Zuhause in phantastischen Welten

ein phantastischer Besucher auf dem BuchCon
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  • ein phantastischer Besucher auf dem BuchCon
  • hochgeladen von Mimi Moriarty

Zum 30. Mal fand am 17. Oktober 2015 in Dreieich bei Frankfurt der Buchmesse-Convent, kurz „BuchCon“, statt. Als Ergänzung zur Frankfurter Buchmesse richtet sich der BuchCon speziell an Liebhaber der phantastischen Literatur und gilt als eines der populärsten Treffen des deutschsprachigen Fandoms.

„Endlich angekommen!“- Sicherlich schoss nicht nur mir dieser Stoßseufzer durch den Kopf, als ich am Samstag, den 17. Oktober, das Bürgerhaus in Dreieich betrat, wo der alljährliche Buchmesse-Convent stattfand. Nein, der Grund dafür war nicht, dass die Anreise in die etwa zehn Kilometer südlich von Frankfurt liegende Stadt so mühsam oder das Bürgerhaus schwer zu finden war (nach so vielen BuchCon-Besuchen kenne ich schließlich den Weg). Aber endlich wieder unter Liebhabern phantastischer Literatur zu sein, war schlichtweg herrlich!

Auf dem BuchCon erntet man keine verwirrten Blicke, wenn man ausgiebig über Zombies, magische Artefakte oder Portale zu Parallelwelten fachsimpelt: Die Veranstaltung hat sich ganz der phantastischen Literatur – also Fantasy, Mystery, Sciene-Fiction und Horror mit all ihren Untergenres – verschrieben. Die Präsentiertische von etwa vierzig Ausstellern luden zum Stöbern ein. Dabei handelte es sich vornehmlich um Kleinverlage wie den Ulrich Burger Verlag, den Verlag Torsten Low oder den Verlag Saphir im Stahl, aber auch die Agentur Ashera sowie Zusammenschlüsse wie die Autorengruppe Geschichtenweber oder der Marburger Verein für Phantastik e.V. hatten sich eingefunden.

Das Rahmenprogramm war üppig: In sieben separaten Räumen, die so illustre Namen wie „Holodeck“, „Maschinenraum“ und „Deep Space 4“ trugen, fanden von 11 bis 18 Uhr durchgängig Lesungen und Fachvorträge statt.

Für viele Besucher des BuchCon waren allerdings die persönlichen Begegnungen das Highlight: Die Szene der deutschsprachigen Phantastikfans und –autoren ist, dem Internet sei Dank, überregional sehr gut vernetzt. Über soziale Netzwerke wie Facebook, aber auch über zahlreiche themenbezogene Foren pflegen fantasyliebende Schriftsteller, Herausgeber, Verleger und Leser intensiven Kontakt: Man tauscht sich aus, diskutiert über aktuelle Trends, unterstützt und berät einander bei neuen kreativen Vorhaben oder schließt sich für gemeinsame Projekte zusammen. Wenn auf dem BuchCon aus diesen virtuellen Kontakten für einen Tag reale werden, ist das stets ein kleines Fest!
„Hier ist es wie auf einem Familientreffen“ oder „Es ist, als ob man nach Hause kommt“, bestätigten Besucher einander wieder und wieder.

Auch für mich stand eindeutig das Treffen mit meinen Autorenkollegen im Vordergrund. Insbesondere über das Geschichtenweber-Forum habe ich im Lauf der Jahre teilweise sehr enge, persönliche Kontakte geknüpft, die weit über den fachlichen Austausch hinausgehen. Es war ein Riesenspaß, sich endlich mal wieder „in echt“ zu unterhalten, und natürlich wurden auch einige Pläne für künftige Buchprojekte und anderweitige Kooperationen geschmiedet.

