich hoffe, dass ich damit niemandem zu nahe trete.
Fakt ist, dass Berufsneulinge nicht die gleiche Erfahrung haben können, wie eine Erzieherin oder ein Erzieher, die schon jahrelang in dem Beruf arbeiten. Das ist mal ganz klar, aber die Grundlagen, die Basis sollten doch vorhanden sein. Und wenn das nicht so ist, dann sollte man das Ganze hinterfragen. WARUM IST DAS SO?
Ist derjenige nicht motiviert genug? Ist das eventuell gar nicht der richtige Beruf für ihn? Oder aber, was wird den Schülern in der Ausbildung vermittelt? Wird ihnen überhaupt genug vermittelt? Ist den Schülern klar, was da auf sie zu kommt, was dieser Beruf mit sich bringt?

Neulich habe ich eine Stellenausschreibung einer Kita mit folgendem Text gelesen: "Du hälst einen Morgenkreis nicht für ein Frühstücksgebäck?....."
Klingt für den ein oder anderen jetzt bestimmt genau so provokant wie die Aussage der Erzieherin. Andere mögen darüber schmunzeln, weil sie andere Beispiele, die dazu passen aus ihrer Praxis kennen.

Ich möchte da jetzt auch gar nichts mehr weiter zu schreiben, sondern wieder von der didacta berichten. Auch hier gab es natürlich Träger und Institutionen, die händeringend für ihre Kita Mitarbeiter/innen suchen.

Fachkräftemangel hört man leider nicht nur im Bereich der Erzieher/innen und Lehrer/innen, sondern in vielen Branchen, die nichts mit Pädagogik zu tun haben.

Auch die Aussteller bzw. Händler haben es momentan nicht leicht. Sie berichten von Preiserhöhungen zu denen die gezwungen sind, weil z. B. beim Zulieferer die Holzpreise gestiegen sind. Demnach müssen sie natürlich auch den Verkaufspreis für ihr Produkt erhöhen. Leider größtenteils mit der Folge, dass sie weniger davon verkaufen.

Und wo wir schon mal bei Preisen sind. Die waren auf der didacta mehr als happig. Messepreise halt. Aber dieses Jahr hatte ich das Gefühl, dass es sogar Messepreise deluxe waren.
Gut, dass ich mir etwas zu essen und zu trinken eingepackt hatte. Ich nenne euch mal ein paar Beispiele:
Eine 0,5 Liter Flasche Wasser kostete 5,70€.
Eine stinknormale Bratwurst (ohne Brötchen) gab es für 6€.
Energie konnte man mit einer Dose Red Bull für 6€ tanken.
Und wer mal so richtig die Sau rauslassen wollte, konnte das mit einem Schnitzel "Wiener Art" und Pommes für 20,50€ tun.

Ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende. Für viele Besucher kam er ein paar Tage später wieder in Erinnerung mit dem Hinweis "erhöhtes Risiko" in der Corona-Warn-App. Mundschutz haben an diesem Tag die Wenigsten getragen.

Ich möchte noch mal auf die drei Wörter zu Beginn meines Berichtes eingehen: Einblick, Überblick und Ausblick. (Achtung: Jetzt wird es negativ, aber leider auch real!)
Wenn man mal einen derzeitigen Einblick in Kitas und Schulen nimmt, wenn man sich einen Überblick über die bildungspolitische Situation in unserem Land verschafft, dann ist das der Ausblick, der den Lehrer/innen und Erzieher/innen in den nächsten Jahren bevor steht: Fachkräftemangel, zu große Klassen, Überbelegungen in den Kitas, physische und psychische Erschöpfung der Fachkräfte, fehlende Wertschätzung ihres Berufes, nicht angemessene Bezahlung, Überstunden, hohe Krankenstände,... .

Ich versuche meine Berichte so gut es geht immer positiv zu beenden, aber das gelingt mir heute nicht. Denn machen wir uns mal nichts vor. Die derzeitige Situation kann man nicht schön rden.

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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