ZU RISIKEN & NEBENWIRKUNGEN FRAGEN SIE IHREN ARZT ODER APOTHEKER
CHAOS STATT ABSTAND

Am Donnerstag hatte ich einen Arzttermin, da ich mich berufsbedingt regelmäßig auf das Corona-Virus testen lasse. Und an diesem besagten Donnerstag habe ich genau das gleiche erlebt wie schon zwei Wochen zuvor. Eigentlich hätte ich vorgewarnt sein müssen, doch insgeheim habe ich gehofft, dass ich eine solche Situation nicht noch mal erfahren und erleben muss, da so etwas untragbar ist. Aber ganz offensichtlich habe ich mich da wohl getäuscht.

Meine Hausärztin hat ihre Praxis in einem Ärztehaus in Sterkrade, in dem unten noch eine Apotheke drin ist. Im Treppenhaus hängen Zettel, dass doch bitte der Abstand von 1,5 Metern eingehalten und Maske getragen wird. Aber dafür interessierten sich die Wenigsten.
Die Leute standen dicht an dicht gedrängt; oftmals war der Abstand nicht mal 50 Zentimeter groß, wie Dominosteine eng hintereinander. Wenn einer kippt, dann kippen alle um.

Wirklich, ein Horrorszenario. Man kommt unten ins Treppenhaus rein und erblickt Menschenmassen, die auf den Treppenstufen für die verschiedenen Ärzte anstehen. Menschen, die schon beim Arzt waren und wieder auf dem Weg nach unten sind, können gar keinen Abstand einhalten, wenn sie an den Wartenden vorbei gehen, da die Treppenstufen noch nicht mal 1,5 Meter breit sind.
Es gibt einen kleinen Aufzug in diesem Haus, der überwiegend von Leuten mit Rollator oder Menschen im Rollstuhl genutzt wird. Leider musste ich selbst erleben, dass ein älterer Herr mit seinem Rollstuhl gar nicht in den Aufzug rein kam nachdem er beim Arzt war, weil es viel zu voll im Treppenhaus war. Die Menschen standen so eng zusammen, dass gar kein Platz mehr zum Ausweichen war. Wirklich schlimm.

Dann gab es natürlich auch die ganz "Schlauen", die keine Lust hatten, sich am Ende der Schlange anzustellen und mit dem Aufzug nach oben gefahren sind und sich dort einfach zwischen die Wartenden gestellt haben. Das sorgte natürlich für Ärger bei denen, die schon eine ganze Zeit in der Schlange auf den Treppenstufen standen.
Egal ob Mann oder Frau, egal welches Alter: es wurde gemeckert und zurück gekeift.
"Hallo. Sie müssen sich hinten anstellen."
"Ich bin aber vor Ihnen dran."
"Ich habe einen Termin, deshalb darf ich vor."
"Ich geh mal vor, da ich nur was abholen muss. Es geht auch ganz schnell."
"Haben sie den gesehen? Der drängelt sich einfach vor."
"Bor, ist das voll hier."
"Scheisse, ist das eng."
...usw

Menschen, die keinen Abstand halten. Menschen, die keinen Platz machen, weil sie Angst haben, dass sich jemand vordrängeln könnte. Und dann gab es da auch noch das "Rentner-Phänomen". Während die ältere Frau sich schon mal beim Arzt anstellt, sucht der ältere Mann noch einen Parkplatz. Dann kommt er schnaufend durch das enge Treppenhaus nach oben, stellt sich zu seiner Frau, nimmt erst mal den Mundschutz ab um besser Luft zu bekommen, hustet mal eben kräftig durch und sagt dann: "Ich hab da geparkt, wo wir immer parken. Kommst du dann gleich zum Auto, wenn du fertig bist, ja?" Dann setzt er sich den Mundschutz wieder auf und bahnt sich langsam seinen Weg zurück durch die Wartenden im Treppenhaus. Mehrfach an diesem Tag erlebt.

Nachdem ich über dreißig Minuten im Treppenhaus gestanden habe, (wo sich zum Teil vierzig Personen aufhielten) , zum dritten Mal von einer Frau, die nach mir gekommen war, angesprochen wurde, dass sie vor mir in die Praxis geht, weil sie doch nur was abholen muss, war ich kurz vor einem Tobsuchtsanfall. Ich habe ihr dann nicht mehr ganz so freundlich erklärt, dass ich vor ihr da war, vor ihr dran bin und auch vor ihr in die Arztpraxis gehen werde und war der festen Annahme, dass sie es nun endlich verstanden hat. Und dann kam ihr Mann. Einer dieser besagten Rentner. Kurz bevor er dann wieder zum Auto wollte, fragte er seine Frau, wann sie denn dran sei, ob sie noch viele vor sich hätte. Antwort: Sie sei die Nächste. Das nahm ich dann mal als Anlass, den Mann aufzuklären, dass seine Frau sich da trotz mehrfacher Ansprache täuscht und ich die Nächste sei.

Zwischen den wartenden und meckernden Menschen im Treppenhaus wurde ich noch bestens unterhalten von diversen Handys, die da klingelten und den Menschen, die zwischen all den anderen dann auch noch telefonieren mussten, da es lebenswichtige Dinge zu klären gab, z. B. ob der Zuhörer am anderen Ende der Leitung lieber Salami oder Fleischwurst haben wollte.
Ansonsten noch ein paar Nieser neben mir, ein Hustenanfall hinter mir und vor mir jemand mit Stoffmaske. Es gibt weitaus angenehmere Situationen im Leben.

Auf das Ergebnis meines Corona Schnelltestes sollte ich 10 Minuten draußen warten. Im Wartezimmer durfte ich nicht warten. Sonst wären zu viele Menschen dort. Ehrlich gesagt, kam ich mir leicht verarscht vor. Ich warte fast 45 Minuten in einem überfüllten Treppenhaus ohne Abstand um mich dann trotz Termin verspätet testen zu lassen. Dann soll ich nach draußen gehen und mich 10 Minuten später wieder in der Schlange anstellen? Erneut kein Abstand? Erneut Menschenmassen? Erneut Husten und Schnupfen ringsherum? Nein danke. Ich habe dann für das Ergebnis in der Arztpraxis angerufen. Dann lieber alleine mit Handy im Auto sitzen und 10 Minuten in der Warteschleife hängen als der "Treppenhaus-Horror". Mein Ergebnis war übrigens negativ.

Ich habe diese Situation jetzt zwei Mal dort in diesem Treppenhaus erlebt. Ich denke, dass es aber wahrscheinlich jeden Tag dort so voll sein wird. Was kann man ändern? Vor allem aber wie kann man es ändern? Vielleicht durch Markierungslinien auf dem Boden, die dafür sorgen, dass der Abstand besser eingehalten wird. Vielleicht auch durch eine seperate Ausgabe unten vor der Tür? Es waren so viele Menschen dort, die nur etwas (Rezepte, Tabletten,..) abholen wollten. Vielleicht auch durch Termine für eine Abholung? Oder aber auch vielleicht durch eine regelmäßige Kontrolle des Ordnungsamtes. Dieses habe ich nach meinem zweiten "Horrorerlebnis" dort im Treppenhaus nämlich verständigt. Leider hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass sie meine Beschwerde ernst genommen haben. Wir werden sehen. Ich bin ja bald wieder vor Ort.

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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