Aber auch wenn ich eigentlich ununterbrochen hätte quatschen und plaudern können, weil es so viel zu erzählen gab, habe ich trotzdem zwei Lesungen besucht:

Zum einen stand natürlich die Vorstellung der Geschichtenweber auf dem Programm. Da ich diesmal nicht selbst an einem der aktuellen Projekte beteiligt war, habe ich es genossen, ganz entspannt zuzuschauen, wie Stefan Cernohuby, Hannah Steenbock, Thomas Backus, Oliver Hohlstein und Eric Hantsch vier Bücher präsentierten, die in diesem Jahr unter dem Label der „Edition Geschichtenweber“ erschienen sind: „Windjäger“, eine Sammlung von phantastischen Pferdegeschichten, das durch die Sonnenfinsternis von 1999 inspirierte Werk „Die Kinder der Sonnenfinsternis“, in dem es um Jugendliche mit magischen Fähigkeiten geht, die Lovecraft-Hommage „Verbotene Bücher“ sowie „Die Rache der Feder“, eine spannender Story über eine kriminelle Verlegerin und rachfreudige Autoren und gleichzeitig eine humorvolle Persiflage auf die deutschsprachige Autoren- und Kleinverlagsszene.
Allen Geschichtenwebern merkte man deutlich die Routine beim Vorstellen ihrer Werke an: Souverän trugen sie Passagen aus ihren Texten vor, die durchweg neugierig auf das komplette Buch machten, und lockerten ihre Vorträge durch kleine Anekdoten zur Entstehungsgeschichte auf. In der anschließenden Fragerunde ging es vor allem darum, wie die Geschichtenweber ihre gemeinsamen Buchprojekte realisieren.
Am liebsten hätte ich alle vier Bücher meinem SUB zugefügt, aber letztendlich ich entschied ich mich für „Windjäger“. Welche Pferdenärrin träumt schließlich nicht davon, einen Reiterurlaub zu erleben, bei dem man auf magische Weise näher zu sich selbst findet …?

Zum anderen wollte ich mir die Lesung von Klaus-Jürgen Wrede nicht entgehen lassen, dessen preisgekröntes Spiel „Carcassonne“ mir bereits viele Regennachmittage verschönt hat. Nun ist im Acabus-Verlag sein erster Roman erschienen, der Thriller „Das Geheimnis des Genter Altars“.
Leider war es phasenweise etwas anstrengend, der Lesung zu folgen, da Wrede sehr leise redete. Dass es ihm trotzdem gelang, mich für sein Buch zu begeistern, spricht eindeutig für den Autor und sein Werk. Die vorgetragenen Passagen ließen eine spannende Story erwarten und Wredes zusätzliche Erklärungen zeigten deutlich seinen Enthusiasmus für die mysteriöse Bildsprache der Genter Altartafeln und seine Faszination an dem rätselhaften Kunstdiebstahl der 1934 entwendeten „Gerechten Richter“.
Somit führte mein erster Weg nach der Lesung gleich an den Stand des Acabus-Verlags, wo ich „Das Geheimnis des Genter Altars“ kaufte und mir in bester Fangirl-Manier nervös vor mich hin kichernd den Neuerwerb sowie mein Carcassonne-Spielbrett signieren ließ.

Die Abschlussveranstaltung des BuchCon bildete wie immer die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises, der in mehreren Sparten vergeben wird. So belegte beispielsweise das Autorenduo Vanessa Kaiser und ThomasLohwasser mit ihrer in der Anthologie „Dunkle Stunden“ erschienene Geschichte „Der letzte Gast“ den ersten Platz in der Kategorie „Beste deutschsprachige Kurzgeschichte“, den ersten Preis für die beste Originalanthologie gewann „Steampunk Akte Deutschland“ aus dem Art Skript Verlag und als bestes deutschsprachiges Romandebüt wurde „Lux & Umbra I - Der Pfad der schwarzen Perle“ von Silke M. Meyer ausgezeichnet.

Natürlich war der BuchCon mal wieder viel zu kurz! Aber das schöne Gefühl, für einen Tag lang unter großartigen Träumern, Visionären und Phantasten zuhause gewesen zu sein, wird mich sicherlich noch lange begleiten.

Autor:

Mimi Moriarty aus Oberhausen

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