Erfolgreiche Idee
Zehn Jahre ehrenamtlicher Besuchsdienst „Gesellschaft leben“
Es ist das Jahr 2012, als in Oberhausen eine Idee heranreift, die zu einer echten Erfolgsgeschichte werden sollte, der ehrenamtliche Besuchsdienst „Gesellschaft leben“. Hier engagieren sich bereits seit zehn Jahren Menschen ehrenamtlich, um andere, vorwiegend Ältere, vor Einsamkeit und Isolation zu schützen. Grund genug für eine Feierstunde, die kürzlich in der Schlossgastronomie im Kaisergarten stattfand.
Wie kam es zu „Gesellschaft leben“? Seit seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister hatte sich Klaus Wehling vorgenommen, jedes Jahr anlässlich des Neujahrsempfanges die Idee eines sozialen Projektes zu präsentieren. Nachdem er 2011 ein Projekt zugunsten Jugendlicher vorgestellt hatte, sollte diesmal die ältere Generation an der Reihe sein. Doch worum sollte es gehen? Die Idee, sie liegt dann direkt vor seinen Augen und er erkennt sie. „Meine Mutter wurde damals von einer Dame besucht, mit der sie erzählen und etwas spielen konnte. Diese Dame kam auch einfach zum Zuhören vorbei. Um genau diese Bedürfnisse zu befriedigen, ist ‚Gesellschaft leben‘ entstanden“, schildert Klaus Wehling.
Tandems finden
Bei „Gesellschaft leben“ werden einerseits Bürger gesucht, die bereit sind, anderen ihre Zeit zu schenken. Gleichzeitig dürfen sich diejenigen melden, die sich diese Zeit, diese Form der Unterstützung, wünschen. Das geschieht übrigens mit ganz einfachen Mitteln: Miteinander sprechen, Vorlesen, Spazieren gehen, Gesellschaftsspiele spielen, ganz nach Interessenlage. Es ist schlichtweg wertvoll, da zu sein und Lebensfreude zu schenken. Man spricht dann von sogenannten Tandems, die gegründet werden. Mathilde Horsthemke als Koordinatorin hatte dabei von Beginn an ein sehr gutes Gespür, welche Menschen zueinander passen. Wichtig zu erwähnen: „Gesellschaft leben“ erfüllt nicht die Dinge, die bereits von professionellen Dienstleistern, Wohlfahrtsverbänden oder Kirchengemeinden angeboten werden. „Gesellschaft Leben“ stellt somit keine Konkurrenz dar, sondern ist ein zusätzliches Angebot für Menschen, denen eine soziale Isolation droht oder bei denen diese bereits eingetreten ist. Es geht ausschließlich um gemeinsame Freizeit. Finanziert wird „Gesellschaft leben“ ausschließlich über Spenden.
Begonnen hat „Gesellschaft leben“ zunächst begrenzt auf das Stadtgebiet „Oberhausen-Ost“. Hier fanden die Beteiligten optimale Bedingungen für den Startschuss vor. Vor allem das Haus Abendfrieden auf der Dieckerstraße 65 als Seniorenzentrum mit zahlreichen Vernetzungen war und ist bis heute ein optimaler Partner. „Wir können begleiten, wir können unterstützen und wir werden auch Räumlichkeiten zur Verfügung stellen“, so Josef Bergmann, damals Geschäftsführer im Haus Abendfrieden, anlässlich des Starts von „Gesellschaft leben“. Die Ehrenamtlichen können seitdem vor Ort ihre Erfahrungen austauschen, leichter voneinander lernen. Schulungen werden hier geplant. Übrigens: Die Teilnahme an „Gesellschaft leben“ ist nicht altersgebunden.
Jetzt auch in Osterfeld
„Gesellschaft leben“ sollte von Beginn an als eine dauerhafte Einrichtung für ganz Oberhausen entwickelt werden und hat bei der „Guten Hoffnung“ in Sterkrade seit 2014 ein zweites Standbein aufgebaut. Aline Schulte ist hier eine ebenfalls seit Jahren erfolgreiche Koordinatorin. Und nun konnte während der Feierstunde die erfreuliche Nachricht verkündet werden, dass der lange gesuchte Kooperationspartner für Osterfeld gefunden worden sei. Hier steigen die Alteneinrichtungen der Stadt Oberhausen (ASO) mit dem Louise-Schröder-Heim ein. Koordinator wird Andreas Bechert sein, er ist hauptberuflich Leiter des dortigen Tagespflegezentrums.
In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Werner Nakot, wie sehr die vielen Ehrenamtlichen Oberhausen stark machen. Einsamkeit nehme zu, Bindungen nehmen ab, da seien es gerade Ehrenamtliche wie bei „Gesellschaft leben“, die diese Lücken schließen können. Die Ehrenamtlichen, aber genauso die Menschen, die besucht werden, sie bilden das Herzstück von „Gesellschaft leben“, dankte Britta Costecki, Leiterin des Bereiches Chancengleichheit bei der Stadt Oberhausen, allen Anwesenden dafür, diese „ganz besondere Initiative“ mit Leben zu erfüllen.
Autor:Karin Dubbert aus Oberhausen |
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