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Bürgerreporter des Monats: Ulrich Tenbergen
Ulrich Tenbergen ist der erste Bürgerreporter des Monats, der seine Texte einspricht statt sie zu schreiben. Grund ist eine Sehbehinderung. Der Shanty-Chor, über den er im Lokalkompass berichtet, hat ihm damals aus dem Tief nach der Erkrankung hinausgeholfen.
Du bist noch relativ neu im Lokalkompass. Was hat dich bewogen, Bürgerreporter zu werden?
Als ehemaliger Fotojournalist bei der Ruhrkohle AG (1976 bis 2002) und gelernter Porträt- und Industriefotograf mit Meisterprüfung 1977, übernahm ich bei Gründung des Marina-Shanty-Chores im Mai 2003 die Pressearbeit. Der Lokalkpompass ist nur eines der Medien meiner Tätigkeit für den Chor.
Bislang berichtest du ausschließlich über den Marina-Shanty-Chor und dessen Aktivitäten. Was fasziniert dich an der Chormusik?
Der Marina-Shanty-Chor bietet mir eine neue Lebensqualität nach meinem „Knall“, der Sehbehinderung, im Januar 2003. Ich habe in den ersten Monaten danach nur wenig bis fast nichts sehen können! Als nordseeaffiner Urlauber bot der Chor mir die Möglichkeit, aus meinem seelischen Tief herauszukommen. Da ich während meiner beruflichen Tätigkeit für die Ruhrkohle AG in Essen auch schon die Fotoberichterstattung des Ruhrkohle-Chores seit dessen Gründung 1985, zu meinen Aufgaben gehörte und so einige Chorlebenserfahrung sammeln konnte, lag es nahe, dies auch jetzt mit dem Shanty-Chor umzusetzen. Als einziges aktiv übriggebliebenes Gründungsmitglied des Marina-Shanty-Chores, gibt mir die Gemeinschaft und die verlässliche Unterstützung meiner Sangesbrüder, das Gefühl, wieder zu etwas nutze zu sein. Die Seemannslieder, ich singe mehr als 100 Lieder auswendig, geben mir ein Gefühl von Sehnsucht und Romantik. Mit zwei weiteren Chorbrüdern sang ich auch beim Projektchor „Der Fliegende Holländer“ 2016 in der Bergarena auf der Halde Haniel, mit. Hier konnte ich meine ehemalige Berufstätigkeit im Bergbau mit meinem neuen Lebensgefühl verbinden. Eine Erfahrung, die nur die Geburt meiner zwei Söhne (1977 und 1978), stärker übertraf...
Was machst du außerhalb des Chors? Stelle dich in wenigen Sätzen kurz vor!
Außerhalb des Chores erfreue mich als fast 75-jähriger Opa an fünf Enkelkindern, die leider etwas fern von Oberhausen wohnen. und ich sie nur wenig sehe. Die Zeit mit ihnen genieße ich dann aber mit ganzem Herzen. Ein Journalistenkollege sagte einst, „die Kreativen geben niemals Ruhe“. Heute kann ich auf gute Freunde, innerhalb und außerhalb des Chores, zählen, die mich bei meinen wenigen kreativen Fotoausflügen unterstützen. Fotos entstehen bei mir im Kopf und die heutigen Kameramodelle nehmen mir viel Arbeit ab, und sie helfen mir, meine Sehbehinderung zu kompensieren. Ohne diese Freunde könnte ich nichts allein unternehmen. Sie bewahren und bewahrten mich vor Unfällen und den Hindernissen des Alltags in mir unbekannter Umgebung. Zusätzlich singe ich einmal die Woche in einem Bergmannschor. Hier treffe ich ehemalige Arbeitskollegen aus Ruhrkohle-Zeiten. Ich kann nun mal meine berufliche Existenz nicht verleugnen!
Du schreibst von deiner Sehbehinderung und dass du die Texte über ein Programm einsprichst. Wie gut kommst du mit deinem Handicap im Lokalkompass zurecht?
Eigentlich recht gut, denn ich habe viel Zeit, um meine Berichte einzusprechen (für diesen Beitrag benötigte ich an zwei Tagen fast vier Stunden). Manche Worte oder Formulierungen werden vom Dragon Programm nicht erkannt. Dann habe ich unmittelbar meine Frau dabei, welche mir die notwendigen Korrekturen angibt. Oft muß ich schon mal erst die Stelle im Beitrag suchen. Beiträge für den Chor werden vor der Veröffentlichung auch dem Vorstand des Marina-Shanty-Chores vorgelegt. Diese korrigieren meine Texte, wenn notwendig, mit.
Welche Verbesserungsvorschläge hast du?
Durch die vorausgegangene intensive Beschäftigung mit der Eingabeoberfläche kann ich keine Verbesserungen angeben. Oder doch! Hätte gerne des Öfteren meine eingestellten Beiträge nochmals zurückgeholt. Ist mir bisher nicht gelungen, weil ich es nicht sehen kann? Daher bearbeite ich meine Beiträge möglichst genau, bevor ich diese dann endgültig absende.
5.Früher warst du Presse- und Industriefotograf. Was war dein Lieblings-Fotomotiv?
Da muß ich Dich leider enttäuschen, ein Lieblingsmotiv gab es für mich in der Vergangenheit nicht. Viele unterschiedliche Motive im Ruhrgebiet, seien es Industriebauten, Straßenfotos oder auch die Menschen, faszinierten mich täglich aufs Neue! Ich war stets auf der Suche nach DEM Foto!
Was magst du an Oberhausen? Was nicht?
Oberhausen ist meine Heimatstadt und ich lebe in meinem sozialen Umfeld sehr gerne. Aufgewachsen bin ich auf der Grenzstraße und auf dem damaligen Novalis-Gymnasium zur Schule gegangen. Seit 1980 bin ich zugereister Sterkrader und freue mich über die Nähe zum Wald. Zusammen mit meiner Frau laufe ich mit Nordic-Walking Stöcken zwei bis drei Mal die Woche durch den Köllnischen Wald. Hier kommen meine Stöcke wieder als Sicherheit zum Tragen! Sehr traurig bin ich über meine ehemalige Jugendumgebung in der alten Mitte Oberhausens. Wenn ich zwangläufig einmal im Monat über die Marktstraße gehe, dann komme ich mir wie in einem fremden Land vor. Besonders traurig macht mich der Zustand des Altmarktes. Dieser war für mich damals täglich ein zusätzliches Stück Heimat. Meine Mutter arbeitete an einem Bäckerstand. Aber heute?
Wenn du einen Ort zum Leben frei auswählen könntest, wäre es…?
Ein Dorf oder eine Kleinstadt an der Nordsee, in welchem auch ein Shantychor singt.
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