Yanis Varoufakis: Jetzt ist nicht die Zeit für Spiele in Europa
Hier ein Original
Ich schreibe dies am Rande der entscheidenden Verhandlungen mit den Gläubigern meines Landes – Verhandlungen, deren Resultat vielleicht eine ganze Generation prägen und sich gar als Wendepunkt für Europas sich entfaltendes Experiment der Währungsunion erweisen wird.
Spieltheoretiker analysieren Verhandlungen als seien sie ein Kuchenteilungsspiel mit selbstsüchtigen Spielern. ...
Meine Kenntnis der Spieltheorie hat mich vielmehr davon überzeugt, dass es reine Dummheit wäre, die derzeitigen Verhandlungen zwischen Griechenland und unseren Partnern als Verhandlungspoker anzusehen, das mit Bluffs oder taktischen Täuschungsmanövern zu gewinnen ist.
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Aber bei den derzeitigen Beratungen zwischen unseren europäischen Partnern und der neuen griechischen Regierung geht es ja gerade darum, neue Beweggründe herauszubilden. Es geht darum, frische Denkweisen zu finden, die nationale Kluften überwinden, die Unterscheidung zwischen Gläubigern und Schuldnern zugunsten einer pan-europäischen Perspektive aufweichen und das gemeinsame Wohl über die triviale Politik stellen, über Dogmen, die sich bei universaler Anwendung als toxisch erweisen, Denkweisen, die das gemeinsame Wohl gegen eine Wir-Gegen-Sie-Einstellung verteidigen.
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Der große Unterschied zwischen dieser und der vorigen Regierung ist zwiefältig: Wir sind bereit, gegen mächtige Interessengruppen anzugehen, um Griechenlands Wirtschaft wieder anzukurbeln und das Vertrauen unserer Partner zurückzugewinnen. Wie sind gleichermaßen
entschlossen, uns nicht als Schuldenkolonie behandeln zu lassen, die nun eben ihr Schicksal erleiden muss. Das Prinzip der größten Austerität für die am meisten rückläufige Wirtschaft wäre nur kurios, würde es nicht so viel unnötiges Leid verursachen.
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Quelle: New York Times v. 16.02.15 übertragen von Sabine Tober [PDF – 74KB]
Autor:Siegfried Räbiger aus Oberhausen | |
Webseite von Siegfried Räbiger |
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