Ein AfD-Direktkandidat, organisierte Kriminalität und Tierquälerei

Pünktlich zur Landtagswahl macht aktuell Alexander Kruszewski, ehemaliger Direktkandidat der Oberhausener AfD bei der Kommunalwahl 2020 für den Wahlbezirk Alstaden-Ost von sich reden und erfährt einiges an Aufmerksamkeit in der regionalen wie bundesweiten Presseberichterstattung.

Kruszewski muss sich aktuell in Duisburg am Amtsgericht vor der Abteilung für Umweltstrafrecht vor Gericht verantworten. Vorgeworfen wird ihm u.a. Tierquälerei, Fälschung von Dokumenten und den Diebstahl von vom Aussterben bedrohter Tierarten aus Zoos in Auftrag gegeben zu haben. (1)

Im März 2015 berichtete die lokale WAZ (2) zum ersten Mal über die privatbetriebene angebliche “Züchtung” seltener Primaten in Oberhausen Alstaden. Schon damals gab es Hinweise auf Verstrickungen zu einem „befreundeten Toxikologen“ namens Uwe Häcker. Und der wiederum hatte seinerzeit sehr gute Beziehungen zum mehrfach wegen Tierquälerei verurteilten Dr. Dirk Weickmann.

Im Vorfeld der Kommunalwahl 2020 wiesen wir (3) dann auf diese Verstrickungen des AfD-Direktkandidaten Kruszewski hin und dokumentierten auch den massiven verschwörungstheoretischen Hintergrund eben jenes Uwe Häckers, der nun wahrlich alle Aspekte der extremen Rechten abdeckt. Kruszewski selbst fiel im Kommunalwahlkampf insbesondere durch ein großes AfD-Transparent an seinem Wohnhaus am Rechenacker auf, ansonsten scheute er weitestgehend das Licht der Öffentlichkeit.

Im aktuellen Prozess ist insbesondere die ausführliche Zeugenaussage einer Ermittlerin des Essener Zolls, die mehrere Jahre in diesem Fall ermittelte, hervorzuheben. In Bezug auf Kruszewskis Primatenzucht berichtete sie von unbeschreiblich grausamen Tierquälereien und von Urkundenfälschungen durch Kruszewski, um an begehrte Handelserlaubnisse für seltene artgeschützte Tiere zu kommen. Auch von Hinweisen auf versuchte/erfolgte Zeugenbeeinflussung durch Kruszewski, sowie darauf, dass er seine phillipinischstämmige ehemalige Lebensgefährtin verprügelt habe (nicht angezeigt), konnte sie berichten. Schließlich ordnete sie die Erkenntnisse über Kruszewskis mutmaßlich kriminelle Handlungen ein in den gesamten kriminellen Umfang einer mutmaßlich in Teilen Europas (Frankreich, Niederlande …) agierenden Bande, die in den letzten Jahren seltene Primaten aus Zoologischen Gärten gestohlen haben.

Weitere bisher vernommene Zeugen vor Gericht waren teils sehr obskur wie ein älterer Zeuge aus Polen (wohl Zeuge der Verteidigung) der schon 2019 an die ermittelnden beim Zoll einen handschriftlichen Brief auf polnisch verfasst hatte, in dem eigentlich nur (sinngemäß) stand: “Aleksander Kruszewski ist ein guter Mann, der würde so was nie machen … das seien andere gewesen …”. Auf die Frage nach der Herkunft seiner “Erkenntnisse” entgegnete er nur: “Hat mir ein Mann in Warschau gegeben auf einem Zettel – soll ich schreiben und an den Zoll schicken”.
Auch die ehemalige Lebensgefährtin Kruszewskis war als Zeugin geladen. Sie wirkte sichtlich eingeschüchtert bei ihrer Aussage und wurde, während ihrer Aussage intensiv von Kruszewski mit den Augen fixiert. (Ein ausführlicher Prozessbericht des bisherigen Verlaufs ist vorhanden und kann von Journalist*innen und Tierrechtsgruppen bei uns angefragt werden).

