Wütende Pflegekräfte
Jens Spahn muss Demonstranten in Oberhausen beruhigen
Organspende, Pflege und Digitalisierung - das waren die Themen bei dem gestrigen Besuch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Oberhausen. Doch bevor es zum Frühjahrsgespräch der Oberhausener CDU ins Evangelische Krankenhaus (EKO) hineinging, suchte Spahn das Gespräch mit rund 30 Demonstrierenden vor dem Krankenhaus. Genau zwölf Minuten sprach er zu den Menschen, die überwiegend in der Alten- und Krankenpflege arbeiten. Dann ging es rein.
Es war exakt 19.53 Uhr, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einem dunklen Van am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) vorgefahren wurde. Bereits an der Einfahrt wurde er von etwa 30 Demonstrierenden empfangen (siehe Video), die für bessere Bedingungen in der Pflege kämpfen. Kurz vor der Schranke stoppte der Van dann.
Spahn geht auf die Menschen zu
Spahn stieg mit zwei Personenschützern aus dem Fahrzeug aus und ging auf die Menschen zu, schüttelte zahlreiche Hände und hörte sich die Probleme der Menschen an. "Es ändert sich doch eh nichts", haderte eine Demonstrierende. Das wollte der Gesundheitsminister allerdings nicht so stehen lassen: "Sie spüren noch nichts, da erst März ist und viele Dinge erst zum 1. Januar in Kraft getreten sind. Es kann nicht alles von heute auf Morgen gehen. Daher bitte ich Sie, dass Sie wahrnehmen, dass wir schon an allen Schrauben drehen."
Podiumsdiskussion im EKO
Anschließend verabschiedete Spahn sich von der Menge und ging ins Krankenhaus hinein. Dort wurde er deutlich positiver empfangen. Anderthalb Stunden sprach er in einer Podiumsdiskussion mit Pflegedirektor
Christian Fehr, Nils B. Krog (Geschäftsführer der Ategris Gruppe, zu der auch das EKO gehört), EKO-Geschäftsführer Dr. Peter Quaschner, Dr. med.
Florin Laubenthal (Chefarzt der Kardiologie und Angiologie), Wilhelm Hausmann (Kreisvorsitzender der Oberhausener CDU), der Fraktionsvorsitzenden Simone-Tatjana Stehr sowie der Oberhausener Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Dött.
Spahn im Gespräch mit unserer Redaktion
Doch was sagt der Minister zu der Demo vor dem Krankenhaus? "Es hat sich über die Jahre auch einfach viel Frust angestaut, weil die Arbeitsbedingungen an vielen Stellen eben nicht besser geworden sind in der Pflege und ich verstehe gut, wenn eben Pflegekräfte diesen Unmut auch einfach mal los werden wollen und dem Gesundheitsminister mitgeben wollen." Anschließend verdeutlichte er im Gespräch mit unserer Redaktion, wie wichtig ihm der Kontakt zu den Menschen war. "Ich nehme das sehr ernst, aber ich versuche eben auch deutlich zu machen, dass wir an den Themen arbeiten und versuche das immer wieder aufs Neue zu erläutern."
Automatische Organspende
Danach ging es im EKO erst einmal um das Thema Organspende. Spahn setzt sich schon länger dafür ein, dass Jeder, der nicht explizit widerspricht, zum Organspender wird. "Es ist unsere Pflicht, sich damit zu beschäftigen", bekräftigte er seine Position. Er forderte aber eine offene Diskussion im Bundestag. "Wir müssen eine Debatte führen, bei der Jeder etwas sagt. Aber am Ende einer Debatte muss auch eine Entscheidung stehen." Diese wird im Herbst diesen Jahres erwartet.
Pflegenotstand lindern
Ein weiteres Thema des Abends war der Pflegenotstand. Diesbezüglich machte Spahn den geladenen Gästen durchaus Mut. "Dieses Krankenhaus kann jeden Pfleger einstellen, den es braucht." Die Kosten laufen dann über die Krankenkassen.
"Dafür muss es aber erst einmal auch Personal geben", merkte ein Besucher an. Spahn verteidigte seinen Plan. "Es muss erst die Stelle geschaffen werden. Dann kann Personal gesucht werden."
Für die Suche nach Personal hatte ein Besucher eine Idee, die er dem Bundesgesundheitsminister mit auf den Weg gab.
Soziales Jahr
"Warum führen Sie nicht einen sozialen Dienst ein, ähnlich wie früher der Zivildienst?" So etwas konnte sich der Minister durchaus vorstellen, gab aber zu bedenken, dass "das ein großer Eingriff in das Leben von jungen Menschen ist." Zudem sagte er, dass damit nicht der Pflegenotstand bekämpft werden solle, sondern junge Menschen viel mehr ein Gefühl für soziale Tätigkeiten entwickeln. "Und vielleicht begeistert sich dadurch ja der ein oder andere für eine Ausbildung in der Pflege. Da habe ich natürlich nichts gegen."
Gesellschaftliche Anerkennung
Doch dafür muss auch die gesellschaftliche Anerkennung gesteigert werden, merkte Marie Luise Dött an. "Die Familie soll stolz sein, wenn jemand in der Pflege arbeitet."
Anschließend verabschiedete sich Spahn. Doch was nimmt der Gesundheitsminister von dem Abend in Oberhausen mit? "Dass der Fokus auf die Pflege richtig ist. Das ist offensichtlich ein Thema, das viele, vor allem auch die Pflegekräfte bewegt und dass wir noch nicht da sind, wo wir hin müssen. Aber ich glaube auch, dass ein Gefühl da ist für mehr Personal und eine bessere Bezahlung, also dass die Maßnahmen zumindest stimmen."
Für die geladenen Gäste gab es abschließend noch Currywurst und Bier. "Wie es sich für den Ruhrpott eben gehört", sagte Krankenhauschef Dr. Peter Quaschner.
Unser Interview mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lesen Sie hier.
Alle Artikel unserer verlagsweiten Pflegeserie finden Sie hier.
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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