Qualität der Arbeit der Fanprojekte gefährdet
Stoßen finanziell an Grenzen

Als Gastgeber der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte begrüßte das Fanprojekt Oberhausen des CVJM rund 140 Vertreterinnen und Vertreter der insgesamt 71 Fanprojekte sowie rund 30 Gäste im Zentrum Altenberg in Oberhausen.  | Foto: CVJM/Lisa Peltzer
  • Als Gastgeber der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte begrüßte das Fanprojekt Oberhausen des CVJM rund 140 Vertreterinnen und Vertreter der insgesamt 71 Fanprojekte sowie rund 30 Gäste im Zentrum Altenberg in Oberhausen.
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Als Gastgeber der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte begrüßte das Fanprojekt Oberhausen des CVJM Oberhausen rund 140 Vertreterinnen und Vertreter der insgesamt 71 Fanprojekte sowie rund 30 Gäste im Zentrum Altenberg in Oberhausen. Nachdem an Tag eins der Großteil zu einem geselligen Abend im Stadion Niederrhein zusammenkam, drehte sich an Tag zwei alles um das Thema der Jahrestagung: „Financial Fairplay – Qualität in der sozial-pädagogischen Fanarbeit sichern“. An Tag drei der Jahrestagung standen unterschiedliche Workshops auf dem Programm, an Tag vier die Jahreshauptversammlung der BAG.

Nicht zuletzt aufgrund der Tariferhöhungen und der Inflation, „stoßen auch wir seit mindestens drei, vier Jahren an die Grenzen der Finanzierbarkeit“, sagt BAG-Sprecher Florian Kovatsch. „Früher standen uns bis zu 30 Prozent Sachkosten zur Verfügung. Heute sind es rund 20 Prozent.“ Diese „massive Verschiebung“ gefährde maßgeblich die Qualität der Arbeit der bundesweiten Fanprojekte. „Bisher haben uns unsere Zuwendungspartnerinnen und -partner immer gut unterstützt. Jetzt allerdings muss ein neuer Rahmen gesteckt werden.“ Genau darum habe sich die Solidaritätsgemeinschaft auch für das Thema „Financial Fairplay“ entschieden, versteht sie die Jahrestagung als Auftakt, um auf die prekäre Lage dieses äußerst wirksamen Angebots für Jugendliche und junge Erwachsene aufmerksam zu machen. „Wir möchten unbedingt auf die Notwendigkeit hinweisen und den Handlungsdruck auf unsere Zuwendungspartnerinnen und -partner, ihre Finanzierungsbereitschaft auszuweiten, erhöhen.“ Finanziert werden die Fanprojekte zu 50 Prozent vom Deutschen Fußballbund (DFB) oder der Deutschen Fußballliga (DFL) sowie zu jeweils 25 Prozent vom jeweiligen Bundesland und der jeweiligen Kommune, die allesamt von der Arbeit der Fanprojekte profitieren. Ohne die zusätzlichen Mittel drohten beispielsweise Einschränkungen in den Angeboten oder Personalabbau. „Dabei – und das ist unsere gemeinsame Herausforderung – möchten wir uns auf unser Kerngeschäft, nämlich die nachhaltige Arbeit für und mit Fans, konzentrieren und diese immer weiterentwickeln“, macht Kovatsch noch einmal deutlich. Denn: Der Sozialraum Fußball bleibe bestehen, selbst wenn es keine Fanprojekte mehr gebe. „Ich möchte nicht wissen, wie die Fanszene in zehn, 15 Jahren aussähe.“ Stella Schrey, ebenfalls Sprecherin der BAG, befürchtet, dass andernfalls die Interessen der Fans nicht mehr vertreten würden, Kommunikationskanäle fehlten und progressive Kräfte nicht länger gestärkt würden. „Würde dieser bedeutende Eckpfeiler der kommunalen Jugendarbeit wegfallen, wäre der Preis in jeder Hinsicht hoch“, mahnt Kovatsch – und meint damit nicht nur die finanziellen Konsequenzen, sondern auch die Auswirkungen auf die Sozialisierung junger Menschen.

Die Fanprojekte müssen jedoch nicht nur finanziell auf sicheren Beinen stehen. Gleichzeitig gilt es, sich auch inhaltlich zukunftsfähig aufzustellen. Schwerpunkte der Workshops an Tag drei waren daher unter anderem politische Einflüsse auf Fans und Fanarbeit, der erhöhte Bedarf im Bereich der U18-Arbeit, Diskriminierung und Sexismus sowie – ganz aktuell – das Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit. Ebenfalls diskutiert wurde über klare Rollenverständnisse sowie die Arbeit mit den Vereinen und der Polizei, insbesondere der szenekundigen Beamtinnen und Beamten. „Unser aller Ziel“, sagt der BAG-Sprecher, „ist ein konfliktfreier Spieltag.“

Dass die Arbeit der Fanprojekte von enormer Bedeutung ist, kann Hajo Sommers, Präsident des Sportclubs Rot-Weiß Oberhausen, nur bestätigen. „Ich wüsste nicht, wo wir mit RWO sonst stünden.“ Ein ebenso gutes Zeugnis stellt dem hiesigen Fanprojekt auch Björn Ladeur, Fachbereichsleiter der Jugendförderung der Stadt Oberhausen, aus. Nicht umsonst sei die Finanzierung fest im städtischen Haushalt verankert. Zumindest in Nordrhein-Westfalen ist die Stärkung der Fanprojekte zudem im Koalitionsvertrag genannt. Dass Soziale Arbeit eine solche Wertschätzung erfährt, sei nicht selbstverständlich, ärgert sich Stephanie Moldenhauer vom Institut für Soziale Arbeit Münster. Für so
vieles sei Geld da, bei der Sozialen Arbeit dagegen würde gespart.

Hintergrund
Sozialpädagogische Fanprojekte – die ersten kamen in den 1980er-Jahren auf – arbeiten auf Grundlage des 8. Sozialgesetzbuchs (SGB VIII) sowie des Nationalen Konzeptes für Sport und Sicherheit (NKSS) und sind unabhängige Einrichtungen der Jugendhilfe. Hauptaufgabengebiete sind die Förderung einer positiven Fankultur, das Schaffen von Partizipationsmöglichkeiten, Präventionsarbeit, Bildungsarbeit, Hilfestellungen für jugendliche Fans in Problemlagen sowie die Herstellung und Festigung von Kommunikation zwischen den verschiedenen am Fußball beteiligten Institutionen. Bundesweit gibt es insgesamt 71 Fanprojekte, die seit 2011 in einer e.V.-Solidaritätsgemeinschaft, der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte, eng vernetzt sind und einmal im Jahr zu einer mehrtätigen Tagung an wechselnden Standorten zusammenkommen.

Autor:

CVJM Oberhausen e. V. aus Oberhausen

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