Weltspieltag: Wo sind Spielorte?
„Orte zum Spielen sehen für Kinder ganz anders aus als für Erwachsene“, erzählt Leiterin Marion Schmitz aus der katholischen Kindertageseinrichtung Unsere Liebe Frau aus Oberhausen. „Deshalb wollten wir den Kindern heute die Möglichkeit geben, uns zu zeigen, wie sie ihre Umgebung wahrnehmen und wo Spielorte sind, die wir vielleicht gar nicht als solche erkennen.“
Mit auffällig roten Fähnchen haben deshalb am Weltspieltag am 27. Mai, 20 Wackelzahnkinder der KiTa gemeinsam mit ihren Erzieherinnen die Rolandhalde in Dümpten erobert und als einen Ort markiert, an dem sie gerne spielen würden.
Dafür musste aber zunächst einmal überlegt werden, was man denn auf so einer Berghalde, eingebettet in umliegende Wiesen, überhaupt alles spielen kann. „Schließlich hatten wir kein Spielzeug dabei und das Wetter war ja leider auch gar nicht so gut“, erzählt Marion Schmitz.
„Verstecken spielen“ wäre eine prima Idee, meinte Philip. „Au ja und Fangen wäre auch cool“, stimmte ihm Enja zu. „Guckt mal dahinten, da ist eine Röhre, da könnten wir durchkrabbeln“, machte Finn eine wichtige Entdeckung. „Ja, und um dahin zu kommen, müssen wir diesen Hügel runter rennen, da könnten wir doch gleich ein Wettrennen machen“, schlug Maurice vor. Die Ideen sprudelten nur so aus den Kindern hervor. Gesagt, getan: Im Nu versteckten sich alle Kinder im hohen Gras und waren nicht mehr zu sehen.
Beim Wettrennen den Hügel hinunter ging es über Stock und Stein und jeder musste gut aufpassen, dass er nicht auf der Nase landete. Die geheimnisvolle Röhre entpuppte sich als riesiges altes Kanalrohr, durch das man hindurch laufen konnte und in dem es wunderbar hallte, wenn man etwas hineinrief. Schnell waren die Kinder und Marion Schmitz sich einig: Das ehemalige Zechengelände der Zeche Roland ist ein hervorragender Spielort für Kinder.
Deutlich wurde auch, dass man zum Spielen an diesem Ort kein Gerät oder Spielmaterial benötigt. „Allein mit dem Körper, im Miteinander und mit Hilfe unterschiedlicher Spielideen der Kinder kann man jede Menge Spaß haben - und das sogar im Regen“, so Schmitz. „An diesem Ort haben wir nicht zum letzten Mal gespielt!.“
Beim nächsten Sonnenschein, das wurde sofort beschlossen, macht die KiTa wieder einen Ausflug auf die Rolandhalde.
Spielen ist für eine gesunde Entwicklung von Kindern unverzichtbar. Sie schärfen im Spiel ihre Wahrnehmung und entwickeln Kreativität, Motorik und Sozialkompetenz. Aber wo es früher noch genügend freiliegende Wiesen zum Fußball spielen, grüne Wäldchen für kleine Abenteuer und Wohngebiete ohne Autos gab, finden Kinder heutzutage kaum noch Orte, an denen sie frei spielen, toben und sich selbst entdecken dürfen. Rund 60 Einrichtungen des KiTa Zweckverbands im Bistum Essen und mehr als 1000 Kindergartenkinder haben deshalb anlässlich des Weltspieltags neue, alte oder ungewöhnliche Spielorte mit roten Fähnchen markiert, die weithin sichtbar zeigen: Hier ist ein Ort, an dem ich gern spiele – auch wenn der Ort gar nicht wie ein typischer Kinderspielplatz aussieht. Geschäftsführer Peter Wenzel betont: „Wir müssen Kindern genügend Raum für ihre Entwicklung geben.“ Dazu gehöre auch ein ausreichender „Spiel-Raum“, so dass Kinder ihre Kreativität, ihren Bewegungsdrang und ihren angeborenen Spieltrieb voll ausleben können.
Autor:Klaus Bednarz aus Dinslaken |
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