Hitlerjunge Salamon erzählt seine Geschichte
Leben unter den Feinden
„Du sollst leben“ ist der Titel eines Kinderbuchs über den Zeitzeugen „Hitlerjunge Salomon“, Sally Perel. Die Autoren Sabrina Thomas, Silke vom Bruch und Sven Siebenmorgen haben das Buch vorgestellt.
Der heute 97-jährige Sally Perel besuchte als Zeitzeuge die Stadt Oberhausen seit über 15 Jahren regelmäßig, um so vielen jungen Manschen wie möglich seine Geschichte zu erzählen. In diesem Buch dokumentieren Fotos, größtenteils aus dem Privatbesitz von Sally Perel, die Stationen eines abenteuerlichen Überlebens.
In dem Buch erzählt er seine Geschichte, wie er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten flüchtete. Versteckt unter den Feinden überlebt er die Ermordung der Juden, immer den Worten seiner Mutter folgend: „Du sollst leben!“
Mehr als 20.000 Jugendliche konnte Sally Perel bereits in Oberhausen erreichen. Auf seinen Wunsch hin wurde mit der Lichtburg Oberhausen sogar eine Filmbiennale unter seinem Namen ins Leben gerufen. Es entstand die Idee, die Geschichte auch Grundschülern zu erzählen. 800 Kinder erlebten spannende Projektwochen und Sally Perel live. Die bewegende Zeit mit den Kindern reichte als Motivation, die Geschichte für Kinder zu veröffentlichen und damit über Oberhausen hinaus bekannt zu machen. Im Jahr 2016 ist Perel mit dem Ehrenring der Stadt Oberhausen ausgezeichnet worden.
Inzwischen ist Perel fast blind und kann nicht mehr reisen, aber dafür noch gut telefonieren. Dr. Gesa Reisz, Leiterin des VHS und des Bert-Brecht-Bildungszentrums, hat sich mit dem 97-Jährigen unterhalten und ihm einige Fragen über sein Leben, seine Projekte und das neue Buch gestellt.
Auszüge aus dem Telefoninterview
„Warum ist Deine Geschichte auch für so junge Kinder wichtig?“
„Die Kinder sollen erstmal meine Geschichte hören. Dann wird klar, warum die Geschichte wichtig ist für Kinder und nicht nur für Jugendliche und Erwachsene. Schließlich erleben Kinder auch schon Ausgrenzung und Diskriminierung, selbst oder bei anderen. ,Ihr seid nicht schuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten, aber passt auf, dass so etwas nie wieder passiert!‘ Aber was ist damals passiert? Dann erfahren sie die spannende Geschichte, dass so ein Junge ein Vorbild sein kann, sich konsequent dem entgegenzustellen. Je früher sie hören, wie ein Kind um das Recht auf das Leben kämpft, desto besser für die eigenen Erfahrungen und ihre Entwicklung. Sie müssen nicht alles genau wissen, aber wie das Überleben gelungen ist, sollen sie hören. Geschichten von echten Menschen können solche Unterrichtsinhalte, wie Ungerechtigkeit und Rassismus, Empathie und Zivilcourage, besser erklären als Sachtexte“.
„Wie hast Du die Grundschülerinnen in Oberhausen erlebt, denen Du Deine Geschichte erzählt hast?“
„Die Kinder waren wie gefesselt von der Geschichte. Unheimlich viele Fragen wurden gestellt. Je jünger die Kinder waren, je mehr Fragen gab es. Es entstand sofort eine ganz besondere Sympathie. Sie riefen auch ,Sally, Sally‘, so, als ob wir alte Freunde sind und haben sich sehr lebendig mit mir unterhalten. Das war eine wunderbare Zeit.“
„Was würdest Du den Kindern im Grundschulalter noch gerne sagen wollen?“
„Es gibt viele sehr gute Kinderbücher über diese Zeit, auch für Jüngere. Es lohnt sich wirklich, die auch zu lesen und aus den Geschichten zu lernen. Es geht um unser gemeinsames politisches Zusammenleben. Es kommen so viele Kinder mit verschiedenen Muttersprachen und Erfahrungen in der Schule zusammen. Alle müssen die Vergangenheit kennen, damit die Gegenwart gelingt. Und ihr und die Erwachsenen müsst euch für die die Zukunft von Deutschland und das friedliche Zusammenleben begeistern und engagieren. Das ist die Zukunft, Ihr seid die Zukunft! Lebt in Frieden, lernt in Frieden und möge Oberhausen immer eine Stadt des Friedens sein!“
Autor:Lokalkompass Oberhausen aus Oberhausen |
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