Caritas-Projekt für Täter häuslicher Gewalt
Täterarbeit ist Opferschutz
Der Caritasverband Oberhausen und die Stadt Oberhausen starten ein neues Projekt, das Tätern häuslicher Gewalt den Weg in ein gewaltfreies Leben weisen soll.
„Es ist nach wie vor ein Tabuthema. Sowohl Opfer als auch Täter können der Spirale der Gewalt nur schwer entkommen, aber es ist möglich. Wir helfen Menschen, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“,
so Caritasdirektor Michael Kreuzfelder. Das ist Ziel des Projektes „Gewaltfrei – Angebot für Täter bei häuslicher Gewalt“, das Stadt und Caritas am Montag vorstellten. Bislang gibt es im westlichen Ruhrgebiet noch kein solches Angebot.
Finanziert durch Mittel des NRW-Familienministeriums und im Auftrag der Gleichstellungsstelle der Stadt Oberhausen übernimmt die Caritas den Aufbau eines gezielten Beratungs- und Trainingsangebotes für Männer ab 18 Jahre für den gesamten Landgerichtsbezirk Duisburg. Dazu zählen die Städte Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Dinslaken sowie der Kreis Wesel.
„Was wir in Oberhausen Frauen anbieten können, die Opfer häuslicher Gewalt sind – etwa das Frauenhaus oder die Hilfe und Unterstützung durch die Frauenberatungsstelle – ist als Schutz für Betroffene sehr wichtig“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz. „Wichtig ist es aber auch, an der Ursache anzusetzen“, fährt Schranz fort: „Ich danke dem Caritasverband Oberhausen, dass er in Kooperation mit der Stadt ein Angebot aufbaut, das die Gewalt verhindern soll – und hoffe, dass Täter den Mut aufbringen, es anzunehmen.“
Den Bedarf sah die Oberhausener Gleichstellungsstelle schon lange. Anfang 2021 ging Britta Costecki, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen, auf die Caritas zu. „Ich freue mich, dass unsere Bemühungen erfolgreich waren. Mithilfe des Ansatzes der Täterarbeit gibt es einen ganz anderen Weg eines effektiven Opferschutzes. Denn die Arbeit mit Tätern ist Opferschutz“, erklärt Britta Costecki.
Mit Unterstützung der Caritas Mettmann, die seit Jahren erfolgreich in der Täterarbeit aktiv ist, entwickelten Caritas und Kommune das Konzept. Richtlinie bilden die Standards der „Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt“. Die Zusage vom Land kam prompt und so läuft das Projekt in der Planungsphase seit dem 1. Juli.
„Noch in diesem Jahr gibt es erste Einzelgespräche. Ende dieses Jahres können wir dann mit den ersten Gruppentrainings für acht bis zehn Teilnehmer starten“, erklärt Andrea Schmidt, Einrichtungsleitung Familie, Bildung & Beratung. Denn zunächst müsse in Einzelgesprächen geklärt werden, wo der Mann stehe und ob für ihn das Projekt passe. Danach geht es dann in intensive Trainings.
Angeleitet durch eine männliche sowie weibliche Fachkraft der Caritas lernen Männer in mindestens 25 Sitzungen von zwei Stunden Dauer gewaltfreie Handlungsstrategien, setzen sich mit Gewaltformen, aktuellen Konflikten und den eigenen Gewalterfahrungen und Gefühlen auseinander. Ziel ist, dass die Männer keine weitere psychische oder physische Gewalt mehr ausüben. Zusammen haben die Fachkräfte eine dreiviertel Stelle. Behörden können Täter in das Projekt vermitteln, aber Täter können sich auch selbst melden. Für den Erfolg des Projektes ist ein breites Netzwerk in allen Städten notwendig. Dies baut die Caritas nun auf.
Die persönliche Anlaufstelle für Täter und Vermittlungsstellen befindet sich ab Januar 2023 in der Dorstener Straße 200. Informationen sind über die Ansprechpartner Charlene Vogt und Simon Biedenbach unter Tel. 0174.1702643 und 0163.8808696 erhältlich. Zudem ist die Kontaktstelle per Mail an gewaltfrei@caritas-oberhausen.de erreichbar.
Autor:Lokalkompass Oberhausen aus Oberhausen |
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