Aufschlussreich waren neben den im Prozess öffentlich getätigten Aussagen auch die Gespräche am Rande der beiden bisherigen Prozesstage. Als Prozessbeobachterinnen anwesende Vertreterinnen des Krefelder Zoos äußerten bspw. in Gesprächen mit Sach- und Fachkenntnis, dass es nicht möglich sei, die von Kruszewski dargestellten “Zuchterfolge” zu erzielen. Kruszewski hatte die deutliche Zunahme der von ihm gehaltenen seltenen Primaten mit einem speziellen Zuchterfolg erklärt.

Interessant ist auch Kruszewskis mitangeklagter, Tobias C. öffentlich in Erscheinung getreten war dieser bisher nur als Angler. Im Juli 2019 prahlte er in der Oberhausener Lokalpresse mit einem tierquälerischen Catch-and-Release-Fang (4) eines über zwei Meter großen Welses im Rhein. Als Reaktion wurde er von der Tierschutzorganisation Peta wegen Tierquälerei angezeigt (5) und musste eine Strafe in Höhe von 450 € bezahlen (6). Vor Gericht steht er nun, da er mutmaßlich in Kruszewskis Auftrag mindestens drei seltene Löwenkopfäffchen aus dem Krefelder Zoo sowie selber eine Schildkröte aus dem Duisburger Zoo gestohlen haben soll.
Da Kruszewski wegen vorgeblicher Krankheit beim letzten Prozesstag nicht anwesend war und keine weiteren Zeugen in der Angelegenheit der Löwenkopfäffchen geladen waren, kam nur eine Verurteilung zu 2400€ Geldstrafe wegen des Diebstahls der Schildkröte zustande (7). Im Prozess wurde jedoch auch klar, dass die Verurteilung wegen des Angel-Delikts nicht die einzige diesen dubiosen Freundes des AfD-Direktkandidaten Kruszewski war. In seinem Vorstrafenregister fanden sich mehrere Verurteilungen wegen Körperverletzung und ebenfalls §86a StGB, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, also „abhitlern“. (also vermutlich Verwendung von NS Symbolen)

Nicht verhandelt werden in diesem Verfahren eine Reihe weiterer Vorwürfe eines bisher sehr glaubhaft auftretenden Zeugen. Im Raum stehen da noch Vorwürfe von Steuerbetrug (Schwarzarbeit) bis Menschenhandel und darüber hinausgehendes.

Wir gehen davon aus, dass alleine die Vorwürfe, die vor der Abteilung für Umweltstrafrecht verhandelt werden dafür ausreichen, dass der ehemalige alstadener AfD-Direktkandidat Kruszewski entsprechend verurteilt wird.
Ob die weiteren Vorwürfe weitere juristische Ermittlungen und weitere Verfahren mit sich bringen, bleibt abzuwarten.

Bezeichnend ist auch das eklatante Schweigen der lokalen AfD-Parlamentarier in Bezug auf die Presseberichterstattung zu diesem Fall, die ihnen nicht entgangen sein kann, geben die Herren doch ansonsten zu jedem Pillepalle-Artikel der Lokalzeitung auf Social-Media ihren Senf dazu.

Auch offiziell gibt es unseres Wissens nach von keiner Parteigliederung der NRW-AfD eine Stellungsnahme zu diesem Vorgang. Für eine Partei, die regelmäßig von Tierschutz faselt (den Tierschutz vorschiebt), wenn es in Form antimuslimischer oder antisemitscher Hetze gegen halal oder kosher zubereitetes Fleisch gelegen kommt, ein weiteres entlarvendes Signal.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die AfD Oberhausen das Verfahren ausschweigt, weil es eben nicht sehr vorteilhaft für sie ist und Stimmen kosten könnte. Schließlich gibt es doch ein gewisses Wählerspektrum, welches aus dem Tierschutzbereich kommt. Dass die AfD Oberhausen bei der Kommunalwahl 2020 Kandidierende wie Kruszewski aufgestellt hat, dem grausamste Tierquälereien vorgeworfen werden, ja, wer ist da bei der AfD Oberhausen wohl für verantwortlich?

Schließlich gab es bereits seit mindestens 2018 laufende Ermittlung gegen Aleksander Kruszewski ebenso wie Hausdurchsuchungen.

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