Pflegekongress in Oberhausen
Über 400 Teilnehmer aus allen Bereichen der Pflege besuchten den 4. Oberhausener Pflegekongress, um über den aktuellen Notstand in der Pflege und Zukunftsperspektiven zu diskutieren. Top Referenten aus Politik, Wissenschaft und Pflege referierten zu den brandaktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen.
Der Druck auf das Krankenhauspersonal steigt.
Ärzte und Pflegekräfte können die Herausforderungen in der Behandlung und Versorgung der Patienten nur gemeinsam und auf Augenhöhe meistern, so lautete das Credo von Bernadette Berger, MHA, Kongressleiterin und Pflegedirektorin am Katholischen Klinikum Oberhausen.
In seinem Eröffnungsvortrag brachte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates, die Bedeutsamkeit der Pflege in den Krankenhäusern und auch im Bereich der Altenpflege auf den Punkt. Er erklärte, warum die Pflegkräfte am Rande ihrer Belastungsgrenze sind. Der wachsende Pflegebedarf und der massive Stellenabbau seit Ende der 90-er Jahre führe dazu, dass bis 2020 rund 100.000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern fehlen werden, da unsere Gesellschaft immer älter und pflegebedürftiger werde. Er hob heraus, dass in der heutigen Zeit der Wunsch und Wille, den Patienten eine qualifizierte Pflege zukommen zu lassen, mit den dafür zur Verfügung gestellten Geldern nur schwer umzusetzen sei. Diejenigen, die angetreten sind, anderen Menschen zu helfen, sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit, fallen zunehmend durch eigene Krankheit aus oder kehren der Pflege aufgrund der Arbeitsbelastung den Rücken.
Die durch das neue Förderpaket entstehenden 12.000 Stellen seien hier nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn man diese entstehenden Stellen auf die Krankenhäuser umrechne, so blieben hier je Krankenhaus ganze sechs Pflegekräfte, die neu eingestellt werden können. Weiterhin sei es wichtig, dass der Beruf der Krankenschwester/des Krankenpflegers für die nachrückenden Generationen attraktiver gemacht werde.
Man bemühe sich deshalb darum, das Ansehen dieser Berufsgruppe durch beispielsweise die Möglichkeiten einer Akademisierung auf diesem Gebiet zu steigern. Menschen, die einen Beruf in der Pflege gewählt hätten, um anderen Menschen zu helfen, seien nicht nur Ausführende, sondern verfügten über ein breites Fachwissen und fundierte Kenntnisse. Deshalb werde angestrebt, durch die Bildung einer eigenständigen Profession „Pflege“ mehr Wertschätzung und mehr Eigenverantwortlichkeit zu erlangen. Er appellierte an die Anwesenden aus der Pflege, sich besser zu organisieren und als immerhin größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen vereint für die dringend notwendigen Verbesserungen einzutreten.
Heilsamer Humor
Wie heilsam Humor sein kann, konnten die Teilnehmer in dem anschließenden Vortrag von Herrn Dr. Eckart von Hirschhausen am eigenen Leibe erfahren. Verwundert stellte er fest, dass trotz der Einsparungen in den letzten Jahren von rund 50.000 Pflegekräften, man so wenig von den 1,5 Millionen Pflegekräften höre. „Wenn die Lokführer oder die Piloten streiken, kommt man nicht von A nach B. Aber wenn die Pflege streikt, kommt keiner mehr vom Bett aufs Klo“, so Hirschhausen. „Als Ärzte sollten wir nicht nur für unsere Situation einstehen, sondern auch begreifen, dass die Zukunft der Medizin nur im Team liegen kann. Alle reden von „personalisierter Medizin“. Aber dafür braucht es vor allem auch Personen“, so Hirschhausens Fazit.
Staatssekretär Karl-Josef Laumann hielt den Abschlussvortrag und brachte dem Publikum die Neuerungen des Pflegestärkungsgesetzes nahe. Sowohl Herr Westerfellhaus als auch Herr Laumann betonten die Wichtigkeit der Sicherstellung der Zweckgebundenheit der mit dem Pflegestellenförderungspaket zur Verfügung gestellten Gelder, die ausschließlich in die Einstellung von mehr Pflegekräften fließen sollten. (Fotos Peter Hadasch)
Autor:Klaus Bednarz aus Dinslaken |
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