Oberbürgermeister Daniel Schranz im Wochen-Anzeiger Interview zur Corona-Krise
Abstand halten
Die Corona-Krise hat heftig an Fahrt aufgenommen. Genau vor zwei Wochen, am 11. März richtete die Stadt einen Krisenstab ein, der seitdem täglich tagt. Zwei Wochen mit einer Entwicklung, die kaum jemand für möglich gehalten hat. Der WA fragte bei Oberbürgermeister Daniel Schranz nach, wie er diese Zeit erlebt und was jetzt aus seiner Sicht besonders wichtig ist.
WA: Herr Schranz, haben Sie das Gefühl, dass die Stadt und ihre Bürger in den vergangenen zwei Wochen zusammengerückt sind?
Schranz: Dieses Gefühl habe ich in der Tat. Die Signale, die uns erreichen, sind durchweg von großer Zustimmung und Solidarität gekennzeichnet. In schweren Zeiten rücken wir in Oberhausen eben gemeinsam zusammen. Verschweigen will ich aber auch nicht, dass es immer noch einige Menschen gibt, die sich nicht an die Regeln halten. Dies kann und darf bei uns nicht auf das geringste Verständnis stoßen und muss auch rigoros geahndet werden.
WA: Was liegt Ihnen heute besonders am Herzen?
Schranz: Da schließe ich gleich an meine vorherige Antwort an. Bitte, liebe Oberhausenerinnen und Oberhausener, zeigen Sie Verantwortung für sich und Ihre Mitmenschen. Halten Sie Abstand, denn das Virus wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Bleiben Sie möglichst in Ihren Wohnungen. Keine Gruppenbildung, kein Handschlag, und bitte oft die Hände waschen. Verfallen Sie nicht in Panik, aber nehmen Sie die Gefahr ernst. Hamstern Sie nicht; die Versorgung mit Lebensmitteln ist sicher.
WA: Und wo drückt der Schuh noch?
Schranz: Eine Krise, wie wir sie gerade erleben, hat es in unserem Land und unserer Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben. Deshalb können die Abläufe hier und dort natürlich noch ins Stocken geraten. Auf der anderen Seite haben wir in Rekordzeit ein Drive-in-Testzentrum auf die Beine gestellt und die Zusammenarbeit der handelnden Personen klappt insgesamt gut. Ich wäre sehr glücklich, wenn es ohne zusätzliche Reibungspunkte so weiter ginge.
Die Herausforderungen könnten nämlich noch wachsen und unser Ziel muss es sein, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem nicht durch explosionsartige Entwicklungen überfordert wird. Deswegen suchen wir jetzt auch gemeinsam mit den Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen pflegerisch-medizinisch ausgebildete Menschen, die sich freiwillig engagieren könnten. Hier geht es vor allem um unterstützende Tätigkeiten.
WA: Manchmal meinte man in den vergangenen Tagen, die Solidarität der Menschen endet beim Klopapier. Können Sie uns Beispiele nennen, wo Sie die so oft zitierte Solidarität erleben, erlebt haben?
Schranz: Ehrlich gesagt, geschah das schon so häufig, dass ich hier nichts und niemanden besonders hervorheben möchte. Unzählige freiwillige Helfer kümmern sich um besonders gefährdete und ältere Menschen, die auf sich allein gestellt sind und mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen haben.
Es gibt überall Nachbarn, die für die Schwachen oder Bedürftigen die Einkäufe besorgen, aber auch den Gang zur Apotheke erledigen. Manchmal reicht auch schon ein offenes Ohr für ein Gespräch. In der Not wächst bei uns die Solidarität, das ist eine schöne Erfahrung.
WA: Haben Sie und die anderen Mitglieder der Stadtspitze sich sicherheitshalber testen lassen?
Schranz: Nein, für uns gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen Menschen auch. Getestet werden soll erst bei begründetem Verdacht. Das heißt, wenn eine Person Symptome wie Fieber und trockenen Husten zeigt und in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet gewesen ist oder Kontakt zu einem bestätigten Fall hatte.
WA: Sie stehen in einer großen Verantwortung, sind aber auch dreifacher Vater. Wie gehen Sie damit um, halten Sie Zwangs-Abstand zu Frau und Kindern? Sicher auch eine Herausforderung für Ihre Frau wie für viele andere Familien auch.
Schranz: Die Abstandsregel gilt nicht innerhalb der Familie, aber natürlich haben wir auch bei uns zuhause in dieser ganz besonderen Situation darüber gesprochen, welche Maßnahmen notwendig sind, um sich zu schützen. Dass die Kinder den Kontakt zu den Großeltern vermeiden, die als ältere Menschen besonders gefährdet sind, versteht sich von selbst. Dies ist für alle Beteiligten nicht immer einfach, aber leider unbedingt notwendig.
Krisenstab
Der Corona-Krisenstab der Stadt tagt täglich. Geleitet wird er von Michael Jehn. Im Krisenstab sitzen neben dem Oberbürgermeister die drei Dezernenten Sabine Lauxen, Frank Motschull und Jürgen Schmidt sowie Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt, Gesundheitsamt, DRK, Bundeswehr, THW, Apothekerverband, Ärztekammer NRW und Kassenärztliche Vereinigung. Desweiteren Vertreter der städtischen Bereiche IT und Personal sowie der Stadtkanzlei.
Fotos: Jörg Vorholt
Autor:Jörg Vorholt aus Oberhausen |
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