Älteste Oberhausenerin mit 107 Jahren verstorben
Helene König war eine Institution
Helene König war ein Oberhausener Urgestein. Am Ostersonntag um 0.05 Uhr ist sie im Alter von 107 Jahren nach kurzer Krankheit friedlich eingeschlafen, teilte jetzt ihre Tochter Marie Helene unserer Redaktion mit. Am Freitag, 19. April, wird sie auf dem Nordfriedhof Oberhausen beigesetzt.
Ein erfülltes Leben voller Tatkraft, Energie, Engagement, Herzblut und „klarer Kante“ hat ein Ende gefunden. Obwohl sie sich in den letzten Tagen vor ihrem Tod schwach fühlte, ist sie jeden Morgen aufgestanden, hat sich angezogen, ein paar Runden gedreht und sich stets auf die täglichen Besuche ihrer Kinder und deren Familien gefreut.
„Sie hat sich nie unterkriegen lassen“, sagte Tochter Marie Helene, „die Familie stand für sie immer im Vordergrund.“„ Und dann kam „ihr“ Oberhausen. Hier war sie bis zuletzt im Rahmen ihrer Kräfte und Möglichkeiten an Deck. „Oberhausen ist schön und ich will mithelfen, es noch lebens- und liebenswerter zu machen“, hat die Verstorbene einmal gesagt.
Oberhausen
treu geblieben
Sie hat ein persönliches Netzwerk der gelebten Freundschaften, Nachbarschaften und Zuneigungen aufgebaut. Eigentlich, so berichtet die Tochter, war eine Beisetzung im engen Familien- und Freundeskreis geplant, aber bei ihrem Bekanntheitsgrad und ihrer Beliebtheit werden sie sicherlich etliche Weggefährten auf ihrem letzten Weg begleiten. Helene König war eine Institution.
Sie ist ihrer Heimatstadt immer treu geblieben. Aufgewachsen in Buschhausen, wurde Sterkrade für Helene König schnell und lange zu ihren „Königreich“. Vielen Menschen ist das Café König an der Bahnhofstraße, das sie lange Jahre mit ihrem Mann führte, noch ein Begriff. „Wir hatten die leckersten Torten auf der ganzen Welt“, meinte sie einmal lachend und hat augenzwinkernd ergänzt: „Das haben zumindest unsere Kunden gesagt.“
Tag für Tag
mit an Bord
Seit 1908 war das Café im Familienbesitz. Als ihr Mann es nach dem Krieg von den Eltern übernahm, war sie bis 1974 Tag für Tag mit an Bord, hatte immer ein freundliches Wortes für die Gäste und Kunden auf den Lippen, aber zugleich die Zügel fest in der Hand. Das Wort von der fleißigen, guten, aber auch resoluten Seele machte in Sterkrade schnell die Runde.
Danach übernahm der älteste Sohn Helmut die Konditorei und das Café. Als dieser in Rente ging, gehörte das Café König zur „leckeren Vergangenheit“ in Sterkrade. Stolze 95 Jahre gab es dort königliche Torten.
Für Helene König begann ein neuer Lebensabschnitt. Sie und ihr Mann gingen oft auf Reisen und genossen ihren Ruhestand, der aber für Helene auch so etwas wie ein Unruhestand war, denn ihr soziales Engagement des Miteinander und Füreinander setzte sie fort, noch verstärkt nach dem Tod ihres Mannes.
Verantwortung
im Altenzentrum
2014 zog sie auf eigenen Wunsch ins Sterkrader Altenzentrum St. Clemens. Mit 101 Jahren wurde sie dort Sprecherin des Beirats. Das Amt hat sie einige Zeit engagiert ausgeübt, ehe sie der Meinung war, „dass nun mal Jüngere ran sollten.“ Sie war ein lebensfroher Mensch und hatte die Gabe, andere mitzunehmen. Ihr Wort machte sie immer noch.
Bei den Worten blieb es nicht. Sie entdeckte ihre Freude am Nähen. nähte unzählige Einkaufstaschen, Tischdecken und Servietten, die sie alle verschenkte. Sie nahm an jeder Karnevalsfeier im Altenzentrum teil und sorgte nicht selten mit eigenen Beiträgen für Stimmung. „In den letzten Jahren schnitt sie an Altweiber aber keine Krawatten mehr ab, sondern sammelte Prinzen- und Karnevalsorden“, erinnert sich Tochter Marie Helene lachend.
Die Verstorbene hatte eine eiserne Disziplin. Bis zuletzt machte sie ihre Laufübungen am Rollator und war für einen Plausch mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern immer zu haben. Wie hat eine Mitbewohnerin jetzt treffend gesagt: „Mit Helenes Tod ist Oberhausen ein Stück ärmer geworden.“
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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