Die "Ur-Oberhausenerin" Helene König feierte jetzt ihren 105. Geburtstag
Immer ein fröhliches Lied auf den Lippen

Helene König ist mit 105 Jahren noch oft mit ihrem Elektro-Rollstuhl auf Tour. "Ich liebe die frische Luft und die Natur", sagt sie.
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„Ich lass mich doch nicht hängen.“ Helene König lacht bei diesem Satz. Sie hat eine positive Lebenseinstellung, ergänzt aber etwas nachdenklicher: „Und wenn der liebe Gott mich morgen holt, dann soll es eben so sein.“ Jetzt feierte sie aber erst einmal ihren 105. Geburtstag. Corona-bedingt nicht mit großem Bahnhof, aber voller Rührung und Dankbarkeit.

Das Oberhausener Urgestein ist ihrer Heimatstadt immer treu geblieben. Aufgewachsen in Buschhausen, wurde Sterkrade für Helene König schnell und lange zu ihren „Königreich“. Denn vielen Menschen ist das Café König an der Bahnhofstraße, das sie lange Jahre mit ihrem Mann führte, noch ein Begriff. „Wir hatten die leckersten Torten auf der ganzen Welt“, lacht sie erneut und ergänzt augenzwinkernd: „Das haben zumindest unsere Kunden gesagt.“

Seit 1908 war das Café im Familienbesitz. Als ihr Mann es übernahm, war sie bis 1974 Tag für Tag mit an Bord, hatte immer ein freundliches Wortes für die Gäste und Kunden auf den Lippen, aber zugleich die Zügel fest in der Hand. Das Wort von der fleißigen, guten, aber auch resoluten Seele machte in Sterkrade schnell die Runde. Helene König war halt eine Institution. Danach übernahm der älteste Sohn die Konditorei und das Café. Als dieser in Rente ging, gehörte das Café König zur „leckeren Vergangenheit“ in Sterkrade. Stolze 95 Jahre gab es dort königliche Torten und weitere süße Naschereien.

„Erinnerungen
sind was Schönes“

Gerne wälzt sie noch in alten Fotoalben. „Erinnerungen sind doch was Schönes, und die kann einem keiner nehmen“, sagt sie. Aber den Blick für die Gegenwart hat die 105-Jährige immer noch. Sie liest viel und gerne. „Meistens ohne Brille“, betont sie. Und am Tagesgeschehen hat die Seniorin immer noch regen Anteil.

Seit 2014 wohnt sie im Sterkrader Altenzentrum St. Clemens. Mit 101 Jahren wurde sie dort Sprecherin des Beirats. Das Amt hat sie einige Zeit engagiert ausgeübt, ehe sie der Meinung war, „dass nun mal Jüngere ran sollten.“ Aber ihr Wort macht sie immer noch. Jetzt will sie sich dafür einsetzen, dass der Rundgang um das Haus für alle Mitbewohner verbessert wird.

Aufgeben ist
nicht ihr Ding

„Gut 50 Meter des Weges bestehen aus spitzen Schottersteinen und ist für alle Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren sehr schlecht zu befahren“, sagt sie. Sie habe auch schon einige örtliche Politiker darauf aufmerksam gemacht, aber geschehen sei nichts, bedauert sie. Aufgeben ist aber nicht ihr Ding. Sie bleibt am Ball.

Täglich läuft sie länger mit ihrem Rollator durch das Haus. Für größere Runden draußen nutzt sie immer ihren Elektrorollstuhl. Bei diesen „Ausfahrten“ hat die Altersjubilarin übrigens immer ihr Handy dabei. Für alle Fälle, falls der Rollstuhl mal stehen bleibt. Sie liebt die Natur. Auch schaut sie gerne vom Balkon ihres geräumigen Zimmers hinaus, freut sich über das viele Grün und die Vögel, die sie im Winter regelmäßig füttert.

Einkaufstasche
am langen Seil

Corona war natürlich auch an ihrem 105. Geburtstag ein Thema. Das sei für alle eine anspruchsvolle Zeit gewesen und habe den Bewohnern, aber auch dem Pflegepersonal eine Menge abverlangt. Das lange Besuchs- und Ausgehverbot habe man aber mit viel Disziplin überstanden. Wieder lacht sie: „Mit Hilfe einer Einkaufstasche am langen Seil gab es über den Balkon auch die eine oder andere Wunscherfüllung und Zusatzversorgung.“ Gerne erinnert sie sich an die bunten Luftballons, die im vergangenen Jahr den Muttertag begleiteten.

Jetzt wurde ihr Geburtstag morgens im Altenheim gefeiert. Da gaben sich in ihrem Zimmer die Bewohner und die Mitarbeitenden der Reihe nach die „Gratulationsklinke“ in die Hand. Die jüngste Tochter holte sie am Nachmittag ab, und dann ging es zum jüngsten Sohn nach Königshardt. Dort gab es leckeres Essen und ein Gläschen Sekt.

Ihre Lebensfreude will und wird Helene König behalten. Sie freut sich auf regelmäßiges Kartenspielen. „Beim Rommé und bei einer leckeren Tasse Tee singe ich schon mal fröhliche Lieder“, sagt sie plötzlich und stimmt eines mit immer noch kräftiger Stimme an.

Helene König ist mit 105 Jahren noch oft mit ihrem Elektro-Rollstuhl auf Tour. "Ich liebe die frische Luft und die Natur", sagt sie.
Mit 105 Jahren macht Helene König immer noch ihr Wort und ist geistig auf der Höhe.
Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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