Gläubigen fehlt die Gemeinschaft beim Ramadan - Ajla Hakic aus Oberhausen berichtet
Corona schränkt Muslime ein
Der muslimische Fastenmonat Ramadan lebt eigentlich von seiner Gemeinschaft. Aufgrund der Corona-Pandemie ist in diesem Jahr jedoch alles anders. So erlebt es Ajla Hakic aus Oberhausen.
Etwa 1,4 Millionen Muslime leben in Nordrhein-Westfalen. Die meisten von ihnen stammen aus der Türkei, dem arabischen Raum und Bosnien-Herzegowina. Ajla Hakic ist eine von ihnen. Die 22-jährige Wirtschaftsstudentin aus Oberhausen erzählt, wie die weltweite Corona-Pandemie den "schönsten Monat des Jahres" trübt: "Der diesjährige Ramadan unterscheidet sich in vieler Hinsicht durch die Pandemie. Man kann keine Freunde zum Fastenbrechen einladen und teilweise auch keine Familienangehörigen." Hinzu kommt, dass die Moscheen, genau wie Kirchen, derzeit für Gottesdienste geschlossen bleiben müssen. "Ich persönlich finde das schade. Dadurch geht das Gemeinschaftliche etwas verloren."
Öffnung der Moscheen "etwas zu früh"
Ab dem 1. Mai könnte sich das allerdings ändern. Ein Erlass der nordrhein-westfälischen Landesregierung erlaubt eine Öffnung unter strengen Auflagen. Die Oberhausenerin, deren Eltern aus Bosnien stammen, sieht das allerdings zwiegespalten und hätte sich die Öffnung lieber zu einem späteren Zeitpunkt gewünscht. "Ich denke, dass es etwas zu früh ist. Es besuchen auch viele ältere Personen die Moschee und ich halte es für schwierig, dort die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten." Andererseits, so glaubt Ajla Hakic, könne es in der Fastenzeit neue Glücksgefühle freisetzen. "Für die Fastenzeit wäre es auf jeden Fall schön. Der Besuch der Moschee gehört einfach dazu."
Studentin will trotz Corona-Pandemie nicht aufs Fasten verzichten
Eigentlich trifft die 22-Jährige sich zum gemeinsamen Fastenbrechen immer mit Freunden im Jugendtreff der Moschee. "Vorher haben wir uns immer noch mit Freunden abgesprochen, wer was mitbringt. Das war für mich immer die schönste Art, das Fasten zu brechen." Auch wenn das bislang wegfällt - aufs Fasten will die Studentin nicht verzichten. "Ich faste auch, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es ist, weder Essen noch Getränke zu haben und dies nicht mehr als selbstverständlich zu sehen." Dass das manchmal ziemlich schwierig sein kann, hat sie schon selbst erfahren. "Das Schwierigste ist aus meiner Sicht der Verzicht auf Wasser und Reflexe, wie das Essen abschmecken, zu unterdrücken." Aus ihrer Familie fasten nur sie und ihr Zwillingsbruder Ajdin. "Wir geben uns Mühe, es trotzdem so schön wie möglich zu haben." Da ihre Eltern auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen sind, werden sie vom Fasten befreit.
"Man wird dankbarer"
Wie streng die Vorschriften sonst sind, wird an einem Beispiel der 22-Jährigen deutlich: "Man darf nur essen und trinken, bis die Sonne aufgegangen ist. Ab dem Zeitpunkt darf man sich noch nicht mal die Zähne putzen." Einzige Ausnahme: eine geschmacklose Zahnpasta. Doch die ist alles andere als leicht erhältlich. Viele Muslime greifen deshalb auf Miswak, eine Art Holz, zurück.
Jeden Tag verlängert sich die Fastenzeit um etwa fünf Minuten. Essen darf man ab dem Fastenbrechen bis ungefähr 4 Uhr in der Nacht. "Manche Freunde versuchen dann die ganze Nacht so viel wie möglich zu essen. Andere stehen nur zum Essen kurz auf", sagt die 22-Jährige lachend.
Ramadan dauert bis zum 23. Mai
"Das Schönste am Fasten ist wirklich, dass man dankbarer wird für alles, was man hat - sei es das Essen, oder die Liebsten um einen herum." Die Fastenzeit dauert noch bis zum 23. Mai und gipfelt im Eid al-Fitr, dem Fest des Fastenbrechens. Und vielleicht kann das sogar in der Moschee stattfinden...
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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